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Ewiger Schlaf: Thriller

Ewiger Schlaf: Thriller

Titel: Ewiger Schlaf: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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sich im Schlafzimmer anzog.
    Doch Weglaufen war keine Lösung. Mallory müsste ihn nicht einmal selbst verfolgen. Sie könnte einfach die Polizei anrufen und ihn wegen Entführung ihrer Tochter anzeigen. Er bräuchte schon eine Menge Glück, um auch nur hundert Kilometer aus der Stadt zu kommen, bevor er verhaftet würde. Und kein Richter im Staat würde ihm auch nur ein einziges Wort seiner Geschichte glauben.
    Zwanzig Minuten später kochten die Makkaroni auf dem Herd auf der Marmorinsel, und die Koteletts brutzelten in einer Pfanne mit Bratensaft. Lily versuchte, die Essensvorbereitungen zu einem Familienereignis zu machen, aber es erforderte Waters’ gesamte Willenskraft, einfach nur die Rolle eines ganz normalen Vaters zu spielen.
    Lily und Annelise bereiteten den Salat vor. Immer wenn Annelises Aufmerksamkeit abgelenkt war, blinzelte Lily ihm zu oder lächelte ihn an. Während sich diese Scharade abspielte, kreisten Waters’ Gedanken um eine Frage: Wo ist Lily jetzt? Als Mallory in Eve gewesen war, hatte Mallory gesagt, sie »schlafe«. Was bedeutete das? Dass Eve wieder sie selbst geworden war, bevor sie ermordet wurde, war das einzig Ermutigende, an das Waters sich erinnerte – so schrecklich diese Erinnerung auch war. Und das bedeutete, dass Eves wahres Selbst überlebt hatte, sogar nach einem Jahr Besessenheit. In Lily war Mallory erst seit achtundvierzig Stunden.
    Lily zog ein Fleischermesser aus dem Messerblock und begann Tomaten zu schneiden. Während er zusah, wie sie sicher und geschickt mit der Klinge hantierte, musste Waters daran denken, wie Mallory in Fötusstellung in einer leeren Badewanne gesessen und systematisch parallele Linien in ihren Arm geschnitten hatte. Er fühlte, wie sich in seiner Kehle ein Schrei aufstaute, den Waters eisern zurückhielt, schon wegen Annelise. Doch wie lange konnte er das noch? Er war in einer Situation gefangen, die ihm niemand glauben würde: Während sich im Zuge einer Mordermittlung die Schlinge immer enger um ihn zog, lebte seine Tochter unter der Bedrohung der echten Mörderin – der Frau, die jedermann für Annelises Mutter hielt. Und wenn niemand ihm, Waters, glaubte, konnte ihm auch niemand helfen. Er musste allein mit seinem Problem fertig werden. Zunächst einmal sah er nur eine Lösung: Mallory musste Lilys Körper verlassen.
    »He, Süße«, erinnerte er Annelise. »Zeit, die Käsesauce vorzubereiten.«
    Während Annelise sich mühte, die Folienpackung zu öffnen, schüttete Waters die Makkaroni über der Spüle ab; dann füllte er die Nudeln in eine Keramikschüssel. »Willst du diesmal den Käse umrühren?«
    Sie klatschte in die Hände und nahm sich einen großen Löffel aus der Schublade.
    »Du weißt ja, wie du es machen musst«, sagte er dem Mädchen. »Ich werde Mom im Esszimmer etwas zeigen. Wir sind sofort zurück.«
    »Okay.« Annelise kletterte auf einen Stuhl und begann, die Käsesauce aus der Folie in die Nudelschale zu drücken.
    Waters nahm Lily am Handgelenk, zog sie ins Esszimmer und schloss die Tür hinter ihnen beiden.
    Lily wirkte amüsiert – bis Waters sie bei der Kehle packte und sie gegen die Wand drückte.
    »Hör mir zu, Mallory«, zischte er. »Du kannst das nicht tun. Du musst meine Frau ... loslassen.«
    Sie gab ein gepresstes Lachen von sich.
    Waters drückte fester zu, schnürte ihr die Luft ab. »Du weißt so gut wie ich, dass ich dich nicht umbringen kann. Ich kann dich nicht töten, ohne Lily zu töten. Du bist wie AIDS oder Krebs. Aber es gibt durchaus Dinge, die ich tun kann.«
    »Zum Beispiel?«, krächzte sie; in ihren Augen lag noch immer ein belustigtes Funkeln.
    »Du hast dich tot gefühlt, als du das Zimmer deiner Eltern gesehen hast? Wenn du Lilys Körper nicht verlässt, wird es genau so sein. Solange Annelise in der Nähe ist, werde ich dich so behandeln, als wärst du Lily. Aber sobald sie fort ist, wirst du für mich nicht mehr existieren. Ich werde dich nicht ansehen. Ich werde nicht mit dir sprechen. Ich werde keines deiner Worte beachten. Ich werde nicht mit dir schlafen. Nie wieder.«
    Lilys Augen wurden dunkel vor Angst, doch in dem Augenblick, als Waters die Hände von ihr löste, lachte sie. »Du bist so naiv, Johnny. Ich werde dir diesen kleinen Ausbruch durchgehen lassen, weil ich weiß, dass du unter Schock stehst. Aber du wirst mir nicht sagen, was ich zu tun habe. Du hast Eve erwürgt.« Sie schlug seine Hände von ihrem Hals. »Ich muss nichts weiter tun, als ihnen deinen Namen zu nennen,

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