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Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
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schnell er kann, um dem Winter zu entkommen. Ich rase auch durch mein Leben einem Ziel zu und dabei bleibt so vieles links und rechts zurück, vieles, dem ich mich nicht so widmen konnte, wie ich es eigentlich gewollt hätte: Menschen, Freunde, eine eigene Familie … Sie bleiben einfach auf der Strecke, weil ich keine Zeit habe.«
    »Das klingt so, als fühltest du dich ziemlich einsam«, bemerkte Paul und versuchte, Valerie aufzuheitern, »aber ich versichere dir, du bist ganz bestimmt kein kleiner, grauer Vogel, der durch die Luft rast. Du hinterlässt bleibende Eindrücke … sehr nachhaltige obendrein«, scherzte er und erinnerte sich an das Feuerwerk in Chemnitz, das Valerie veranstaltet hatte, um ihn und Georg zu retten.
    »Darum: Tu felix Austria nube. – Du glückliches Österreich heirate«, meldete sich Georg von der Rücksitzbank.
    »Ich dachte immer, das heißt ›Drum prüfe, wer sich ewig bindet‹«, lachte Wagner. »Wie kommst du jetzt überhaupt da drauf? Manchmal bin ich bei deinen Gedankensprüngen wirklich verloren.«
    »Einsam im Strudel der Zeit, unbesiegt und trotzdem das sichere Ende vor sich, so muss sich Corvinus gefühlt haben, als er diese Zeilen verfasst hat. Genau so wie Valerie«, murmelte Sina halblaut und begann Dreien auf seinen Oberschenkel zu zeichnen.
    »Welche Zeilen hat Corvinus verfasst? Ein Gedicht? Erzähl mir davon«, fragte Valerie und schaute kurz über die Schulter nach hinten.
    »Bella gerant alii, tu felix Austria nube. Nam quae Mars aliis, dat tibi diva Venus. – Kriege führen mögen andere, du, glückliches Österreich, heirate. Denn was Mars (den) anderen (verschafft), gibt dir die göttliche Venus«, rezitierte Sina versonnen und blickte aus dem Fenster auf das erste Grün auf den vorbeiziehenden Bäumen.
    »Und was hat das mit Valeries Einsamkeit zu tun?« Paul schüttelte den Kopf. Er wusste nur, dass Georg gerade eine gute Gelegenheit, Valerie ein wenig besser kennen zu lernen, ruiniert hatte. »Du kommst immer zur Unzeit auf tiefschürfende Themen zu sprechen und versaust jede gute Stimmung, ist dir das schon aufgefallen?«
    Sina wischte den Einwand mit einer Handbewegung zur Seite. »Ignorant! Corvinus, der sich selbst so gerne als neuer Julius Caesar porträtieren ließ, hatte alles erobert und unterworfen, was es für seine Krone zu erwerben gab. Er war tief in Friedrichs Reich eingedrungen, hatte ihn vor sich hergejagt, aber letztlich war alles umsonst gewesen, und das wusste er.«
    »Warum war alles umsonst gewesen?«, fragte Valerie und zog die Augenbrauen zusammen.
    »Ganz einfach, weil Matthias keinen legitimen Erben hatte. Sein Königreich brach nach seinem Tod wieder auseinander und all seine Eroberungen fielen an Friedrich zurück. Unser geduldiger Kaiser hatte den siegreichen Feldherrn nur überleben müssen, wie alle seine Feinde zuvor und danach. Friedrich kämpfte nicht, er verheiratete. Nicht Mars, Venus war sein Planet, nicht der Hass, die Liebe war seine Triebfeder. Friedrich vermählte seine Kinder und Kindeskinder, seine Nichten und Neffen mit den Kronprinzen und Kronprinzessinnen der Reiche dieser Welt und wartete. Dazu kommt, wie wir jetzt wissen, dass er dem Geheimnis des ewigen Lebens auf der Spur war.«
    »Aber wäre es nicht furchtbar, mit ansehen zu müssen, wie alle Kinder, alle die einem jemals lieb und wichtig geworden sind, nach und nach wegsterben? Also ich finde die Vorstellung von einem Friedrich, der groß, hager und unsterblich auf seinem Thron sitzt und auf Todesnachrichten wartet, um sein Reich zu mehren, fürchterlich«, entsetzte sich Goldmann und blickte abwechselnd auf Paul und Georg.
    » Felix oblivio – das Glück liegt im Vergessen – war immerhin Friedrichs eigentlicher, politischer Wahlspruch«, erklärte Georg und senkte den Kopf. Eine angespannte Stille machte sich breit.
    »Was heißt eigentlich ›keinen legitimen‹ Erben?«, fragte Valerie. »Hatte Corvinus denn uneheliche Kinder?«
    »Na ja, der König hatte einen Sohn, allerdings von einer Mätresse. Sie war aus Stein an der Donau …«, begann Georg und legte sich in Gedanken bereits die Geschichte vom ungarischen Monarchen und der Bürgerstochter zurecht.
    »Kenne ich«, unterbrach ihn Paul energisch. »Das ist ein nettes Städtchen gleich neben Krems. Weitaus netter als der Ruf, den man mit dem Namen normalerweise verbindet.«
    Valerie horchte auf. »Wieso? Was verbindet man denn normalerweise mit Stein?«
    »Dort ist das österreichische

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