Ewig
ihre Chancen schwinden und haben gestern verschlafen, im wahrsten Sinne des Wortes. Dieser Fehler wird ihnen nicht mehr unterlaufen.« Der Bischof seufzte. »Dafür haben nun die Behörden einen unserer Brüder in Gewahrsam, unter Mordanklage und nach einem dreifachen Mordversuch.«
Schwester Agnes nickte besorgt. »Jetzt sind alle alarmiert und die Polizei hat jeden Grund dazu, wachsam zu sein, weil Bruder Johannes einen Kriminalbeamten in die Sache verwickelt hat. Alles ist wesentlich schwieriger geworden.«
»Was für Anweisungen sollen wir dem Team geben?«, fragte Kohout die Nonne.
»Wir bleiben bei unserem ursprünglichen Plan, ich sehe keine Veranlassung für eine Änderung«, stellte Schwester Agnes fest, »wir müssen nur vorsichtiger sein.«
»Und Pater Johannes?« Die Worte Kohouts standen schwer im Raum. Das Porträt Papst Benedikts XVI. blickte wohlwollend von der Wand, der Pontifex lächelte unverbindlich. Schwester Agnes faltete die Hände in ihrem Schoß und sah Bischof Kohout durchdringend an.
»Geben Sie unserem Team die Anweisung, Bruder Johannes aus der bewachten Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses in Wien zu befreien.« Ihr Blick wurde hart. »Ich will nicht, dass er morgen noch von der Polizei vernommen werden kann.« Sie stand auf und ging zur Tür. »Ich will, dass ihn unser Team danach sofort liquidiert. Fehler wie die Aktion gestern darf sich niemand erlauben, schon gar nicht ein Mitglied des Rates der Zehn.«
Kohout neigte respektvoll den Kopf und griff zum Telefon, als Schwester Agnes schon zu ihrer Wohnung in einem der obersten Stockwerke des Palais hochstieg. Kaum zwanzig Minuten später verließ eine zierliche Frau in Rock und Stöckelschuhen das Palais. Sie war elegant gekleidet, ihr brünettes Haar war hochgesteckt und zwei Jugendliche, die auf dem Platz am Hradschin Fußball spielten, blickten ihr nach und machten eine anzügliche Bemerkung. Die Frau lächelte nachsichtig darüber, bevor sie in einen wartenden Mercedes einstieg, der sofort anrollte und den Prager Burgberg hinunterfuhr.
Ein anderer schwarzer Mercedes jagte rund hundert Kilometer entfernt mit überhöhter Geschwindigkeit über die Autobahn südlich von Prag auf dem Weg nach Wien. Die neue S-Klasse mit den verdunkelten Scheiben passierte mit ihren vier Passagieren gerade die Ausfahrt Velke Mezirici, als das Telefon läutete.
Flughafen Wien-Schwechat/Österreich
D er Flug Austrian Airlines OS 860 vom Ben Gurion Flughafen in Tel Aviv landete pünktlich um 09:40 in Wien. Der Airbus A320 rollte aus und Valerie Goldmann sah aus dem Fenster, die Sonne trocknete die letzten Pfützen auf dem Asphalt. Es war ein kurzer Flug gewesen, unterbrochen von einem Frühstück und ein paar Turbulenzen über der italienischen Küste. Sie hatte die wenigen Unterlagen, die Shapiro ihr in die Hand gedrückt hatte, schnell durchgearbeitet und den Rest der Zeit versucht zu schlafen. Es war ihr nicht gelungen. Sie musste immer wieder an das Geheimnis denken und an die Geschichten, die sich darum rankten und die ihr der Geheimdienstchef nach und nach eröffnet hatte.
In Wien ist es sonnig, aber kühl verglichen mit Tel Aviv, dachte sich Goldmann, zog fröstelnd ihre Lederjacke enger um sich und wanderte rund um das Karussell der Gepäckausgabe in der Hoffnung, dass ihr kleiner Koffer bald ausgespuckt wurde. Vor dem Ausgang wurde sie von einem jungen Mann in Anzug und Mantel abgeholt, der ihr den Koffer abnahm und sie zum wartenden Wagen der Botschaft geleitete. Als Valerie einstieg, saß auf der Rückbank bereits ein Uniformierter, der sich als Samuel Weinstein, Militärattaché und Liaisonoffizier des Mossad vorstellte. Weinstein war höflich, professionell und bemerkenswert uninformiert, wie Valerie feststellen musste. Hatte der Geheimdienstchef in Tel Aviv so wenigen vertraut?
»Willkommen in Wien, Major Goldmann. Mr. Shapiro hat mich angewiesen, Ihnen jede nur erdenkliche Unterstützung zu gewähren. Lassen Sie mich wissen, was Sie brauchen, und bis morgen sollten wir alles erledigt haben, außer Sie verlangen einen Helikopter.« Weinstein sah sie von der Seite her an und schien zu hoffen, dass ein Hubschrauber doch nicht auf ihrer Wunschliste stand.
»Der würde dann zwei Tage dauern?« Valerie lächelte Weinstein an und war versucht es auszuprobieren.
Der Militärattaché schluckte.
»Keine Sorge, Mr. Weinstein. Ich brauche ein schnelles, wendiges, aber unauffälliges Auto mit Navigation, eine Waffe, am besten eine Smith &
Weitere Kostenlose Bücher