Ewige Treue
wieder ab. Griffs Kopf tauchte aus dem Wasser auf, und er schnappte nach Luft. Verschrumpelt, aber belebt kletterte er aus dem Pool. Seine Beine brannten nicht mehr. Er versuchte nicht einmal, zu seinem Auto zurückzukehren. Die Bullen hatten den Wagen bestimmt schon gefilzt, nachdem sie das Nummernschild überprüft und erfahren hatten, dass er niemandem gehörte, der in dieser Straße wohnte.
Er hatte immer noch sein Handy. Gott sei Dank hatte er es mitgenommen und vor seinem Bad im Pool unter dem Sprungbrett versteckt. Er spielte mit dem Gedanken, Glen Hunnicutt anzurufen und ihn zu bitten, dass er ihn irgendwo treffen und auflesen würde. Aber er wollte den Mann nicht noch tiefer in die Sache verwickeln, als er es schon getan hatte.
Sonst hatte er niemanden mehr, den er anrufen konnte. Dem er vertrauen konnte. Oder der ihm vertraute.
Seit er Wyatt Turners Viertel hinter sich gelassen hatte, fühlte er sich sicherer, aber nur ein wenig, weil er noch einen Gewaltmarsch vor sich hatte, bevor er wieder bei seinem Motel war. In der ganzen Stadt würden die Bullen jetzt nach einem zu Fuß gehenden Mann mit seiner Beschreibung Ausschau halten. Heute Morgen würden in Dallas eine Menge Jogger belästigt werden. Wer vor Tagesanbruch laufen ging, würde mit Sicherheit angehalten und überprüft.
Als er endlich unter der Autobahnüberführung hindurchging und das Neonschild in der Motelrezeption flackern sah, hätte er vor Erleichterung beinahe geheult. Das Zimmer war nicht viel, aber es war das einzige Versteck, das ihm geblieben war. Die Sonne würde schon bald aufgehen.
Er musste sich hinlegen. Die Augen schließen. Durchatmen. Kraft tanken.
Aber als er sich dem Parkplatz näherte, erkannte er, dass der bekiffte Nachtportier nicht mehr im Dienst war. Sein Ersatz war lässig gekleidet, aber er wirkte viel zu korrekt, um in so einem Motel zu arbeiten.
Griff duckte sich hinter das zusammenklappbare Verkaufsschild des Reifenladens. Von diesem unsicheren Versteck aus beobachtete er, wie der Kerl hinter der Theke hervorkam. Er trat aus dem Büro und ging die Galerie vor den Zimmern entlang. In der Hand hielt er einen Styroporbecher. Dampf stieg davon auf. Der Duft des frisch gebrühten Kaffees machte Griff den Mund wässrig. Aber sein Herz sackte wie ein Stein nach unten, als er sah, wie der Mann vor Zimmer Nummer sieben anhielt und dreimal anklopfte.
Ihm wurde von einem Mann geöffnet, der genauso korrekt aussah wie der aus der Rezeption. Er nahm den Kaffee aus der Hand seines Kumpels entgegen und genoss den ersten Schluck mit einem langen: »Ahhh.« Die beiden wechselten ein paar Worte, dann verließ der Mann aus der Rezeption den im Zimmer wieder und kehrte ins Büro zurück.
Griff kauerte hinter dem Schild mit dem Sonderangebot für runderneuerte Reifen und ließ den Kopf auf die Knie sinken.
Wie hatten sie ihn verflucht noch mal aufgespürt? War Rodarte ein beschissener Hellseher?
Er blieb eine Weile hinter dem Schild in der Hocke, bis seine überanstrengten Beinmuskeln sich verkrampften, seine Knie steif wurden und der Horizont eine orangefarbene Tönung anzunehmen begann.
Nachdem ihm klar war, dass er nicht zurückkonnte, tastete er in seiner Socke nach den Scheinen, die er eingesteckt hatte, bevor er zu Turner gefahren war. Die Banknoten waren nach seinem Bad im Pool durchnässt, aber sie waren gültig. Und der Akku seines Handys hatte noch Saft.
Die armselige Bargeldreserve und das Telefon waren alles, was ihm an Ressourcen noch geblieben war. Er hatte nicht einmal Kleidung zum Wechseln dabei. Trotzdem konnte er hier nicht bleiben. Er musste verschwinden. Er zwang seine schmerzenden Beine in die Senkrechte und ging los, immer darauf bedacht, dass er von der Motelrezeption aus nicht zu sehen war.
Noch im Gehen klappte er das Handy auf und erledigte einen kurzen Anruf.
Glen Hunnicutt saß in seinem Büro, trank Kaffee und plauderte fröhlich mit einem Kunden, als die Empfangsdame an die offene Tür zum Verkaufsraum klopfte. »Verzeihen Sie die Unterbrechung, Mr Hunnicutt. Da möchte Sie jemand sprechen. Ein Detective vom Police Department. Er sagt, es sei wichtig.«
»Nur hereinspaziert.« Hunnicutt schwenkte die Hand und winkte den Mann in sein Büro.
»Stanley Rodarte, DPD.« Er streckte Hunnicutt die Visitenkarte hin.
»Setzen Sie sich, Detective«, erklärte Hunnicutt leutselig und deutete auf einen Sessel. »Ein Kaffee gefällig?«
»Nein danke.«
»Bestimmt nicht? Unser Kaffee ist so gut
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