Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
Vom Netzwerk:
Wien/Österreich
    S chweigend legte der Sekretär des chinesischen Botschafters die neuesten Tageszeitungen auf den ovalen Tisch im Sitzungszimmer. Die Schlagzeilen waren fast alle gleich: »Pfarrer als Todesengel« und »Todesengel durch Messer gestoppt«. Aus den unterschiedlichsten Gründen waren darüber ganz verschiedene Leute verärgert. Die Artikel schilderten nicht nur den nächtlichen Angriff auf Wagner, Sina und den Kommissar durch Pater Johannes, sondern damit verbunden auch die Lösung des Mordfalls Mertens durch Berner.
    Wagner hatte ganze Arbeit geleistet. Noch in der Nacht hatte er die Redaktionen angerufen und dafür gesorgt, dass die Story des Anschlags auf Seite eins gebracht wurde. Der Orden der Tempelherren vom flammenden Stern in Prag war entsetzt über den Ausgang des unerlaubten Alleingangs von Pater Johannes. Der Polizeipräsident Dr. Sina war wütend, weil Kommissar Berner nach wie vor am Mordfall Mertens ermittelt hatte, ungeachtet seines ausdrücklichen Verbots. Der chinesische Botschafter wiederum tobte und berief unverzüglich eine Krisensitzung im engsten Kreis ein.
    Alles diplomatische Gehabe war mit einem Mal von ihm abgefallen, als der Botschafter Gavint und Li Feng gegenübersaß.
    »Ich frage mich, wozu die Volksrepublik Sie nach Österreich entsandt hat, General. Schon am ersten Tag verschlafen Sie einen Anschlag, der beinahe das Leben der beiden Menschen kostet, die für uns das Geheimnis Friedrichs lösen sollen. Wenn ich das nach Beijing berichte, dann können Sie nach dem missglückten Tibet-Abenteuer von hier gleich nach Bhutan weiterfliegen, um an unserer dortigen Botschaft beim Wachpersonal anzufangen.«
    Li Feng schaute den Botschafter an und merkte, dass es ihm völlig ernst war. Zerknirscht blickte er zu Boden. Nur der Jetlag am Abend zuvor war schuld daran, dass er sofort nach der gestrigen Sitzung eingeschlafen war. Bis heute früh hatte er tief geschlafen und war nicht mehr aufgewacht. Li Feng konnte sich lebhaft vorstellen, welchen Eindruck der Botschafter nun von ihm hatte.
    Gavint konnte sich ein hämisches Grinsen nicht verkneifen, denn die Stellung des Generals war auf einmal gar nicht mehr so souverän wie noch tags zuvor.
    Der Botschafter allerdings sah den Gesichtsausdruck Gavints und geriet darüber noch mehr in Rage. Laut schlug er mit der flachen Hand auf den Tisch. »Mr. Gavint, ich weiß nicht, welchen Grund Sie haben könnten, so amüsiert zu sein. Ich weiß auch nicht, was Sie davon abgehalten hat, Ihre Rolle als Beschützer von Wagner und Sina wahrzunehmen, angesichts des schnellen und überraschenden Zugriffs des Ordens. Ich hätte gerade von Ihnen mehr Professionalität erwartet.« Der Botschafter drehte ungeduldig und aufgeregt seinen Füller zwischen den Fingern.
    »Das war die Tat eines Einzeltäters. Sie geschah aus heiterem Himmel, und ich bin sicher, dass der Orden das Vorgehen von Pater Johannes genau so beurteilt und schließlich bestraft.« Gavint klang beruhigend, selbstsicher und überlegen. »Wie uns die Geschichte gelehrt hat, schlagen die Tempelherren nur in Momenten äußerster Bedrängnis alleine zu, meist aber sind sie zu fünft. Die Aktion gestern war kein Notfall und für uns unvorhersehbar. Die anderen vier Ordensmitglieder sind meinen Informationen nach erst seit Kurzem auf dem Weg von Prag nach Wien. Sie sollten heute Mittag eintreffen.« Gavint nahm eine der Zeitungen vom Tisch und schlug sie auf. »Was uns aber diese missglückte Aktion lehrt, das ist etwas ganz anderes«, fuhr er fort. »Nämlich erstens die Tatsache, dass Kommissar Berner nun auf der Seite Wagners und Sinas steht, und zweitens, dass der Wissenschaftler der gefährlichste Mann des Trios ist.«
    Der chinesische Botschafter nickte bestätigend. Dann stellte er fest: »Aber wir sollten eines nicht vergessen, Mr. Gavint. Die drei ergänzen sich perfekt und das könnte unseren Plan erschweren, was die Beseitigung Wagners und Sinas nach der Entschlüsselung des Geheimnisses betrifft.« Der Botschafter blickte den südafrikanischen Killer besorgt an. Gavint winkte ab und stand auf. »Probleme sind dazu da, um gelöst zu werden, Exzellenz. Ab sofort werde ich die beiden nicht mehr aus den Augen lassen.« Mit einem belustigten Blick auf Li Feng, der vor sich auf die Tischplatte starrte, verbeugte sich Gavint leicht und verließ den Raum.
    Schweigend blieben der Boschafter und General Li Feng sitzen, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Nach einer Weile stand Li

Weitere Kostenlose Bücher