Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ewig sollst du bueßen

Ewig sollst du bueßen

Titel: Ewig sollst du bueßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Leotta
Vom Netzwerk:
und die Nanny muss nach Hause.
Aber ich habe ein Gästezimmer. Möchten Sie da heute übernachten? Ich denke, es
wäre vielleicht besser für Sie, als allein hierzubleiben.«
    Anna hielt inne. Sie wollte, dass Jack sie für tough und furchtlos
hielt; es widerstrebte ihr zuzugeben, dass sie nervös war. Dann warf sie einen
Blick in die leere Wohnung hinter sich. Die Erinnerung an D’marco, wie er sie
gegen die Hintertür drückte, war noch frisch. Sie fühlte, wie von dem stillen
Apartment eine vage Bedrohung ausging. Jetzt war nicht der Zeitpunkt, die
Unverwüstliche zu spielen. Sie lächelte ihn an.
    Â»Eigentlich wäre das prima.«
    Jack wohnte in Takoma Park, einer Vorstadt im Grünen an
D.C.s nordwestlicher Grenze zu Maryland. Als das Taxi Jack und Anna durch die
Straßen fuhr, blickte sie hinaus auf die farbenfrohen Bungalows und viktorianischen
Gebäude.
    Â»Die Häuser wirken wie Puppenhäuser«, murmelte Anna. Sie schaute auf
ein Schild. »Historisches Viertel?«
    Â»Viele der Häuser wurden um die Jahrhundertwende gebaut. Es waren
Sommerhäuser für die Menschen, die mitten in der Stadt lebten. Damals war das
hier die tiefste Provinz.« Jack deutete auf ein Haus mit einer UN-Flagge, einer
Regenbogenfahne und einer mit dem Friedenszeichen. »In den Siebzigerjahren war
es so etwas wie eine Hippie-Enklave. Einige Leute sprechen noch immer von
Granola Park, nach dem Müslihersteller. Die Stadt erklärte sich selbst zur
›atomwaffenfreien Zone‹ und hat jeglichen Handel mit Burma verboten.«
    Â»Ich bin sicher, in Burma hat man sich sehr darüber aufgeregt.«
    Â»Klar.« Jack lachte. »Heute werden die Aktivisten durch Yuppies wie
mich ersetzt, die einfach in einer Gegend leben wollen, wo die U-Bahn in der
Nähe ist und die Kinder sicher aufwachsen können. Einige meiner Nachbarn waren
misstrauisch, als sie hörten, dass ich Staatsanwalt bin. Das machte mich
automatisch zum Bullen. Aber ich habe mich dem Vorstand des Genossenschafts-Bioladens
angeschlossen. Ich kompostiere. Und Olivia ist zu niedlich, als dass ihr jemand
widerstehen könnte. Jetzt akzeptieren mich meine Nachbarn als einen von ihnen.
Ich bin eben der Staatsanwaltstyp.«
    Â»Es ist eine prima Gegend. Und ich dachte, dass Sie in der Stadt
wohnen.«
    Wieso?, dachte Jack, plötzlich wachsam. Weil ich schwarz bin?
    Â»Weil Sie der Chef der Mordabteilung sind«, sagte sie schnell.
»Nicht der Partner irgendeiner Anwaltskanzlei. Ich habe es mir etwas düsterer
vorgestellt, nicht so etwas Lauschiges.«
    Â Na gut, dachte Jack.
    Â»Ich hatte genug von ›düster‹«, räumte er ruhig ein. »Ich wollte,
dass Olivia in einer Gegend groß wird, wo sie auf der Straße spielen kann. Ich
bin in Anacostia aufgewachsen. Alle paar Jahre kam dort ein Kind, das ich
kannte, bei einer Schießerei oder sonst was ums Leben. Ich wollte für meine
Tochter etwas Besseres. So etwas, wo Sie sicher aufgewachsen sind, Miss
Getreidekönigin aus dem Mittleren Westen«, witzelte er.
    Â»Ich bin in Flint aufgewachsen«, gab Anna zurück. »Wir steckten
fünfundzwanzig Jahre lang in einer Rezession. Mein Dad arbeitete in der General-Motors-Fabrik
am Fließband. Als er arbeitslos wurde, verloren wir unser Haus und zogen in
einen Trailerpark. Also lassen Sie das Krönchen mal stecken.«
    Â»Tut mir leid. Ich bin davon ausgegangen, dass Sie ein Kid mit
Treuhandfonds waren, weil Sie von Harvard kommen – und weil Sie so …« Er hielt
abrupt inne.
    Â»So was?«
    So schön sind, dachte er.
    Â»So smart sind«, erklärte er.
    Jack dirigierte den Taxifahrer zu einem gelben viktorianischen Haus
am Ende einer ruhigen Straße. Das Haus und alle umstehenden Bäume waren mit
bunten Weihnachtslichterketten geschmückt und ein großer Plastikschneemann
beleuchtete den Garten.
    Â»Schon aufgeregt wegen Weihnachten, Jack?«, zog sie ihn auf. »Wir
haben noch nicht mal Thanksgiving hinter uns.«
    Â»Wenn es nach Olivia ginge, würden wir mit dem Weihnachtenfeiern
schon im Juni anfangen«, erwiderte Jack und gab dem Taxifahrer einen Zwanziger.
    Als Jack die Tür zum Haus aufstieß, kam Olivia durch die Halle
angerannt. Sie hatte Zöpfchen, trug einen pinkfarbenen Schlafanzug und zog
einen Teddybären hinter sich her. »Daddy! Daddy!« Sie warf sich in seine Arme
und er nahm sie hoch und ließ

Weitere Kostenlose Bücher