Ewige Treue
Schlaf.«
»Seit wann sind Sie nicht mehr mein Anwalt?«
»Seit Sie Foster Speakman ermordet haben.« Der Anwalt hatte den gleichen wütenden Bühnenflüsterton angenommen wie Griff. »Mein Gott, Griff. Foster Speakman! Sie hätten genauso gut den Präsidenten ermorden können. Stimmt es, dass Sie seine Frau gevögelt haben?«
Griff hielt seinem anklagenden Blick ein paar Sekunden lang stand, dann stopfte er den Rest des Sandwiches in seinen Mund und murmelte: »Davon träumen Sie wohl.«
»Was?«
»Nichts.« Er trank die Milch aus und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Ich wusste nicht, dass ein Anwalt seinen Mandanten feuern kann.«
»Ich will nichts mehr mit Ihnen zu tun haben. Sie sind zu gefährlich.«
»Gefährlich?« Griff breitete die Arme aus. Er hatte nur seinen Autoschlüssel und das Handy bei sich, das an den Gummibund seiner Jogginghose geklemmt war.
»Allerdings gefährlich«, wiederholte Turner. »Er hat erzählt, Sie hätten Speakman den Brieföffner in den Hals gerammt. Einem Querschnittsgelähmten, Griff. Er hat gesagt, Speakman hätte versucht sich zu wehren, sich vor ihnen zu schützen, aber …«
»Wer er? Wer hat das gesagt? Rodarte?«
»Natürlich Rodarte. Er und sein schweigsamer Partner waren heute Morgen in meiner Kanzlei. Rodarte übernahm das Reden. Er hat gefragt, ob ich wüsste, wo Sie stecken, zum Glück konnte ich das ehrlichen Herzens verneinen.« Turner zog die Stirn in Falten, als machte es ihn gar nicht glücklich, dass er jetzt wusste, wo Griff sich aufhielt. »Das ist Rodartes Glückstag. Diesmal hat er Sie am Sack, machen Sie sich da nichts vor.«
»Ich werde es ihm nicht vor Gericht heimzahlen können?«
Turner kaute an seiner Backe und warf einen besorgten Blick auf die verschlossene Tür. »Machen Sie es kurz.« Er setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl und versuchte, wie ein professioneller Anwalt auszusehen – was in seinem Pyjama nicht ganz einfach war. »Woher kennen Sie die Speakmans?«
»Ich wurde zu ihnen nach Hause eingeladen. Speakman wollte mir ein Geschäft vorschlagen.«
Turner sah ihn zweifelnd an. »Was für ein Geschäft?«
»Wir haben darüber gesprochen, ob ich in Anzeigen für seine Airline auftreten könnte.« Das war nicht einmal gelogen. Es war auch nicht die Wahrheit, aber die Wahrheit konnte er Turner unmöglich erzählen. Noch nicht. Dieser verfluchte Foster Speakman mit seinem makellosen Ruf. Was sein Geheimnis betraf, war alles wieder offen. Allerdings teilte auch Laura dieses Geheimnis. Griff würde es ihretwegen ebenfalls bewahren.
»Unfug«, bemerkte Turner.
»Das habe ich ihm auch erklärt. Aber wie sich herausstellte, hatte er eine Menge Ticks und Macken. Jedenfalls meinte er, ich sollte mir das überlegen, er würde es auch tun und so weiter.«
»Die Frau? Laura?«
»Habe ich an demselben Abend kennen gelernt.«
»Fall von akuter Geilheit, hat Rodarte gesagt.«
»Das hat Rodarte gesagt?«
»Jedenfalls lief es darauf hinaus. Er meinte, Sie beide hätten eine heiße Affäre gehabt.«
Griff fragte sich, woher Rodarte seine Informationen bekam. Wahrscheinlich spekulierte er einfach und stellte es dann als Tatsache hin. »Wir waren zusammen. Genau viermal. Über insgesamt mehrere Monate hinweg. Als wir uns das letzte Mal trafen, hat sie Schluss gemacht.«
»Warum?«
Er zuckte mit den Achseln, denn er wollte Turner nicht mehr erzählen. »Die üblichen Gründe. Größtenteils Schuldgefühle. Ich dachte, ich würde sie nie wiedersehen.«
»Aber Sie hätten es gern getan.«
Er antwortete nicht, doch seine Miene sagte genug.
Turner stöhnte. »Sie haben Rodarte eben ein Motiv auf einem Silbertablett geliefert. Um an das Mädchen zu kommen, haben Sie den Alten abserviert. Man braucht keine Polizeimarke, um sich das zusammenzureimen, Griff.«
»Abgesehen von dem Motiv …«
»Und der Gelegenheit.«
»Bin ich gestern nicht unangemeldet bei den Speakmans eingedrungen. Ich war auf seine Einladung hin in der Villa.«
»Er hat Sie eingeladen?«
»Er hat mich eingeladen.«
»Wozu? Hat er Sie wegen der Affäre zur Rede gestellt? Hatte die Frau ein so schlechtes Gewissen, dass sie ihm alles gebeichtet hatte?«
»Keine Ahnung. Ich weiß nicht, wie viel Laura ihm von uns erzählt hat.« Das wusste er wahrhaftig nicht.
»Hatten Sie seither Kontakt mit ihr?«
Er schüttelte den Kopf.
»Ich rate Ihnen, das nicht zu versuchen.«
»Als mein ehemaliger Anwalt?«
Turner überhörte den sarkastischen Seitenhieb und
Weitere Kostenlose Bücher