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Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
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Wagner vor acht oder zehn Jahren seine ersten Berichte an UMG schickte, hatte er seine Wurzeln wieder gespürt, das Ziehen in der Herzgegend. Ein bisschen spät vielleicht, aber …
    Wineberg nahm sein Telefon und wählte die Nummer von UMG.
    »Elena, ich brauche einen Flug, heute, den nächsten, den Sie bekommen können. Ich fliege nach Wien, buchen Sie für eine Person, ich brauche keine Krankenschwester als Schnorrer mit, die auf meine Kosten Urlaub machen möchte. Immer, wenn die Frau in der Nähe ist, fühle ich mich todkrank. Erste Klasse, Direktflug ab Miami oder Palm Beach. Schicken Sie jemanden zur Marina, der mich abholt und alle Unterlagen hat. Und Elena?«
    »Ja, Mr.Wineberg?«
    »Schicken Sie einen Scheck an Paul Wagner für seine Recherchen. Ich möchte, dass er an der Geschichte dran bleibt.« Damit legte Wineberg auf und wandte sich dem zweiten Dossier, dem über Valerie Goldmann, zu. Dieses Mädchen hatte ihm der Himmel geschickt, dachte er sich und schaute sich lange das Porträtfoto an, das der ersten Seite der Unterlagen beigeheftet war. Das Geheimnis von Kaiser Friedrich war nur ein Grund, warum er nach Wien flog, Valerie Goldmann war der zweite und wichtigere.
Autobahn A2, Fahrtrichtung Wien, Steiermark/Österreich
    D er »Pizza-Expresss« röhrte über die Autobahn A2 in Richtung Wien und Valerie, die am Steuer saß, schaute seit Graz immer wieder in den Rückspiegel und kontrollierte, ob ihnen jemand folgte. Bisher war ihr niemand aufgefallen und so fing sie langsam an, sich zu entspannen.
    Neben ihr döste Paul auf dem Beifahrersitz, Georg lag mehr, als er saß, auf der Rückbank und hatte Tschak auf dem Schoß, der traumverloren schnarchte. Nur manchmal entfuhr ihm ein leises Knurren und Winseln, wobei seine Flanken heftig zitterten. Dann schaute Sina zu ihm hinunter und lächelte jedes Mal nachsichtig, wenn der kleine Körper im Traum bebte. Wurde das Zucken zu heftig, strich er ihm über den Kopf und sah dabei wieder aus dem Fenster, wo die Landschaft an ihnen vorbeiglitt wie die Bühnenleinwand auf einer endlosen Rolle, wie sie in den alten Filmen der fünfziger Jahre eine Reise vorgaukelte. Eine Reise, die doch nur im Studio stattfand und nirgendwohin führte.
    Nach den Entdeckungen in Graz wirkte alles nun ein wenig irreal. Die Uhr schien in Zeitlupe zu ticken, alles schien zu verharren, wie das gleichzeitige Atemholen nach einem Langstreckenlauf und das Kräftesammeln vor einem anstrengenden Finale. Alle in dem kleinen roten Mazda träumten schweigend vor sich hin.
    »Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber wenn ich so über die Autobahn fahre und die Landschaft stundenlang an mir vorbeifliegt, da tauchen immer ganz seltsame Bilder vor meinen Augen auf und ich fange an, melancholisch zu werden …«, meinte Valerie und auf ihrem Gesicht erschien ein weicher, gedankenverlorener Zug.
    Paul wachte auf und schaute sie an. Er bemerkte die Veränderung ihres Gesichtsausdrucks, der so gar nicht zu dem Major Goldmann passen wollte, den Georg und er bisher kennen gelernt hatten. »Wie meinst du das?«, fragte er und streckte sich in dem Schalensitz, so gut er konnte.
    »Lacht mich bloß nicht aus!«, antwortete Valerie, »aber diese Reise ist auch eine Fahrt in meine Vergangenheit, eine Entdeckungsreise zu meinen Wurzeln. Ich dachte zuerst, das würde mir nicht nahe gehen, aber es ist ein seltsames Gefühl, plötzlich in einem Land unterwegs zu sein, aus dem meine Familie kommt und in dem sie jahrhundertelang zu Hause war. Nenne es eine philosophische Anwandlung.« Valerie blickte fast verlegen zu Paul hinüber.
    »Vor mir brauchst du dich dafür nicht genieren«, erwiderte Paul und lächelte sie an, »mir ist nichts Menschliches fremd. Ich bin nicht wie du, ich spüre meine Wurzeln nicht so stark, ich bin da zu Hause, wo ich gerade bin, aber ich kann dich gut verstehen.« Valerie nickte zufrieden und sie gewann ihre gewohnte Sicherheit zurück.
    »Niemand hier wird dich für deine Tagträumereien auslachen«, ergänzte Georg vom Rücksitz, »was glaubst du, mache ich stundenlang im Lehnsessel meiner Burg?«
    »Wochenlang, meinst du«, korrigierte ihn Paul grinsend. »Während alle glauben, Professor Sina studiert fleißig in seiner Eremitage, macht er nichts anderes als seinen Gedanken nachzuhängen.«
    »Bloßgestellt«, gab Georg zurück und lachte leise.
    »Also manchmal …«, hob Valerie stockend an, »manchmal fühle ich mich so wie ein Zugvogel, der nach Süden zieht und der fliegt, so

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