Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ewiger Schlaf: Thriller

Ewiger Schlaf: Thriller

Titel: Ewiger Schlaf: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
Vom Netzwerk:
zu tun. Obwohl das Mädel vielleicht eines Tages dich getötet hätte. Oder Lily. Oder sogar Annelise. Das hast du mir selbst gesagt.«
    »Ich weiß.«
    Cole beugte sich vor und legte seine Zigarre in einen Colonel-Reb-Aschenbecher. »Hör auf, über diesen Schwachsinn nachzudenken, Rock. Eve Sumner will mit dir ins Bett – Punkt. Du musst eine Entscheidung treffen: den ungewohnten Weg einschlagen oder weiter deine Märtyrer-Tour fahren.«
    »Verdammt nochmal ...«
    Smith hob entschuldigend die Hände. »Tut mir Leid. Der heilige John mit dem Eiszapfen zwischen den Beinen verträgt so viel Ehrlichkeit nicht.«
    »Willst du, dass ich mal ehrlich über dein Leben spreche?«
    Cole seufzte. »Überlassen wir diese schwierige Aufgabe lieber Gott dem Herrn.«
    Sie verstummten, saßen schweigend da und fühlten sich wohl dabei. Was das betraf, konnte eine Partnerschaft wie eine Ehe sein: zwei Menschen, die in einem Zimmer sitzen und weder sprechen noch das Bedürfnis haben; jegliche Kommunikation geschieht durch ein komplexes Zusammenspiel von Bewegungen, Seufzern und Blicken. Waters und Cole hatten viel Übung darin. Sie waren in derselben Gegend aufgewachsen und sogar zur gleichen Schule gegangen, bis die Integrationsgesetze in Kraft traten und Coles Eltern ihren Sohn auf die St. Stephens schickten. Zwei Jahre später zog Coles Familie in ein besseres Viertel, wo alle Häuser zwei Stockwerke hatten und wo es Regeln gab. Waters’ Eltern hatten ähnliche Pläne, doch neun Monate, nachdem Cole umgezogen war, stand Henry Waters in Wilkinson County neben einem Öltransporter, als eine Kette zerriss, fünf Tonnen Stahlrohre vom Laster rollten und Henry zerquetschten.
    Er lebte noch drei Stunden, kam aber nie wieder zu Bewusstsein. Die Ärzte konnten seinen Zustand nicht mehr ausreichend stabilisieren, um ihn zu operieren. Waters erinnerte sich nur noch an ein furchtbar angeschwollenes und genähtes Gesicht; ein Atemschlauch führte in seine Nase, und seine Mutter hielt seine zertrümmerte, dunkelrote Hand. Auch John hatte diese Hand für ein paar Sekunden genommen. Sie war heiß und eigentümlich lang und fühlte sich unnatürlich an. Doch die Schwielen waren immer noch da und sagten ihm, dass es tatsächlich die Hand seines Vaters war. Henry Waters war ein guter Geologe; er musste eigentlich nicht körperlich arbeiten. Trotzdem war er immer draußen bei den Bohrarbeitern, kurbelte an zwei Meter langen Rohrzangen, wuchtete Pumpen und Motoren, warf sich mitten ins schmutzige Geschehen. Sein strahlendstes Lächeln hatte immer auf einem Gesicht gestanden, das schwarz war von Schmierfett und Rohöl.
    Cole war der einzige Junge in Johns Alter, der zur Beerdigung kam. Waters erinnerte sich noch genau daran, wie er in den Kirchenbänken saß, die für die Familie reserviert waren. Als er sich umblickte, zu den Reihen alter Menschen, entdeckte er ein dreizehnjähriges Gesicht. Nach dem Gottesdienst kam Cole und schüttelte ihm mit unbeholfener Förmlichkeit die Hand. Dann beugte er sich näher heran und sagte leise: »Scheiße, Mann. Dein Dad war ein klasse Typ. Ich wünschte, das wär nich’ passiert.« Der Erwachsene, der Cole Smith geworden war, hätte schon einen hochgradigen Verrat begehen müssen, um die Wärme auszulöschen, die er in Waters in diesem Moment der Aufrichtigkeit – und in anderen ähnlichen Momenten – erzeugt hatte. Cole hatte Waters’ Geduld im Laufe der Jahre wahrhaftig auf die Probe gestellt, aber insgesamt gesehen war er der Mann, dem er voll und ganz vertraute.
    »Wo wir gerade von Begegnungen mit Gott sprechen«, sagte Waters in die Stille. »Ich habe Tom Cage in Dunleith getroffen. Er sagte, dass du deine Blutdruck-Medikamente nicht nimmst.«
    Cole nahm seine Zigarre und paffte gereizt.
    »Ich weiß auch, dass du nicht auf deine Diabetes achtest. Dein Gewicht ist immer noch zu hoch, und ich sehe dich nie deinen Blutzuckerspiegel messen.«
    »Ist alles unter Kontrolle«, sagte Cole kurz angebunden.
    »›Kontrolle‹ ist nun wirklich nicht das Wort, das mir einfällt, wenn ich an dich denke.« In Waters’ Stimme schwang jetzt Emotion mit. »Du solltest langsamer machen, Mann. Du könntest blind werden. Das ist Pat Davis passiert, und der war erst siebenunddreißig. Diabetes ist eine ernste Sache.«
    »Himmel, du redest wie Jenny. Wenn ich eine Strafpredigt hören will, gehe ich nach Hause, okay?«
    Waters wollte gerade antworten, als Sybil Sonnier, ihre Sekretärin, hereinkam, um Cole einige Papiere

Weitere Kostenlose Bücher