Ewige Nacht
Sakombi und der Bombe nicht helfen.
Ralf hatte seine Entscheidung getroffen, und Ilgar respektierte das.
Plötzlich sah er die scharfe Kurve vor sich. Blitzschnell trat er auf die Bremse. Er riss das Lenkrad herum, das Auto geriet ins Schleudern, schlitterte von der Straße und stürzte den steilen Felshang hinab.
Die Nadelspitze drang neben dem blutigen Fingerstumpf in Timos Hand ein. Eine erste Betäubungsspritze war ihm kurz zuvor in die Handfläche gegeben worden.
»Wir haben keine Zeit für so etwas«, sagte Timo zu dem Amerikaner, der einen Mundschutz trug und ein Plexiglasvisier vor den Augen. Sie saßen in einer Wellblechbaracke in Kapulo. TERA hatte Verbindung mit dem Team Falcon aufgenommen, daraufhin hatte sie der Hubschrauber aufgelesen.
»Du musst wegen des Virus in Quarantäne«, sagte der Amerikaner.
Erst da begriff Timo, dass dessen Schutzausrüstung samt mehrschichtigen Latexhandschuhen nicht dem Schutz der Wunde galt, sondern den Amerikaner vor einer möglichen Infektion schützen sollte.
»Nein«, sagte Timo gepresst. »In der Spritze war kein Virus. Ich muss meine Arbeit machen …«
»Das stimmt«, versicherte Noora, die daneben saß. »Ein Molekularbiologe, der den Sachverhalt garantiert kennt, hat das bestätigt«, fügte sie trocken hinzu.
»Wir können bei so etwas kein Risiko eingehen, es ist zu gefährlich«, entgegnete der Amerikaner hinter seiner Maske.
Timo griff mit der gesunden Hand nach dem Satellitentelefon und drückte eine Kurzwahltaste. Bei Aaro klingelte es, aber er meldete sich noch immer nicht.
Timo knirschte mit den Zähnen, vor Enttäuschung, vor Schmerzen, vor Angst.
»Die Betäubung wird gleich einsetzen«, sagte der Amerikaner und betastete prüfend die Hand unter dem Fingerstumpf. Draußen hörte man das Geräusch eines Helikopters.
Timo rief Reijas Nummer an und betete innerlich, sie möge sich melden. Vergeblich. Schließlich sagte eine Frauenstimme: »Dies ist die Mailbox des gewünschten Teilnehmers. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Signalton.«
Timo holte Atem und riss sich zusammen. »Reija … und Aaro. Ruft mich sofort unter dieser Nummer an …«
Das Geräusch des landenden Helikopters wurde so laut, dass Timo schreien musste. »Sofort. Es ist wichtig und dringend. Ruft mich an …« Seine Stimme brach, während der Schmerz in seinem Finger heftig pochte.
»Beeilen Sie sich«, sagte er zu dem Amerikaner, der sich über seine Hand beugte.
Der Luftstrom des landenden Hubschraubers brachte die Baracke ins Schwanken und drohte sie davonzuwehen. Der Amerikaner nähte routiniert die Wunde zu und verband sie. Sobald er fertig war, wählte Timo Soiles Nummer, aber auch sie meldete sich nicht.
Daraufhin fasste er einen Plan und beschloss, daran festzuhalten, egal was geschah.
Endlich streifte der Amerikaner ein enges Netz über den weißen Verband. Der Helikopter stand draußen im Leerlauf. »Ich gebe dir Antibiotika. Die nimmst du eine Woche lang dreimal am Tag.«
Mit der gesunden Hand schob Timo die Packung in die Tasche und stand auf. Er taumelte vor Schwäche.
»Leg dich einen Moment hin«, brüllte ihm der Amerikaner ins Ohr. »Ich werde inzwischen die Quarantäne organisieren …«
Timo schob den Mann zur Seite, stützte sich am Türrahmen ab und schob sich hinaus.
Der Amerikaner folgte ihm. »Hast du gehört? Du kannst nicht gehen, bevor ich nicht die Quarantäne veranlasst habe!«
»Nicht nötig, wie ich schon sagte. In der Spritze waren keine Viren.«
Die Seitentür des Hubschraubers wurde aufgerissen, und ein bewaffneter CIA-Beamter stieg aus. Hinter ihm saß Ralf in Handschellen.
Timo bückte sich unter den Rotorblättern und brüllte dem Beamten zu: »Timo Nortamo, TERA Brüssel.«
»Tim Davis, CIA Brazzaville«, entgegnete der Mann in den Khakihosen.
»Wir fliegen sofort nach Lubumbashi! Ich habe mit Brüssel vereinbart, dass dort eine Maschine der US Air Force auf uns wartet.«
51
In Genf wählte Soile vergeblich Aaros Nummer. Sofort versuchte sie es bei Timo. Keine Antwort, noch immer nicht.
Sie ging nervös auf und ab. Als sie am Spiegel im Flur vorbeikam, warf sie einen Blick auf ihre Haare, die sie sich gerade hatte schneiden lassen.
Jacques, ihr Friseur, hatte ihr schon lange einen neuen, jugendlichen Look empfohlen, und heute hatte Soile ihm die Erlaubnis gegeben. Sie war mit dem Resultat zufrieden. Timo mochte zwar lange Haare, aber warum sollte sie auf einen Mann hören, der sich manchmal
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