Ewig
könnten«, erklärte Berner und drückte im Geiste die Daumen.
»Dann können wir vielleicht schnell und unkompliziert eine Lösung finden, Herr Kommissar, wenn Sie uns gestatten, bei der Öffnung des Schließfaches dabei zu sein, damit wir sicher sein können, dass keine Wertgegenstände entfernt werden.«
Berner nickte bestätigend. »Das wäre ganz in meinem Sinne – danke für diese rasche und einfache Lösung.«
Nedjelik verglich die Nummer auf dem Schlüssel mit einer langen Liste mit Zahlen und Anmerkungen und runzelte die Stirn. »Sie benötigen allerdings ein Passwort, Kommissar, ich hoffe, Herr Mertens hat Ihnen das mitgeteilt.« Der Bankmanager schaute fragend auf.
Berner hatte wieder einmal das Gefühl, knapp vor dem Ziel wurde ihm der Teppich unter den Füßen weggezogen. »Ich rufe ihn gleich an, geben Sie mir fünf Minuten«, meinte Berner und zog sein Handy aus dem Mantel.
»Dann lasse ich in der Zwischenzeit eine Kopie Ihres Ausweises machen, während Sie mit Herrn Mertens telefonieren«, sagte Nedjelik und verließ sein Büro. Berner überlegte nervös, wählte dann Wagners Nummer.
»Ich bin noch nicht so richtig unter den Lebenden«, meldete sich der Reporter.
»Aber glücklicherweise auch noch nicht unter den Toten«, antwortete Berner lakonisch. »Danken wir dafür unserem Freund Sina, den ich jetzt brauche wie einen Schluck Wasser in den Wüste. Und zwar genauso schnell.«
»Wasser? Das könnte hinkommen. Sina schwitzt gerade Blut und Wasser, weil er gleich am Rücksitz der Suzuki Platz nehmen wird.«
»Armer Kerl, denn er weiß nicht, was er tut! Geben Sie ihm das Telefon, Wagner, aber eiligst, es brennt.«
Keine drei Sekunden später war Georg Sina am anderen Ende der Leitung.
»Professor Sina, Mertens hat ein Losungswort für sein Schließfach eingerichtet. Ich bin in der Bank und wir haben wahrscheinlich nur einen einzigen Versuch.«
»Mir fallen gleich mehrere Möglichkeiten ein«, gestand Sina mit nervöser Stimme, »aber das naheliegendste wäre wohl Eleonore. Hinter ihrem Porträt haben wir schließlich den Schlüssel gefunden. Oder Avis, der Familienname des Geschlechts, aus dem Eleonore stammt. Dann natürlich Friedrich, Kaiser, AEIOU, Drachenviereck, Portugal …«
»Schon gut, schon gut«, unterbrach ihn Berner. »Was ist die wahrscheinlichste Wahl Ihrer Meinung nach?« Der Kommissar schaute nervös in die Richtung der Bürotür, die sich in diesem Moment öffnete und Nedjelik betrat wieder sein Büro. Er blickte den Kommissar fragend an und Berner legte auf.
»Herr Mertens kann sich nicht mehr so genau erinnern«, sagte der Kommissar entschuldigend, »er hat mir ein paar Optionen genannt, aber er glaubt, es lautet Eleonore.«
Nedjelik schaute in seine Liste, dann blickte er auf. »Tut mir leid, Herr Kommissar«, sagte er entschuldigend. »Eleonore ist es nicht.«
Berners Gedanken rasten. Eleonore war es nicht, an Avis glaubte er nicht, Friedrich war zu offensichtlich, genauso wie AEIOU, Drachenviereck – nein, Portugal zu weit hergeholt … Nedjelik schaute ihn ungeduldig an. Da waren doch zwei Bilder an der Wand im Schlafzimmer gewesen, Sina hatte davon erzählt … klar, das Schließfach, die Büchse – »Pandora«, sagte Berner laut.
»Korrekt, Herr Kommissar«, antwortete Nedjelik befriedigt und stand auf. »Lassen Sie uns in den Tresorraum gehen.«
Der Weg war nicht lange, ein paar Stufen hinab in den Keller und durch eine schwere, vergitterte Tür in einen kleinen Saferaum, der den charakteristischen Geruch von abgestandener Luft hatte. Nedjelik fand schnell das richtige Fach, setzte seinen Hauptschlüssel ein und drehte ihn einmal. Das Gleiche machte Berner mit seinem kleinen Schlüssel und das flache Fach war offen. Der Kommissar musste sich bücken, um einen Blick hineinzuwerfen. Bis auf einen dünnen, weißen Briefumschlag, den Berner herauszog, war das Fach leer. »Vermächtnis« stand in schwarzen Blockbuchstaben auf dem makellos glatten Umschlag, mit einer geschwungenen Linie unterstrichen.
Der Kommissar steckte ihn ein und nickte Nedjelik zu. »Sie können das Schließfach auflassen, es ist jetzt leer und Herr Mertens braucht es nicht mehr«, brummte er.
»Aber dazu muss Herr Mertens selbst vorbeikommen und unterschreiben«, warf Nedjelik ein.
»Das wird er nicht mehr können, er ist nämlich tot«, stellte Berner fest und verließ mit schnellen Schritten den Tresorraum.
Der Bankmanager schaute ihm mit offenem Mund nach.
Chinesische Botschaft,
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