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Ewige Schreie

Ewige Schreie

Titel: Ewige Schreie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Schreie hallten in meinem Kopf nach, sie schienen das Gehirn sprengen zu wollen, sie folterten mich auf eine schreckliche Art und Weise, und sie waren unbeschreiblich, weil ich noch nie solche Laute gehört hatte.
    Die Schreie vereinigten all das, was man sich nur vorstellen konnte. Angst, Entsetzen, Triumph - ja, die Seelen der Toten wollten über mich triumphieren, und fast sah es so aus, als sollte es ihnen auch gelingen. Ich fiel auf die Knie. Hart biß ich die Zähne zusammen, versuchte an etwas anderes zu denken und die gräßlichen Totenschreie zu ignorieren, aber sie waren wie Messer, die in meinen Körper stachen. Sie fügten mir keine körperlichen Schmerzen zu, das nicht, aber die seelischen waren ebenso schlimm.
    Ich litt Höllenqualen!
    Und er kam näher. Als großer Sieger sah er sich, als der Gewinner, denn er war der Herr dieses Selbstmörder-Friedhofs und wollte seiner Rache nun die Krone aufsetzen.
    Seine unheimlichen, bleichen Knochenhände legte er zusammen und schob sie dann unter die zerschlissene Jacke, deren Schöße weit über seine Hüften reichten.
    Wie ein Sklave kniete ich vor ihm und mußte mit ansehen, wie er eine Waffe hervorzog.
    Ein Messer?
    Nein, ein kurzer Degen. Ich wußte aus den Erzählungen, daß er damit schon einmal gemordet hatte. Seine Familie war dieser Waffe zum Opfer gefallen.
    Nun sollte ich daran glauben.
    Gelassen drehte er die knöchernen Finger der rechten Hand um den alten Holzgriff, der Kopf bewegte sich zufrieden nickend, und aus seinem Maul drang ein gefährliches Grunzen.
    Ja, er hatte mich.
    Dann hob er den Arm.
    In meinem Schädel tobten weiterhin die Schreie in einem nahezu irren Inferno. Eine Melodie des Schreckens, höllische Musik, wobei der Satan unsichtbar den Taktstock schwang.
    Aufgegeben hatte ich noch nicht. Nach wie vor kämpfte ich gegen die Schreie an, wollte sie mit meinen eigenen Gedanken besiegen und fightete hart gegen das unabwendbare Schicksal.
    Ich hatte die Hände gegen die Wangen gepreßt und starrte nach vorn, wo mein Gegner nur noch einen Schritt entfernt war und jetzt seinen rechten Arm in die Höhe hob, so daß die Spitze des kurzen Degens auf mich wies.
    Wenn er nach unten fuhr, war ich geliefert.
    Für einen Moment hatte ich Gnadenfrist. Er schaute auf mich herab, auf den fast Betäubten. Er hatte nur Augen für mich, nicht für Helen Cloud, die plötzlich in Sichtweite stand.
    »Sam Davies?« schrie sie mit so lauter Stimme, daß sie selbst durch die ewigen Schreie klang und von dem Gehängten gehört wurde. Sam vernahm den Ruf, drehte sich und sah das Mädchen, das mit dem Holzkreuz des Pfarrers dicht neben dem Galgenbaum stand, wobei das Kreuz und die Schlinge lange, vom Mondlicht produzierte Schatten warfen, die über die Erde liefen und auch uns erreichten. Und dann rannte sie mit dem Holzkreuz auf Davies zu. Der wollte zustechen, als Helen gegen ihn prallte.
    Ich suchte verzweifelt nach einer Erklärung, aus welchem Grunde ihr die Schreie nichts taten, vielleicht hatten sie sich nur auf mich konzentriert und meine Gehirnströme, Helen jedenfalls konnte kraftvoll vorstürmen und hieb auch mit Davies zusammen. So hart, daß der Unheimliche nach hinten kippte und rücklings zu Boden fiel.
    Helen landete auf ihm.
    Zwischen ihr und Davies lag aber noch etwas. Das Holzkreuz!
    Seit 2000 Jahren das Zeichen des Guten. Der Beweis, daß das Licht über die Finsternis gesiegt hat. Und auch hier wurde das Böse durch das Kreuz ausgeschaltet.
    Sam Davies, der ruhelose Geist, starb einen qualvollen Tod. Er lag auf der Friedhofserde, hatte die Arme weit ausgebreitet und bildete fast mit seinem Körper ein Gegenkreuz, doch aus diesem Körper drangen schon die ersten feinen Rauchschwaden, für mich ein Beweis, daß Sam Davies in wenigen Minuten nicht mehr existieren würde.
    Er verbrannte vor unseren Augen. Ich hatte Helen hochgezogen und hielt sie fest. Beide starrten wir auf das Wesen, aus dessen Kleidung kleine Feuerzungen loderten, die den Körper erfaßten und ihn völlig zerstörten, so daß nur noch Asche zurückblieb.
    Helen bekreuzigte sich, und ich schaute hoch in den dunklen Himmel, wo es doch noch jemand gab, der für eine Gerechtigkeit sorgte. Und die Schreie?
    Sie gab es nicht mehr. Mit Sam Davie's Tod waren auch sie für alle Zeiten verstummt.
    Der Friedhof der ewigen Schreie hatte seinen Schrecken verloren. Nicht zuletzt durch den Mut und die Einsatzbereitschaft eines jungen Mädchens namens Helen Cloud, vor dem man nur den Hut

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