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Ewige Nacht

Ewige Nacht

Titel: Ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Moment. »Vielleicht war das gar kein Scherz. Er hasste sie wirklich …«
    »Wen? Wovon redest du?«
    »Sakombi hat einmal gesagt, der richtige Ort für die Detonation sei nicht der Kongo, dort sei schon genügend Unheil geschehen. Der richtige Ort sei Brüssel – die Stadt, deren Monumente mit kongolesischem Blut gebaut worden seien.«
    Ein eisiger Schauer durchlief Timo.
    »Aber das war sicher nicht ernst gemeint«, fügte Noora etwas unsicher hinzu.
    »Wo gibt es hier das nächste Telefon? Oder Strom?«, flüsterte Timo.
    »Im Lager, etwa einen Kilometer entfernt, gibt es einen Generator.«
    Noora zeigte mit der Hand in die Richtung, und Timo bewegte sich im Laufschritt auf den dichten Wald zu. Falls auch nur die theoretische Möglichkeit bestand, dass ein Wahnsinniger die Kernladung nach Brüssel gebracht hatte, musste sofort die Stadt evakuiert werden. Den Gedanken an Aaro versuchte Timo, so gut es ging, zu verdrängen.
    Das Geräusch des Helikopters war hinter dem Vogelkonzert nicht mehr zu hören. Wohin war das Team Falcon verschwunden? Hätten sie besser doch auf der Lichtung warten sollen? Dort konnte man sie sehen, anders als mitten im Wald.
    50
    Eine riesige Menge von Journalisten und Fotografen drängte sich in den Presseräumen des Vatikans. Draußen standen Übertragungswagen, von deren Dächern ein Wald von Satellitenantennen aufragte.
    Der Kardinalspräfekt hatte die Welt schockiert, indem er den Tod von Papst Clemens XV. bekannt gab.
    Auf diese Nachricht hin hatten sich überall auf der Welt Katholiken in Kirchen und auf Plätzen versammelt. Dass der Tod des Papstes so plötzlich gekommen war, löste Gerüchte aus, die von den Mitteilungen des Vatikans eher genährt als eingedämmt wurden. Als Todesursache wurde genannt, der Stellvertreter Gottes auf Erden sei einer seltenen »Blutkrankheit« erlegen. Nähere Angaben wurden nicht gemacht.
    Für tiefe Bestürzung sorgte das Gerücht, dass der Leichnam des Heiligen Vaters nicht aufgebahrt werden sollte.
     
    Mitten im hohen Gras standen Tanks aus Metall, zwischen denen armdicke Rohre verliefen. Timo kniff in der Abenddämmerung die Augen zusammen. Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf das Rohr, das dem äußeren Tank entsprang und in einen Behälter aus Kunststoff führte. Dieser Behälter war mit Tragegurten zum Transport mit einem Hubschrauber versehen.
    Noora machte die Tür einer Blechbaracke auf. In dem fensterlosen Verschlag war es so dunkel, dass Timo lieber draußen blieb. Er versuchte, seinen Atem zu beruhigen, aber der Schmerz im Finger machte das unmöglich. Der Fußmarsch von nur einem Kilometer hatte an seinen Kräften gezehrt, obwohl es leicht bergab gegangen war. Auf halbem Weg hatte er den amerikanischen Hubschrauber Kurs auf die Lichtung nehmen sehen, aber mitten im Wald war es aussichtslos gewesen, ihn auf sich aufmerksam zu machen.
    Noora warf ein Aggregat an. Im schwachen Schein der 20-Watt-Birne, die von der Wellblechdecke hing, sah man, dass es Marke Honda und ganz neu war.
    »Bitte sehr.« Noora deutete auf eine Mehrfachsteckdose am Ende eines Verlängerungskabels.
    Timo kniete auf der Erde, entfernte den Gummiverschluss vom Satellitentelefon und steckte das Gerät in die Dose. Seine verletzte Hand hielt er nach unten, und ein brennender Schmerz durchfuhr ihn. Er erstarrte und wartete kurz, bis die schlimmste Schmerzwelle vorüber war.
    Die Displaybeleuchtung des Telefons ging an, ebenso das blinkende Symbol für den Ladevorgang. Timo tippte Aaros Nummer ein und hielt unweigerlich den Atem an.
    Am anderen Ende der Leitung klingelte es, aber niemand meldete sich.
    Schließlich erklang die vertraute Stimme: »Hi, hier ist Aaro automatisch. Schwätz keine Opern, es kostet nämlich Geld, die Mailbox abzuhören.«
    Piiiep …
    »Papa hier … Ruf mich möglichst bald zurück … Sobald du diese …« Timo hörte seine Stimme zittern und unterbrach die Verbindung.
    »Wo ist dein Sohn?«, fragte Noora.
    Timo antwortete nicht, sondern wählte die TERA-Nummer.
     
    Ein maskierter Mann fuhr im Cabrio über den Strand, eine Maschinenpistole im Arm. Kreischend ergriffen Frauen in Bikinis die Flucht.
    Die Bilder, die von der riesigen Leinwand reflektiert wurden, erleuchteten Aaros Gesicht. Er saß in einem weichen Sessel und schob sich Popcorn in den Mund.
    »Das brauchst du deinen Eltern ja nicht zu erzählen«, sagte Reija, die neben ihm saß.
    Aaro verstand, dass sie nicht den Film meinte, sondern Jean-Luc neben ihr, mit dem sie

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