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Ewiger Schlaf: Thriller

Ewiger Schlaf: Thriller

Titel: Ewiger Schlaf: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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zur Unterschrift vorzulegen. Sie lächelte keinen der beiden Männer an, sondern ging hölzern zum Schreibtisch und gab Cole die Unterlagen. Waters’ Alarmantennen richteten sich auf. Sybil war achtundzwanzig Jahre alt; sie stammte aus Louisiana und war geschieden, aber vor allem war sie viel zu hübsch, um mit Cole Smith im gleichen Büro zu arbeiten. Cole hatte bereits früher mit Sekretärinnen »angebändelt«, wie er es nannte, und eine seiner Eskapaden hatte ihr Unternehmen mehr als fünfzigtausend Dollar für einen Vergleich gekostet. Damals hatte Waters geschworen, alle Personalentscheidungen selbst zu treffen. Doch als der Ehemann der letzten Sekretärin seine Stelle verloren und die Stadt verlassen hatte, war Waters im Urlaub, und als er zurückkam, saß Sybil am Empfangsschreibtisch: einhundertzwanzig Prozent Kurven, dunkles Haar und strahlendes Lächeln. Cole schwor, dass er sie nie angerührt hatte, doch Waters vertraute ihm nicht mehr, was Frauen betraf. Als Sybil das Büro verlassen hatte, blickte Waters seinen Partner scharf an.
    »Sybil war die ganze Woche ziemlich kühl. Hast du eine Ahnung, woran das liegen könnte?«
    Cole zuckte mit den Achseln. »Vielleicht hat sie ihre Tage.«
    »Verdammt nochmal, Cole. Hast du mit ihr geschlafen?«
    »Teufel, nein. Ich hab meine Lektion über Angestellte gelernt, als ich die Entschädigung zahlen musste.«
    »Als wir zahlen mussten, meinst du wohl. Nächstes Mal zahlst du allein, Romeo.«
    Cole grinste. »Kein Problem.«
    »Jetzt wieder zu deiner Gesundheit. So einfach kommst du mir nicht davon.«
    Cole runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Warum verwendest du all die Energie, die du für Strafpredigten aufwendest, nicht lieber auf die Suche nach einer neuen Ölquelle, Rock?«
    Das war ein alter Zankapfel zwischen ihnen. Als Geschäftspartner waren sie wie Grashüpfer und Ameise. Wann immer sie ein großes Vorkommen fanden, legte Waters vierzig Prozent seines Geldes auf einem speziellen Konto für die Einkommenssteuer zurück. Den Rest investierte er konservativ an der Börse. Bei jeder neuen Bohrung hielt er einen großen Anteil, indem er von vornherein auf den »Überschuss« verzichtete, den Bargewinn. Auf diese Weise sicherte er sich langfristig einen hohen Profit, wenn sie Öl fanden. Cole zog es vor, sich den Löwenanteil des Barprofits zu nehmen. Auf diese Weise waren seine »Abschlusskosten« für die Quellen geringer; dafür blieb es auch bei diesem einmaligen Ertrag. Sogar wenn Cole einen großen Anteil an einer Ölquelle hielt, verkaufte er seine Beteiligung fast immer für Bargeld – normalerweise für den Gegenwert von zwei Jahren Produktion –, meist gleich am Tag, nachdem die Probebohrung sich als fündig erwiesen hatte. Doch Cole konnte mit Geld einfach nicht umgehen. Seine Frau und er selbst gaben es mit vollen Händen aus: für Häuser, Autos, Antiquitäten, Kleidung, Schmuck, Partys und Reisen. Er investierte auch in Geschäfte außerhalb der Ölbranche, in alles, was sich nach schnellem großen Geld anhörte. Zwar hatte Cole einige Treffer gelandet, aber letztlich verlor er seinen Profit jedes Mal, indem er ihn in immer größere Projekte steckte. Und was am schlimmsten war – Cole verpulverte Unsummen bei Sportwetten. Diese Sucht hatte auf der Ole Miss begonnen, wo Waters und er drei Semester lang ein Zimmer geteilt hatten. Als Cole ins Kappa-Alpha-Haus zog und mit den Partys und der Spielerei weitermachte, blieb Waters im Wohnheim. Dass Cole über die Jahre hinweg trotzdem solvent geblieben war, lag nur an zwei Dingen: an seinem Talent, existierende Ölquellen aufzukaufen und sie profitabler zu machen, indem er die Bohrarbeiten selbst überwachte, und an einem Partner, der immer wieder Öl fand, selbst in den schlechtesten Zeiten. Daher drängte er Waters ständig zur Suche nach neuen potenziellen Quellen. Als Anwalt war Cole für das Pachten des Landes zuständig, auf dem die Probebohrungen stattfinden sollten, doch seine eigentliche Aufgabe sah er im Verkauf. Und ein geborener Verkäufer, der nichts zu verkaufen hat, ist ein verzweifelter, verbitterter Mann.
    Wenn keine Probebohrung in Vorbereitung war, verkaufte Cole, was er stets zur Hand hatte – sich selbst, und zwar an die hübscheren und abenteuerlustigeren Ehefrauen der Stadt. Er warb mit dem gleichen Enthusiasmus für sich selbst, mit dem er sonst für seine Ölquellen warb – wenn auch mit etwas mehr Diskretion –, und überzeugte seine Auserwählten

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