Ewige Treue
Rodarte Hunnicutt. »Wann hat Burkett Sie angerufen? Gestern? Gestern Abend?«
Hunnicutt schwieg.
»Offenbar bewundern Sie ihn, dabei ist er wirklich kein Held. Gestern hat er bei einer ganzen Reihe von Familien mit dem Nachnamen Ruiz angerufen. Ich habe von meinen Leuten dieselben Familien anrufen lassen, weil wir auf Hinweise auf einen gewissen Manuelo Ruiz hofften, der, wie wir glauben, den Mord an Foster Speakman beobachtet hat und seither verschwunden ist. Wir haben unsere Notizen abgeglichen. Bei mehreren der angerufenen Familien war dieselbe Anrufernummer gespeichert. Wir haben die Nummer zu einem verlausten Motel draußen an der 635 zurückverfolgt. Ich habe Leute hingeschickt, die ihn dort erwarten, sobald er zu seinem Zimmer zurückschleicht.
Und wenn er das tut, nehme ich ihn in die Mangel. Ihr Name wird irgendwann fallen. Er wird Sie verraten, Hunnicutt. Burkett hat keine Freunde, nur Leute, die er benutzt und danach in die Scheiße reitet. Er ist nur sich selbst gegenüber loyal und sonst niemandem. Sie können also jetzt mit mir reden oder sich später eine Anklage einhandeln.«
Rodarte hielt inne und holte tief Luft. »Also, wo steckt er? Wenn Sie es wissen und es mir nicht verraten, ist das Behinderung der Justiz. Wo steckt er?«
Hunnicutt zündete sich gelassen eine Zigarette an. »Sind Sie sicher, dass Sie kein Dr Pepper haben möchten?«
Rodarte donnerte die Faust auf Hunnicutts Schreibtisch. »Reden Sie, gottverdammt!«
»Detective Rodarte, Sie versuchen meinen Mandanten einzuschüchtern«, mischte sich McAllister ein.
Rodarte stand auf und beugte sich über Hunnicutts Schreibtisch, bis sein Gesicht vor dem des Autohändlers schwebte. »Ich kann Ihre Telefonverbindungslisten beschlagnahmen lassen und beweisen, dass er hier angerufen hat.«
»Dazu bräuchten Sie einen Durchsuchungsbefehl«, sagte der Anwalt. »Ich glaube nicht, dass irgendein Richter in Dallas Ihnen den für einen so fadenscheinigen Grund ausstellen würde, aber selbst wenn Sie einen finden würden und selbst wenn Sie in den Listen eine Nummer fänden, die Mr Burkett zugeordnet werden kann, würde das immer noch nicht beweisen, dass er mit Mr Hunnicutt gesprochen hat.
Wie viele Anrufe pro Tag kommen Ihrer Schätzung nach in einem so großen Autohaus zusammen? Hunderte, nicht wahr? Mein Mandant kann nicht für jeden einzelnen Anruf verantwortlich gemacht werden. Und falls Sie tatsächlich einen Beweis dafür vorbringen könnten, dass mein Mandant mit Mr Burkett gesprochen hat, so beweist das keineswegs, dass er ihm einen Wagen überlassen oder ihm in irgendeiner anderen Weise geholfen hat.«
Rodarte ignorierte den Anwalt immer noch und starrte in Hunnicutts argloses Gesicht.
»Ich glaube, Sie haben keine Munition mehr, um ihren Drohungen Rückhalt zu geben, Mr Rodarte.« Hunnicutt legte seine Zigarette in dem hohlen Bauch des gürteltierförmigen Aschenbechers ab und erhob sich. Er trat an seine Bürotür und öffnete sie.
Rodarte übersah die unübersehbare Aufforderung zu gehen. Er fragte: »Wie soll Burkett den Schlüssel zu diesem Wagen bekommen haben, wenn Sie ihn nicht hergegeben haben?«
Hunnicutt rief durch die offene Tür: »Süße, komm doch mal kurz her.«
Die Empfangsdame, die Rodarte vorhin hereingeführt hatte, erschien von Neuem und fragte fröhlich: »Möchte er jetzt doch einen Kaffee?«
»Worüber rege ich mich am meisten auf?«, fragte Hunnicutt. »Womit nerve ich meine Verkäufer mehr als mit allem anderen?«
»Dass sie die Kunden gehen lassen, ohne dass sie was gekauft haben.«
Hunnicutt lachte dröhnend. »Und am zweitmeisten?«
»Dass sie die Schlüssel unter der Bodenmatte liegen lassen.«
»Danke, Schatz.«
Sie verschwand, und Hunnicutt wandte sich wieder an Rodarte. »Dass sie die Schlüssel unter der Bodenmatte liegen lassen. Sie machen es, weil es praktisch ist, immer haben sie fest vor, noch mal zurückzukommen und den Wagen, mit dem sie eine Probefahrt gemacht haben, ordentlich abzuschließen. Sie wollen es erledigen, sobald keine Kunden mehr im Verkaufsraum warten. Aber – Gott sei Dank, darüber will ich mich wirklich nicht beschweren – manchmal warten danach schon die nächsten Kunden. Also schieben sie den Zündschlüssel einfach unter die Fußmatte. Dann werden sie abgelenkt oder haben was anderes zu tun und vergessen den Schlüssel.« Er zuckte mit den wuchtigen Schultern. »Ich sitze ihnen deswegen permanent im Nacken, aber was will man machen? Sie verkaufen die Autos wie
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