Ewige Versuchung - 5
doch eine Verbindung zu Lilith, die keiner der anderen hatte. Überdies kennzeichneten sie nun einige mystische Eigenarten, die niemand erklären konnte. Beispielsweise konnte sie Olivias Kind »spüren« und teils gar mit ihr kommunizieren.
»Sie?«, fragte Reign, dem ein Strahlen über das Gesicht huschte. »Ist es ein Mädchen?«
Vivian nickte. »Ja, dessen bin ich mir sicher.« Sie schenkte den erwartungsvollen Eltern ein Lächeln. »Und sie wird vollkommen. Macht euch keine Sorgen!«
Die beiden umarmten sie, küssten sie auf die Wangen und sagten dann Temple Lebewohl. Nachdem alles überstanden war, reisten die Vampire wieder ab, denn sie konnten nicht früh genug in das neue Leben zurückkehren, das jeder von ihnen für sich gefunden hatte.
»Lasst uns bald wieder zusammenkommen«, schlug Olivia vor, als sie sich mit ihrem Ehemann zum Aufbruch bereitmachte. »Ihr besucht uns doch alle, wenn das Baby geboren ist, nicht wahr?«
Die anderen gaben ihr Wort darauf.
Payen und Violet machten sich als Nächste auf, versäumten es jedoch nicht, Temple und Vivian einzuladen, sie in ihrem Heim in Brüssel zu besuchen. Vivian nahm die Einladung als Freundschaftsangebot und sagte zu, obwohl sie nicht wusste, was die Zukunft ihr und Temple bringen würde. Fürs Erste war sie einfach nur froh, am Leben zu sein.
Und ihr entging der Blick nicht, den Violet und Temple wechselten. Sie wusste, dass es Violet gewesen war, die Rupert tötete. Und auch wenn ihr früherer Mentor bekommen hatte, was er verdiente, war sie erleichtert, dass Temple es nicht getan hatte.
Nach den Carrs verabschiedeten sich Bishop und Marika von ihnen. Sie planten, in einigen Wochen zu Saint und Ivy nach Paris zu reisen. Als Saint seine »Tochter« zum Abschied umarmte, rührte dies Vivian zu Tränen.
Saint und Ivy verließen die Insel kurz nach ihnen, danach Chapel, Pru und Molyneux. Ihre Abreise stimmte Vivian besonders traurig.
»Ich gehe nicht davon aus, dass wir Pater Molyneux wiedersehen werden«, murmelte sie, kaum dass sie allein waren.
Temple sah sie fragend an. »Ist das eine Vermutung oder ein Gefühl?«
Sie nahm seine Hand. »Ein Gefühl. Er wird nicht mehr lange auf dieser Welt weilen.«
Temple schwieg und umarmte sie. Sie liebte es, dass er sie als das akzeptierte, was sie war, selbst mit den neuerlichen Veränderungen.
Sie liebte
ihn
.
In dieser Nacht ging er mit ihr ins Dorf, wo er sie lehrte, wie sie sich richtig nährte. Er hätte sich eigentlich nicht sorgen müssen, denn sie zeigte weder die Zügellosigkeit noch die mangelnde Finesse eines jungen Vampirs. Fast schien es ihm, als wäre sie als uralter Vampir wiedergeboren. Gesättigt und schweigend kehrten sie zur Schule zurück. Beide wussten, dass sie nun über das reden müssten, was geschehen war, und über das, was noch geschehen würde.
»Geht es dir gut?«, erkundigte Temple sich, sobald sie in ihrem Zimmer waren.
»Ja«, antwortete Vivian wahrheitsgemäß. »Ich fühle mich lebendig und stark. Zum ersten Mal in meinem Leben weiß ich, was ich wirklich bin, und schäme mich dessen nicht.«
Er lächelte. »Das Blut einer Göttin stellt das mit einem an.«
Lose schlang sie ihre Arme um ihn, lehnte sich zurück und blickte in sein wunderschönes Gesicht auf. »Es ist nicht Liliths Blut, das dieses Gefühl in mir hervorruft. Ich empfinde so, seit du mich zum ersten Mal angesehen hast.«
»Aus meinem Käfig?«, fragte er schmunzelnd.
Auch sie grinste. »Ja. Vielleicht waren die Drogen schuld, die wir dir gaben, aber mir war gleich, als würde uns etwas verbinden.«
Lachend zog er sie näher zu sich. Dann wurde seine Umarmung fester, und sein Lachen schwand. »Ich hatte dich verloren. Als Villiers dir den Dolch in die Brust rammte, dachte ich, du wärst für immer fort.«
Sie küsste seinen Hals. »Ich werde dich nie wieder verlassen – es sei denn, du willst, dass ich gehe.«
Er sah ihr in die Augen. »Ich will dich bei mir. Ich kann mir eine Ewigkeit ohne dich nicht vorstellen.«
»Du liebst mich«, hauchte sie, und ihr kamen die Tränen.
Ein süßes Lächeln umspielte seine Lippen. »Ja, das tue ich. Ich weiß nicht, wann oder wie es passiert ist, aber ich liebe dich schon eine ganze Weile.«
Das war ihr neu. Sie sah ihn prüfend an. »Du hast nie ein Wort gesagt.«
»Weil ich ein Idiot war. Ich wusste vorher nicht, was ich jetzt weiß. Du bist das Wichtigste in meinem Leben. Das begriff ich, als Villiers versuchte, dich mir wegzunehmen.«
Als Villiers
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