Ewige Treue
warme Semmeln.«
Er sah Rodarte lange und tief in die Augen, bis der zu dem ungerührt dasitzenden Anwalt hinübersah. McAllister hob beredt die Brauen. Rodarte stakste durch die Bürotür hinaus. Als er sich an Hunnicutt vorbeischob, erklärte er mit einem bösartigen Unterton: »Wir sprechen uns noch.«
Hunnicutt sagte zu seinem Anwalt: »Entschuldigen Sie mich, James. Ich bringe ihn nach draußen.«
»Glen …«
»Das passt schon.«
Hunnicutt bewegte sich ziemlich schnell für einen Mann von seiner Größe und holte Rodarte ein, als der Detective eben ins Auto steigen wollte. Rodarte drehte sich zu ihm um. »Ich weiß, dass Sie Griff das Auto überlassen haben. Sie beide waren Knastbrüder in Big Spring. Nächstes Mal wandern Sie nach Huntsville, und lassen Sie sich gesagt sein, das ist kein solcher Hotelknast, wie Sie ihn gewohnt sind. Ihr fetter weißer Arsch wird ein gefundenes Fressen für all die Schwulen sein, die ich dort eingebuchtet habe.« In seinen Augen glühte Bosheit. »Sie haben sich heute einen Feind gemacht, Hunnicutt. Niemand verarscht mich ungestraft. Warten Sie nur ab.«
Hunnicutt beugte sich in den Wagen. Er war einen Kopf größer als Rodarte und dreißig Kilo schwerer. »Sie sollten mir nicht drohen. Ich weiß über Sie Bescheid. Sie sind ein Tyrann. Von der schlimmsten Sorte. Weil Sie glauben, dass Ihre Marke Sie unantastbar macht. Aber falls Sie auch nur mit dem Gedanken spielen, mir oder jemandem aus meiner Familie was anzutun, dann merken Sie sich eins.«
»Ach ja, und was?«
Hunnicutt beugte sich noch weiter vor und flüsterte: »Marcia hat eine Menge Freunde.« Noch während er sich aufrichtete, beobachtete er zufrieden, wie sich Rodartes Augen verengten. Griff hatte gewusst, wovon er sprach. Der Name sagte Rodarte etwas, und er verstand die versteckte Drohung. Sie jagte ihm vielleicht keine Angst, aber doch Respekt ein.
Hunnicutt hielt den Blick des Detectives ein paar Sekunden lang gefangen, dann trat er zurück und ließ ein breites Lächeln aufstrahlen. »Besuchen Sie mich wieder, wenn Sie irgendwann einen Gebrauchtwagen suchen.« Er spazierte zur Kühlerhaube des olivgrünen Wagens und trat gegen den Reifen. »Aber eins sage ich Ihnen gleich – den hier nehme ich nicht in Zahlung.«
Was sollte er jetzt tun?
Wo konnte er sich verstecken?
Sich zu stellen, wie sein wetterwendischer Anwalt ihm vorgeschlagen hatte, kam nicht in Frage. Selbst wenn er sich noch einmal dem Justizsystem anvertrauen wollte, was nicht der Fall war, hatte Turner ihn verraten und, so wie es klang, sein Bewährungshelfer ebenfalls. Er hatte niemanden mehr an seiner Seite.
Nein, er konnte sich keinesfalls stellen. Aber solange er sich seiner Festnahme zu entziehen versuchte, konnte er auf der Straße abgeknallt werden, entweder von jemandem mit einer Polizeimarke oder auch von einem Bürger, der sich zur Selbstjustiz berufen glaubte.
Während er kurz in einem offenen Betonkanal Zuflucht nahm, klappte er sein Handy auf und tippte die vertraute Nummer ein, wenn auch nur, weil er sonst absolut niemanden mehr anrufen konnte.
Es läutete sechsmal, bevor der Anrufbeantworter ansprang. »Die Millers danken für Ihren Anruf. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht.« Griff legte auf und wählte gleich noch mal, eher aus dem tiefen Bedürfnis heraus, Ellies fröhliche Stimme zu hören, als in der Hoffnung, dass diesmal jemand ans Telefon gehen würde. Während er der Ansage lauschte, fragte er sich, wo Coach und Ellie wohl so früh am Morgen waren.
Aber was hätte er auch sagen sollen, wenn einer von beiden ans Telefon gegangen wäre? Hätten sie irgendwas von dem geglaubt, was er ihnen erzählen konnte?
Er tippte die nächste Nummer ein, die er sich gemerkt hatte. Diesmal war Jason Rich am Apparat. »Hey Jason, hier ist Griff.« Er versuchte so zu klingen, als sei alles in bester Ordnung. »Ich wollte mich nur dafür entschuldigen, dass ich es gestern nicht zum Training geschafft habe. Es sieht so aus, als würde ich es heute auch nicht schaffen.«
»Wieso denn?«
»Ich hab mir eine Darmgrippe eingefangen. Ich glaube, ich hab ein paar schlechte Tamales erwischt. Ich kotze mir die Seele aus dem Leib.« Eine kurze Pause, dann: »Ist dein Dad da? Ich würde ihn gern sprechen.«
»Du bist krank?«
»Ja.«
»Dann stimmt es nicht, was der Typ erzählt hat?«
»Was welcher Typ erzählt hat?«
»Dieser Polizist.«
Griff kniff sich schmerzhaft in die Nasenwurzel. »Hieß er zufällig Rodarte? Ein
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