Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
Vom Netzwerk:
hierher nach Stein geführt hatten, wischte er mit der Handfläche über den Tisch und rief: »So, jetzt sind Sie dran.«
    »Und in Graz haben Sie sonst gar nichts herausgefunden?« Der Südafrikaner war sichtlich enttäuscht und zeigte es auch.
    »Nein, leider«, erwiderte der Reporter, »bis auf einen Kulturgenuss, ein architektonisches Meisterwerk von Treppe, haben wir nichts nach Hause mitnehmen können. Wir tappen völlig im Dunkeln, genau wie Sie auch.«
    »Das ist mehr als bedauerlich, wirklich«, seufzte Gavint. »Sie sind wirklich vollkommen ehrlich mit mir?«
    »Genauso ehrlich, wie Sie es mit uns sind«, lächelte Paul und deutete mit dem Zeigefinger auf sein rechtes Auge. »Schauen Sie – können diese Augen lügen?«
    Gavint brummte etwas und spießte ein Stück Geräuchertes auf. Dann hielt er inne, überlegte kurz und meinte: »Wie Ihr berühmter Doktor Freud zu sagen pflegte: Manchmal ist eine Zigarre nur eine Zigarre.«
    »Wie bitte?« Paul und Georg sahen sich fragend an.
    »Haben Sie schon einmal daran gedacht, dass uns Friedrich vielleicht aus gutem Grund gerade in diese Stadt gelockt hat? Wieder einmal aus voller Absicht?« Gavint blickte versonnen auf die Donau.
    »Ich will nicht respektlos erscheinen, aber ich habe inzwischen den Eindruck, dass Friedrich nicht einmal ohne Plan auf die Toilette gegangen ist«, ärgerte sich Paul. »Also worauf wollen Sie hinaus?«
    »In Stein war der Stapelplatz für Salz«, begann Gavint seine Überlegungen. »Die Ruprechtskirche ist die Kirche der Salzschiffer. Salz ist ein Mineral. Ein Mineral ist nicht zuletzt auch eine Art Stein. Zu Friedrichs Zeit ein überaus kostbarer und sehr wertvoller Stein. Nicht umsonst nannte man es das ›weiße Gold‹. Und diese Stadt heißt Stein.« Er lächelte gewinnend in die Runde.
    »Sie meinen …« Georg schluckte den Bissen hinunter, an dem er gerade kaute, und sprach weiter. »Sie meinen, Friedrichs Geheimnis ist ein Stein? Ein Mineral? Vielleicht ein Edelstein?«
    Gavint nickte bestätigend. »Genau, Professor. Ich denke, Friedrich der Geizhals, der jedoch ein Faible für Edelsteine hatte, wollte uns mit seinem Hinweis auf dem Tor zu dem Begriff ›Stein‹ führen.«
    »Hmm«, überlegte Sina, »Friedrich hatte in Nürnberg sogar ein ziemlich umfangreiches, geheimes Privatdepot von Edelsteinen hinter der Wandvertäfelung einer Kirche angelegt. Der Schatz war so gut versteckt, dass man erst Jahrzehnte später draufkam. Also ein Edelstein?«
    »Berühmte Edelsteine sind in der Regel geschliffen und gefasst, mein Bester«, gab Paul zu bedenken. »Und nachdem der Schatz in Nürnberg schon gehoben wurde, wo sollten wir diesen Edelstein dann suchen?«
    »In einem Kelch«, warf Valerie überraschend ein.
    »Wie bitte?« Gavint, Sina und Wagner schauten verdutzt auf Valerie, die bisher schweigsam dagesessen und zugehört hatte.
    »Parsifal.« Valerie blickte herausfordernd auf Gavint. »Soweit ich mich erinnern kann, ist in Wolfram von Eschenbachs ›Parzival‹ der Heilige Gral ein Stein.«
    Georg malte Dreien auf die grüne Holztischplatte. »Der Heilige Gral … eine andere Form des Steins der Weisen …«, murmelte er vor sich hin.
    Valerie setzte hinzu: »Nachdem wir gerade aus Graz kommen …einer der Auftraggeber und Beschützer Wolframs war der Herzog der Steiermark. Das Wappen des Vaters von Parzival ist in dem Epos des Minnesängers darum auch der steirische Panther. Parsifals Vater besaß einen magischen Helm, der ihn unbesiegbar machte. Und aus Stein stammt die Mutter des Sohnes von Corvinus, den Friedrich und seine Truppen nicht bezwingen konnten.«
    Georg hob erstaunt den Kopf. »Genial, weißt du das? Das ist es!«, rief er aus. »Das Geheimnis Friedrichs ist in Form eines Edelsteins in einem Kelch versteckt. Das ergibt Sinn.« Er bedachte Valerie mit einem anerkennenden Blick.
    »Das ergibt wirklich Sinn«, wiederholte Paul, »Eddy, der Anrufer, der mich über Berners Verhaftung informiert hatte, hat einen barocken, reich mit Edelsteinen verzierten Kelch in der Villa der Tempelherren in der Agnesgasse erwähnt.«
    Valerie warf ihm sofort einen warnenden Blick zu.
    Gavint tat so, als hätte er diese Bemerkung nicht gehört und sah mit einer theatralischen Geste auf seine Breitling. »Schon so spät? Sie verzeihen, dass ich jetzt aufbreche. Ich habe noch eine Verabredung, die ich nicht versäumen möchte.«
    »Schade«, meinte Paul überrascht, »ich hatte gehofft, Sie könnten uns noch ein wenig länger

Weitere Kostenlose Bücher