Ewiger Schlaf: Thriller
drückte sich den Stoffhasen an die Brust.
Er küsste sie auf die Stirn, dann ging er zur Treppe.
»Nacht! Hab dich lieb! Bis morgen Früh!«, rief Annelise und lachte, als er sich zu ihr umdrehte und ihre Worte wiederholte.
Auf dem Weg zurück nach unten wurde ihm klar, warum Mallory ihn Annelise alleine ins Bett hatte bringen lassen: Sie wollte ihm zeigen, was auf dem Spiel stand, wenn er sich ihrem Programm nicht fügte. Es wäre gar nicht nötig gewesen, Waters das Risiko zu verdeutlichen. Doch als er seinen Fuß auf die letzte Treppenstufe setzte, begriff er, dass Mallorys neuestes Musterbeispiel zweischneidig war. Jeder fürchtete sich davor, etwas zu verlieren – auch Mallory.
Lily war im Schlafzimmer. Sie lag in einem fast durchsichtigen Mieder, das sie im Scherz von einer Freundin bekommen hatte, auf der Tagesdecke. Bis zu diesem Abend hatte sie das Stück Unterwäsche noch nie getragen.
Waters ging zum Fuß des Bettes und sagte in völlig ausdruckslosem Tonfall: »Ich möchte, dass du mir genau zuhörst. Du meinst, du hältst alle Trümpfe in der Hand, aber so ist es nicht. Die höchste Karte habe ich. Und wenn du nicht tust, was ich dir sage, werde ich diese Karte ausspielen.«
Lily musste eine Veränderung in seiner Stimme wahrgenommen haben, denn ihr Lächeln verschwand und wich einem Ausdruck verschlagener Aufmerksamkeit. »Von was für einer Karte sprichst du?«
»Von der Todeskarte. Dem Pik Ass.«
Lily wickelte eine Locke ihres kurzen blonden Haars um ihren Finger und begann sie zu drehen. »Was meinst du?«
»Bevor ich zulasse, dass du meine Frau und mein Kind vernichtest, puste ich mir den verdammten Schädel weg, und du wirst mich niemals bekommen.«
Sie schien diese Drohung nicht gehört zu haben. Oder sie hatte sie nicht ganz begriffen.
»Du kennst mich, Mallory. Wenn du mir keine Wahl lässt, werde ich mich umbringen.«
Lily schüttelte den Kopf. »Wirst du nicht. Du würdest Lily und Annelise nicht allein lassen.«
»Da hast du Recht. Ich würde Lily mitnehmen. Eine Kugel in den Kopf für sie. Dann eine für mich.«
Sie wurde still, und ein ängstlicher Ausdruck trat in ihre Augen. Endlich hatte er sie aus dem Konzept gebracht. »Das würdest du nicht tun«, sagte sie, klang aber gar nicht sicher. »Du würdest Annelise niemals verlassen.«
»Da irrst du dich«, sagte Waters. »Wenn ich Lily erschieße, stirbst du mit ihr. Ich könnte nicht weiterleben, nachdem ich meine Frau getötet habe, also würde ich die Sache mit mir selbst zu Ende bringen. Annelise jedoch würde überleben und wäre in Sicherheit. Sie würde bei ihrer Großmutter wohnen. Das haben wir in unseren Testamenten bereits festgelegt.«
Lilys Kopf bewegte sich langsam vor und zurück. »Dazu wird es niemals kommen.«
»Glaubst du wirklich? Weißt du, warum ich die Hölle am Ende unserer Beziehung überlebt habe? Weil ich stärker bin als du. Wie oft hast du versucht, dir das Leben zu nehmen? Viermal? Fünfmal? Aber du konntest es nicht. Es war alles bloß Theater. Aber ich schauspielere nicht, Mallory. Das weißt du. An dem Tag, an dem ich beschließe, Schluss zu machen, ist es schon so gut wie erledigt.«
Lily stand auf und ging im Schlafzimmer auf und ab, hilflos und verärgert. Sie verströmte den verzweifelten Zorn eines wilden Tieres in einem Käfig. Plötzlich blieb sie stehen und starrte Waters in die Augen.
»Und was soll ich tun?«
»Lass Lily in Ruhe. Verschwinde aus ihr.«
»Was tust du dann für mich?«
»Warum sollte ich irgendetwas für dich tun?«
Ihre Hand fuhr zum Hals, und sie wickelte noch eine Haarlocke um ihren Finger. »Weil ich das Einzige bin, das dich noch vom Gefängnis trennt. Und weil du mich liebst, oder ...?«
Waters unterdrückte seinen Zorn. »Ja, ich liebe dich.«
Lilys Blick wurde sanfter.
»Ich kann nur nicht zulassen, dass du meine Frau zerstörst«, fuhr Waters fort. »Deshalb möchte ich, dass du in eine andere Frau gehst.«
Sie beobachtete ihn schweigend, versuchte seine Gedanken zu erraten. »In wen?«
»Das weiß ich noch nicht.«
»Aber du willst diese Frau auswählen, ja?«
»Ja.«
»Jemand, den du magst.«
»Jemand, dessen Gesicht und Körper ich mag«, sagte er.
Sie starrte ihn beinahe eine Minute an, die Augen dunkel vor Misstrauen. »Wenn ich in diese andere Frau gehe, wirst du sie töten. Das ist dein Plan.«
»Du müsstest mich besser kennen. Ich könnte keinen unschuldigen Menschen töten.«
»Wenn du glaubst, damit deine Familie zu retten,
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