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Ewige Nacht

Ewige Nacht

Titel: Ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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mehrere Tage lang nicht die Mühe machte, mit ihr zu reden?
     
    »Das Denkmal von Leopold II., das Königsschloss in Laeken, der Justizpalast«, zählte Ralf im Hubschrauber über der grünen, hügeligen Landschaft auf.
    Timo wusste, worauf Ralf hinauswollte. Die prächtigsten, maßlos protzigen Bauwerke von Brüssel waren die steingewordenen Symbole für die Ausbeutung des Landes unter ihnen. Falls Sakombi, wer immer das auch sein mochte, die Bombe hatte und auch nur über einen Hauch von Gespür für Symbolik und Spektakel im Stile Bin Ladens verfügte, gab es keinen Zweifel, auf welche Weise er den Tod von Millionen seiner Vorfahren und den deprimierendsten Absturz eines Staates auf diesem Kontinent rächen würde.
    Dennoch: Selbst wenn dieser Sakombi die Kernladung in einem der Überbleibsel des kolonialen Brüssel versteckt hatte – es würde nicht leicht sein, sie zu finden. Allein das Laekener Königsschloss war ein riesiger Koloss. Dazu kamen noch die angeschlossenen Gewächshäuser, wo Leopold die größte private botanische Sammlung der Welt angelegt hatte. Der Justizpalast wiederum war seinerzeit das weltweit größte Gebäude. Es zu durchkämmen würde seine Zeit brauchen.
    »Und natürlich das Afrika-Museum«, fügte Ralf hinzu, eine Spur aufgeregter. »Sakombi ist einmal dort gewesen, ich weiß noch, wie er davon erzählte.«
    »Und sonst? Gibt es noch andere Orte in Brüssel, die er erwähnt hat?«
    Ralf überlegte. Die Betäubung in Timos Finger hatte nachgelassen, der Schmerz war zurückgekehrt, aber er achtete nicht darauf. Der Gedanke an eine Kernladung von vier Kilotonnen in einer Millionenstadt überstieg seine Vorstellungskraft, und es quälte ihn, dass er Aaro und Reija noch immer nicht erreicht hatte.
    »Hat Sakombi Kontakte in Brüssel?«, fragte Timo, ohne die Anspannung in seiner Stimme verbergen zu können.
    »Er sprach sehr negativ über seinen alten belgischen Vater, der natürlich nie zugegeben hat, den halb schwarzen Sakombi gezeugt zu haben. Aber mir ist nicht klar geworden, ob der Vater in Brüssel lebt. Ich würde mich bei der Suche vor allem auf das Afrika-Museum und das Königsschloss konzentrieren.«
    »Könnte er in eines von beiden eindringen?«
    »Das weiß ich nicht.«
    Timo spürte, dass Ralf die Wahrheit sagte. »Und die EU-Gebäude?«
    »Sakombi ist mit Leib und Seele gegen das Bündnis der ehemaligen Kolonialstaaten, die zum Kern der neo-kolonialistischen Globalisierung gehören.«
    »Setzt die wichtigsten EU-Einrichtungen auf die Liste«, sagte Timo in die offene Leitung nach Brüssel. Am anderen Ende saß der TERA-Krisenstab.
    »Und den Cinquantenaire-Triumphbogen«, fügte Timo hinzu. Aber etwas an der Liste störte ihn. Sie enthielt nur die bekanntesten Orte und Gebäude.
    Er sah Ralf an. »Es ist doch genauso gut möglich, dass er die Ladung irgendwo anders in Brüssel versteckt hat.«
    »Damit würde sich Sakombi nicht zufrieden geben. Er sucht logische Zusammenhänge und meidet Zufälle.«
    »Setzt auch Objekte, die nur entfernt etwas mit dem Kongo zu tun haben, auf die Liste.«
    Timo dachte fieberhaft nach. Dann teilte er TERA mit: »Macht in der Universität jemanden ausfindig, der sich mit der Kolonial-Geschichte des Kongo auskennt. Der Kreis der Leute, die am Anfang vom Geldstrom aus dem Kongo profitierten, war sehr klein. Leopold besaß den größten Teil der Handelsgesellschaften, weshalb praktisch alles Geld ihm persönlich zukam. Aber dazwischen musste es verschiedene Vermittler und Geschäftsleute gegeben haben, die den Rohstoffhandel besorgten … Van Eetvelde. Setzt das Hôtel Van Eetvelde auf die Liste!«
    Das war ein Privatpalais, das Leopolds Kongo-Diplomat, der Geschäftsmann Edmond van Eetvelde, hatte bauen lassen. Der Architekt Victor Horta hatte ein Riesenbudget bekommen, um ein perfektes Art-nouveau-Stadthaus zu errichten.
    »Und versucht, in Moskau zu erfahren, wie präzise der Zeitzünder der Ladung zu programmieren ist. Ob der Spielraum Sekunden, Minuten oder Stunden beträgt.«
    Timo wusste: Ganz gleich wie die Antwort aus Moskau ausfiele, sie mussten sich auf eine mögliche Abweichung von Stunden einstellen – in die eine wie in die andere Richtung.
    »Besitzt Sakombi andere Identitäten?« Timo schaute Ralf in die Augen. »Gefälschte Papiere, mit denen er unterwegs sein könnte?«
    Ralf hielt Timos Blick stand. »Soweit ich weiß, nein. Aber wie es aussieht, kenne ich ihn nicht so gut, wie ich dachte.«
    Timo wollte die Verbindung nach

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