Ewiger Schlaf: Thriller
und sie können anhand deines Spermas eine DNA -Analyse vornehmen. Alles klar?«
Waters sperrte den Mund auf. »Mein Gott. Deshalb hast du sie umgebracht.«
Lilys Lippen wurden schmal, der Ausdruck ihrer Augen kalt. »Du hast ja keine Ahnung, was du mir angetan hast. Du hast mir zwei Babys gemacht, und du hast dafür gesorgt, dass ich sie töte. Dann hast du mich verlassen. Nun, dieses Mal kannst du mich nicht verlassen.« Sie streckte die Hand aus und berührte seine Wange. »Weißt du, wie es ist, jemanden so sehr zu hassen, dass man ihn töten könnte, ihn aber doch zu sehr zu lieben, um es zu tun? Ich habe tausendmal daran gedacht, dich zu töten. Und sie. Aber ich bin froh, dass ich es nicht getan habe. Weil ich dich jetzt habe.« Sie kniff ein wenig Haut auf ihrem Arm zusammen und zog sie hoch. »Und sie auch. Und das ist alles, was ich will, Johnny.«
Angst fraß sich durch sein Inneres wie ein ausgehungerter Wurm.
»Ich weiß genau, wie alles kommen wird«, sagte Lily, »also kannst du es ebenso gut gleich akzeptieren. In sechs Monaten wirst du dich nicht einmal mehr an Lily erinnern.«
Wieder packte Waters ihre Kehle und drückte fest genug zu, um ihre Luftröhre zu zerquetschen. Seine Arme zitterten vor Anstrengung, und Lilys Gesicht verfärbte sich erst rot, dann blau.
»Mom?«, rief Annelise.
Waters ließ im gleichen Moment los, als sich die Esszimmertür öffnete.
»Die Makkaroni ... Mom! Dein Gesicht ist ja ganz rot! Was ist denn ...?«
Lily kniete sich hin und umarmte Annelise. »Nichts, Liebling. Ich hab mich nach unten gebeugt, um unter den Tisch zu sehen, und das Blut ist mir in den Kopf geströmt. Es ist nichts. Lass uns jetzt essen.«
Sie lächelte Waters an und ging mit Annelise zurück in die Küche. Er wartete einen Augenblick; dann folgte er ihnen mit zitternden Händen.
Lily fegte Pilze in eine leere Schüssel, die sie dann Annelise gab. »Weißt du noch, wie man die Stiele herausholt, Schatz?«
»Na klar. Ist doch leicht.«
»Kannst du das für mich machen?«
Annelise nickte und setzte sich auf den Boden, die Schüssel zwischen den Knien.
Lily drehte sich zum Schneidebrett um und schnitt weiter Tomaten.
»Hoffentlich kommt Pebbles nicht rein und versucht, aus der Schüssel zu fressen«, sagte Annelise. »Sie wird die Pilze nicht mögen.« Sie sah zu Waters hoch. »Oder, Dad?«
Tränen schossen Waters in die Augen, als er auf seine Tochter hinunterblickte. »Wahrscheinlich nicht, Süße.«
Aus dem Augenwinkel sah Waters plötzlich irgendetwas hell aufblitzen. Er blickte zu Lily hoch – und ihm blieb das Herz stehen. Sie ließ das Fleischermesser über Annelises Kopf baumeln wie ein Miniatur-Damoklesschwert. Seine Spitze schwang vor und zurück, während Annelise geduldig die Stiele aus den Pilzen löste.
»Dein Daddy ist heute in komischer Stimmung«, sagte Lily und blickte spöttisch zu Waters. »Er sollte endlich begreifen, dass er viele Dinge hat, für die er dankbar sein kann. Findest du nicht, Annelise?«
Annelise schürzte die Lippen, während sie sich an einem dicken braunen Stiel zu schaffen machte. »Daddy weiß, wofür er dankbar sein muss.«
»Das frage ich mich manchmal.« Lily senkte das Messer bis auf einen Zentimeter über Annelises Scheitel. »Weißt du es wirklich, John? Weißt du, wofür du dankbar sein musst?«
»Ja«, sagte er mit zitternder Stimme. »Das tue ich.«
Lily lächelte, dann hob sie die Klinge etwa zwanzig Zentimeter höher. Waters verspürte leise Erleichterung, bis sie das Messer fallen ließ und die blitzende Klinge unmittelbar über Annelises Kopf wieder auffing.
»Oh!«, schrie Lily mit übertriebener Stimme. »Ich hatte beinahe einen Unfall!«
»Sei vorsichtig«, sagte Annelise. »Bei Unfällen sterben mehr Kinder als an Krankheiten oder anderen Dingen. Das hab ich gestern in der Schule gelernt.«
Lily zwinkerte Waters zu; dann machte sie sich wieder daran, die Tomaten zu schneiden. Er fiel auf die Knie und umarmte Annelise, bis sie ihm sagte, er solle aufhören.
Anderthalb Stunden später steckte Waters Annelise in ihrem Zimmer im Obergeschoss ins Bett.
»Warum bringt Mom mich nicht auch ins Bett?«, fragte sie.
»Mom ist immer noch sehr müde.«
»Aber sie sagt, ihr geht’s schon wieder gut.«
Waters nickte. »Mütter flunkern manchmal ein bisschen, damit Väter und kleine Töchter sich nicht so viele Sorgen machen. Aber es kommt alles wieder in Ordnung. Schlaf gut. Kuschle dich heute Nacht an Albert.«
Annelise
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