Ewig
Menge Probleme gleichzeitig, und zwar auf unserem eigenen Grund und Boden. Wagner und Sina kommen zu uns und ich glaube nicht, dass wir es uns leisten können, Kommissar Berner gehen zu lassen.«
»Ich verstehe sehr gut«, gab Kohout erfreut zur Antwort, »und ich bin überzeugt, Sie haben die richtige Wahl getroffen, Schwester. Unsere Männer sind auf dem Weg nach Wien, aber ich werde sie auf dem schnellsten Weg nach Prag zurückbeordern. Was machen wir mit diesem Unbekannten, der gemeinsam mit dem Chinesen in Graz aufgetaucht ist?«
»Wenn meine Informationen richtig sind, dann handelt es sich dabei um den Auftragskiller der Chinesen«, sagte die Superiorin, »und ich kann mir vorstellen, wo er derzeit ist. Überlassen Sie ihn mir, Bruder Franziskus.«
Krems-Stein in der Wachau, Niederösterreich/Österreich
V alerie hatte unglaubliches Glück und fand unmittelbar vor dem Steiner Tor und der Fußgängerzone der Oberen Landstraße einen Parkplatz.
»Sechs Wochen später, mit dem Beginn der Obstbaumblüte in der Wachau, kannst du hier nur mehr mit dem Fahrrad herkommen«, warnte Paul sie und streckte sich, während Georg mit Tschak aus dem Fond des »Pizza-Expresss« kletterte. Der kleine Hirtenhund verschwand begeistert in der Grünanlage.
»Wenigstens haben wir ein paar Sonnenstrahlen aus Graz mitgebracht«, meinte Valerie dankbar und schaute sich um. Das kleine Städtchen an der Donau hatte viel vom Charme der Vergangenheit erhalten und in die heutigen Tage herüber retten können, das hatte sie bereits bei der Anfahrt in die Innenstadt gesehen.
Das Steiner Tor war ganz nah und nach wenigen Schritten standen sie vor dem Stadttor, das nun den Zugang zur Fußgängerzone und nicht länger das Schicksal der ehemals wichtigsten Handelsstadt an der Donau bewachte.
»Dieses verträumte Städtchen war schon eine Weltstadt, als Wien noch ein Dorf gewesen ist«, sinnierte Georg. »Jetzt erinnert es mich zur Hochsaison nur noch an einen brummenden Bienenkorb voller Insekten auf der Suche nach Marillenblüten, Mariandl und Hofrat Geiger.«
»Nach wem?«, wunderte sich Valerie. Paul trat neben sie, blickte zu dem Tor hinauf und erklärte:
»Das kannst du nicht wissen, meine Liebe. In Israel ist dir das wohl erspart geblieben. Das sind zwei Figuren aus dem berühmtesten Heimatfilm der Nachkriegszeit. Er hat es sogar zu einem Remake gebracht. Starbesetzt für deutschsprachige Verhältnisse.«
»Hübsch ist es hier«, bemerkte Valerie und schaute sich um. »Die zwei kurzen runden Türme links und rechts des Tores sehen mit ihren hohen, spitzen Dächern aus wie zwei Gartenzwerge, die sich an einen größeren lehnen.«
Georg verdrehte leidend die Augen. Paul, der es bemerkt hatte, kicherte kaum merklich und stieß seinen Freund mit dem Ellenbogen in die Seite. »Da schmerzt das Herz des Burgbewohners, nicht wahr?«, flüsterte der Reporter. »Aber jetzt weiß ich, warum du einen Vollbart hast, mein Bester.«
Georg seufzte theatralisch. »Das sind Hakenbüchsentürme für leichte Artillerie, einsetzbar im Radius von 180 Grad«, brummte er und warf Valerie einen tadelnden Blick zu.
»Ich weiß, ich weiß, Herr Professor«, winkte Goldmann ab, »Hakenbüchsen sind große, grobgeschäftete Luntengewehre, aus ihnen haben sich erst die Arkebusen und Musketen, später die modernen Handfeuerwaffen entwickelt. Trotzdem sehen die Türme aus wie Wichtel.« Mit zufriedenem und leicht spöttischem Lächeln ging sie mit federnden Schritten auf den Wehrbau zu, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und hopste dann über die Straße, als wäre sie ein kleines Mädchen, das über Kreidequadrate springen würde, die nur sie sehen konnte.
Georg stand der Mund offen und Paul prustete los. »Jetzt hat sie es dir aber gegeben, Herr Burgbesitzer.« Dann schlug er Sina mit der flachen Hand auf den Rücken und rief: »Irgendwo auf dem viereckigen Mittelturm, unter dem barocken Helm muss die Inschrift sein. Oder gleich neben dem Bogen? Ich weiß es nicht mehr genau. Jedenfalls war sie nicht im Fresko mit dem Reichsadler. Wir müssen sie suchen.«
Valerie stand mit ihren Händen auf dem Rücken staunend vor dem alten Tor und schaute nach oben. Ihre Wachsamkeit war auf Eis gelegt, nachdem ihr auf der Fahrt nach Krems niemand Verdächtiger aufgefallen war. Sie genoss die Wärme der Sonnenstrahlen und die Atmosphäre des kleinen Städtchens an der Donau.
»Da steht das AEIOU. Gleich neben den Steinen des Rundbogens.« Valerie deutete nach
Weitere Kostenlose Bücher