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Ewige Nacht

Ewige Nacht

Titel: Ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Konferenzraum von TERA. Auf dem Tisch klingelte das Telefon, obwohl es verboten war, in den Raum Telefonate durchzustellen.
    Wilson warf einen besorgten Blick auf die Anwesenden und nahm ab. »Wilson.«
    »Nortamo.« Die vertraute Stimme war außer Atem. »Die Ladung sollte im Kongo sein, aber stattdessen waren Bleigewichte im Gehäuse. Die Bombe befindet sich im Besitz eines Mannes namens Sakombi Ladawa. Sie ist so eingestellt, dass sie um 7.00 Uhr UCT explodiert.«
    Wilson schloss die Augen. Man glaubte nie, dass der schlimmste Fall eintreten konnte – bis er eintrat.
    »Mein Sohn … Weißt du etwas über meinen Sohn?«
    »Alles in Ordnung. Ihm fehlt nichts. Wir waren rechtzeitig da.«
    Im Hintergrund war das Geräusch eines Helikopters zu hören.
    »Das Sonderkommando …« Timos Stimme hatte einen erregten, beinahe panischen Klang. »Sag ihnen, dass sich die Lage geändert hat. Denk und Azneft darf nichts passieren … Wir brauchen sie jetzt dringend. Ich hoffe, sie kooperieren.«
    Der Lärm des Helikopters überlagerte Nortamos Stimme. Wilson legte auf und wählte eine andere Nummer. »Ich brauche eine Verbindung zum Team Falcon . Schnell.«
     
    Timo hob die Hand, um auf sich aufmerksam zu machen. Durch die Bewegung nahm der Schmerz im Fingerstumpf zu, also nahm er den anderen Arm und winkte in weitem, ruhigem Bogen. In der offenen Tür des Hubschraubers sah er eine Gestalt in Kommandoausrüstung und mit Maschinenpistole. Mit irrsinnigem Tempo setzte der Helikopter zur Landung auf der Lichtung an.
    Timo winkte schneller. Er blickte zur Seite und sah Ralf und Ilgar im Laubwerk in Deckung gehen.
    Wenn Wilson keine Verbindung zu der Gruppe bekommen hatte, feuerten sie womöglich auf die Männer im Versteck, weil sie sie für Feinde hielten. Das musste er verhindern.
     
    Leroy Thompson, der Chef des Teams Falcon , sah durch das Visier seines Kommandohelms den winkenden Mann und hielt seine Maschinenpistole fest umklammert. In der Nähe des Mannes stand eine Frau, die nach oben sah.
    »Ist das eine Falle?«, sagte Thompson in sein Kopfmikrofon. »Lassen sie ihn winken, damit sie dann zuschlagen können?«
    Thompson kniff die Augen zusammen und suchte die dicht bewachsenen Ränder der Lichtung ab. »Wärmekamera zeigt zwei Personen auf halb fünf«, hörte er aus seinem Kopfhörer.
    »Landung stopp«, sagte Thompson und zog sich von der Tür zurück. Sie konnten jeden Augenblick unter Feuer genommen werden. »Abdrehen.«
    Der Helikopter schaukelte heftig und stieg auf.
    »Nachricht aus Brüssel«, hieß es im Kopfhörer. »Nortamo hat mitgeteilt, dass er okay ist, bittet, dass wir zu ihm kommen.«
    »Sie können ihn gezwungen haben, alles Mögliche mitzuteilen. Wir gehen auf Distanz.«
     
    Timo hörte auf zu winken, als der Hubschrauber in der Dämmerung hinter den Bäumen verschwand.
    »Verdammte Idioten!«, schrie er auf Finnisch. Er biss die Zähne zusammen und merkte, wie ihm die Enttäuschung die Tränen in die Augen trieb. »Scheiße, Scheiße, Scheiße«, schluchzte er.
    Das Piepsen des Telefons ließ Timo wieder zu sich kommen: Der Akku war leer.
    Noora kam zu ihm. »Was machen die für einen Scheiß?«
    »Du hast es gerade nötig, du …« Timo biss sich auf die Zunge.
    Ralf ging mit seinem Telefon in der Hand zum Landrover und öffnete die Beifahrertür. Agar setzte sich ans Steuer. Timo sah rot. »Ihr haut nicht ab! Ihr werdet uns gefälligst helfen, wieder gutzumachen, was ihr angerichtet habt!«
    Ilgar ließ den Motor an. Timo lief hinter Noora her, aber der Geländewagen setzte sich bereits in Bewegung. Ilgar kurbelte am Lenkrad und trat aufs Gaspedal. Die Reifen mit dem groben Profil wühlten Erde auf und schleuderten sie zu Timo und Noora.
    Noora blieb stehen. Sie atmete unregelmäßig.
    »Zuverlässige Freunde«, sagte Timo, ohne auch nur den Versuch zu machen, den Hohn in seiner Stimme zu verbergen.
    »Halt’s Maul.«
    Sie standen am Rand der Lichtung und fixierten sich wütend und stumm. Um sie herum tönte das Konzert der Vögel. Timo hätte nicht gedacht, dass er Mitleid für Noora empfinden könnte, aber in diesem Moment tat sie ihm tatsächlich leid.
    »Kennst du Sakombi?«, fragte er leise. »Hast du eine Vorstellung, wohin er die Ladung bringen könnte?«
    Noora starrte vor sich hin und schüttelte den Kopf. »Einmal hat er einen blöden Witz gemacht.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Dummes Zeug. Frag nicht.«
    »Was oder wen hasst er?«
    Nooras Miene wurde lebendig. Sie überlegte einen

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