Ewiger Schlaf: Thriller
du es total vermasselt, Dad«, sagte Annelise.
»So viele Hausaufgaben hast du doch gar nicht.«
»Aber die Drittklässler haben eine Menge .«
Waters drückte die Schultern seiner Tochter; dann nahm er seiner Frau die Kühlbox ab und sagte leise: »Hatten wir in der zweiten Klasse Hausaufgaben?«
Lily beugte sich zu ihm vor. »Wir hatten bis zur sechsten Klasse keine Hausaufgaben.«
»Wirklich? Na, da hatten wir wohl Glück.«
Waters nahm Annelises Hand und ging mit ihr und Lily zu seinem schlammbespritzten Land Cruiser. Eine frisch geschiedene Mutter namens Janie ging neben ihnen her. Waters seufzte leise, während Janie wie ein Wasserfall auf Lily einredete und ihre gewohnte Litanei von Klagen über ihren Ex-Mann losließ. Annelise rannte voraus zu einer anderen Familie, deren Wagen neben dem Land Cruiser parkte. Zum ersten Mal seit Stunden mit seinen Gedanken allein, atmete Waters die kühle Luft tief ein. Auf der anderen Straßenseite grillte jemand Fleisch, und der Geruch ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Waters schaute über die Schulter, warf einen letzten Blick aufs Spielfeld, um sich davon zu überzeugen, dass er nichts vergessen hatte. Als er wieder nach vorn blickte, sah er die dunkelhaarige Frau. Sie kam ihm entgegen und bewegte sich mit geschmeidiger Anmut, den Blick auf sein Gesicht gerichtet. Die Frau ging zurück auf das nun verlassene Fußballfeld, wobei sie Waters ein betörendes Lächeln schenkte.
Er fühlte eine Hitzewoge, die sich vom Gesicht bis in die Zehen ausbreitete. Das Lächeln der Frau war sexy, ihre Zähne makellos weiß, ihre Nasenflügel bebten in katzenhafter Erregung, und ihre Augen blitzten feurig. Waters wollte stehen bleiben, sie anschauen, mit ihr reden, doch er wusste es besser. Auch wenn es oft heißt, Blicke seien harmlos – keine Ehefrau ist wirklich dieser Meinung. Also nickte er bloß höflich, schaute wieder nach vorn und ging weiter, bis er an der Frau vorbei war. Doch seine Gedanken erholten sich nicht so schnell wie sein Körper. Als Lily sich zu Janie beugte, um ihr etwas zuzuflüstern, warf Waters einen Blick über die Schulter.
Auch die dunkelhaarige Frau hatte sich umgedreht. Ihr Lächeln war jetzt weniger strahlend, doch ihre Augen forderten ihn immer noch heraus. In dem Moment, bevor Waters sich abwandte, schlossen sich ihre Lippen und formten ein einziges Wort – lautlos zwar, aber ein Wort, das nicht zu verwechseln war.
»Bald« , sagte sie stumm.
John Waters blieb beinahe das Herz stehen.
Er gewann seine Fassung erst wieder, als er einen Kilometer vom Fußballplatz entfernt war. Annelise erzählte von den Handgreiflichkeiten zwischen zwei Jungs in der Halbzeitpause, und zum Glück schien Lily ihr gebannt zu lauschen.
»He, wir haben gewonnen«, sagte sie dann und knuffte ihren Mann. »Was ist mit dir? Du bist mit den Gedanken ganz woanders.«
Rasch ließ Waters sich eine plausible Ausrede einfallen. »Es ist wegen der Untersuchung durch die Umweltbehörde.«
Lilys Miene wurde angespannt, und ihre Neugier verflog, genau wie Waters es vorhergesehen hatte. Als selbstständiger Erdöl-Geologe war Waters an einem Unternehmen mit mehr als dreißig Ölquellen beteiligt, doch im Augenblick schwebte ein Damoklesschwert über seinem Kopf. Siebzehn Jahre erfolgreicher Arbeit waren gefährdet, weil aus einer der Quellen möglicherweise Salzwasser in die Felder eines Reisbauern in Louisiana gesickert war. Die Umweltbehörde versuchte seit zwei Monaten, das Leck zu lokalisieren. Die Lage war deshalb so bedrohlich – wenn nicht katastrophal –, weil Waters’ Geschäftspartner es versäumt hatte, die Haftpflichtversicherung zu bezahlen. Weil sie das Unternehmen gemeinsam besaßen, wäre Waters ebenso betroffen wie sein Partner, sollte die Umweltbehörde zu der Ansicht gelangen, sie hätten das Leck zu verantworten. Vielleicht bedeutete es ihren Ruin.
»Denk nicht darüber nach«, bat Lily.
Waters nickte. Er wollte über Belanglosigkeiten sprechen, doch ihm fiel nichts ein. Ein Lächeln und ein stummes Wort hatten ihn aus der Fassung gebracht. Schließlich sagte er so beiläufig er konnte: »Wer war eigentlich die Frau, die mich angeschaut hat, als wir gegangen sind?«
»Ich dachte, du hättest sie angeschaut«, sagte Lily und bewies damit wieder einmal, dass ihr nichts entging.
»Ach komm, Babe ... sie kam mir bekannt vor.«
»Eve Sumner.« Kälte lag in Lilys Stimme. »Immobilienhändlerin.«
Jetzt erinnerte er sich. Cole Smith, sein
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