Ewige Treue
weg bis auf die Leute vom Catering. Die laden nur noch ihre Wagen voll und fahren dann ab.« Sie warf einen Blick auf den Koffer, der aufgeklappt auf Lauras Bett lag. »Erklären Sie mir noch mal, warum man Sie aus Ihrem eigenen Haus ausquartiert?«
»Detective Rodarte glaubt, dass ich in einem Hotel sicherer untergebracht bin.«
»Sicher vor wem? Griff Burkett?« Kay schnaubte. »Der ist wahrscheinlich längst in Mexiko oder sonst wo. Sie werden hier rund um die Uhr bewacht. Er könnte bestimmt nicht bis zu Ihnen vordringen, und er wäre verrückt, wenn er es auch nur versuchen würde.«
»Nun, der Detective meint, dass er tatsächlich so verrückt sein könnte. Und Burkett hält sich immer noch in Dallas auf. Wenigstens war er vor drei Tagen noch hier. Da tauchte er mitten in der Nacht im Haus seines Anwalts auf. Der Anwalt rief die Polizei. Burkett konnte entkommen. Aber nur zu Fuß.« Sie zog den Reißverschluss des Koffers zu und zerrte ihn vom Bett. »Detective Rodarte ist der Ansicht, dass er verzweifelt und gefährlich ist, und dass er eine Bedrohung für mich darstellt, bis er gefasst wird.«
Und, dachte sie, er fürchtet, dass ich meinem Liebhaber helfen könnte, nicht festgenommen zu werden. Das hatte er zwar nicht gesagt, aber es war nicht schwer aus seinen Andeutungen zu schließen.
Kay sagte: »Ich finde es kriminell, dass man Sie zwingt, Ihr Haus zu verlassen, vor allem jetzt, wo Sie einen vertrauten Hafen brauchen.«
Laura blickte melancholisch auf die schönen Dinge, die sie hier umgaben. »Ehrlich gesagt, wollte ich wahrscheinlich sowieso nicht hierbleiben, Kay. Es ist ein schrecklich großes Haus für einen allein. Außerdem war es nie wirklich meines.«
Sie führte diese Erklärung nicht weiter aus. Sie war nicht sicher, dass sie es konnte. Im Lauf der letzten Tage war sie zu dem Schluss gekommen, dass sie sich hier wie eine Besucherin fühlte. Eine gern gesehene Besucherin, aber dennoch eine Besucherin. Foster hatte sie nie so behandelt. Im Gegenteil, er hatte sie ermuntert, die Einrichtung nach ihrem Geschmack zu verändern und das Haus zu ihrem Heim zu machen. Trotzdem hatte sie immer das Gefühl gehabt, das sei ungehörig. Das Haus gehörte schon so viel länger zu seiner Familie als sie. Er war der einzige Grund dafür, dass sie hier war, ihre einzige Verbindung zu diesem Haus. Mit seinem Tod war diese Verbindung abgerissen.
Außerdem war sie nicht sicher, ob sie die Bibliothek je wieder betreten wollte.
Kay nahm ihr den Koffer ab. »Lassen Sie mich den tragen. Sie sehen aus, als würden Sie jeden Moment zusammenbrechen. Haben Sie überhaupt was gegessen?«
»Ein bisschen«, log sie. Das englische Muffin, das sie zum Frühstück hinuntergezwungen hatte, hatte sie sofort wieder erbrochen. Und der Geruch des Kaffees, der in einer Kanne auf dem Tablett gestanden hatte, war ihr so unangenehm gewesen, dass sie ihn in ihrem Bad ins Waschbecken gekippt hatte. Bislang wusste noch niemand von ihrer morgendlichen Übelkeit.
Sie und Kay schritten die geschwungene Treppe hinunter. Rodarte erwartete sie unten, gegen den beschnitzten Schlusspfosten gelehnt, und säuberte sich mit der Spitze seines Taschenmessers die Fingernägel, die unbedingt geschnitten gehörten.
»Fertig?« Er klappte das Messer zu und ließ es in die Hosentasche gleiten, dann stieß er sich von dem Pfosten ab und ging ihr voran zur Haustür. Draußen wartete ein Streifenwagen.
Als Laura ihn sah, blieb sie stehen. »Ich werde selbst fahren.«
»Sind Sie wirklich dazu in der Lage, Mrs Speakman? Das DPD ist gern bereit, Sie …«
»Danke, aber ich nehme lieber meinen eigenen Wagen.«
»Sie werden ihn nicht brauchen«, wandte Rodarte ein. »Wir fahren Sie, wohin Sie wollen.«
»Stehe ich etwa unter Arrest, Detective?« Es war das erste Mal, dass sie sich offen gegen ihn stellte.
»Keineswegs.«
»Denn wenn Sie das beabsichtigen, sollten Sie es richtig machen. Dann möchte ich meine Rechte vorgelesen bekommen, und anschließend möchte ich meinen Anwalt anrufen.« Wahrscheinlich hätte sie längst den Rat eines Anwalts einholen sollen, aber damit hätte sie nur schuldig gewirkt. Wenigstens fürchtete sie, dass Rodarte es so sehen würde. Allerdings war es genauso gut möglich, dass sie dem Detective in die Hände spielte, indem sie keinen Anwalt anrief. Die Autofrage war ein erster Test, um festzustellen, wie der »Schutz«, den er ihr um jeden Preis aufdrängen wollte, zu verstehen war.
Rodarte sah Kay an und
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