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Ewiges Verlangen

Ewiges Verlangen

Titel: Ewiges Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wright
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Stockholm-Syndrom. Ja, du hast es im Studium gelernt; du hast Patienten, die daran leiden.
    Sie biss die Zähne zusammen, bis ihr Kiefer schmerzte, drückte erneut die Taste des Haustelefons und gab dann die Nummer des Reviers 23 ein. Aber der Anruf scheiterte, bevor sie auch nur zu Ende gewählt hatte.
    Sie versuchte es augenblicklich erneut. Diesmal jedoch verzerrte sich das Klingeln, obwohl die Verbindung hergestellt wurde, zu einem seltsam stöhnenden Klang. Niemand nahm ab. Was, zum Teufel …? Sie drückte erneut die Ruftaste, bekam ein Freizeichen und wählte die Nummer noch einmal. Dieses Mal hörte sie den irritierenden Ton eines Fax-Gerätes. Sie knallte den Hörer frustriert hin, blickte finster darauf und erwog kurz, das Kabel aus der Wand zu reißen und das Telefon gegen die Tür zu werfen. Aber das wäre eine reaktionäre Regung, keine produktive, und sie musste gerade heute vorgeben, flexibel und geistig fit zu sein.
    Sara atmete tief ein, nahm den Zettel mit der Telefonnummer darauf an sich und eilte aus ihrem Büro unmittelbar zum Schwesternzimmer der Erwachsenen-Station. Sie nahm wortlos einen der Hörer auf dem Tresen auf und versuchte es erneut. Dieses Mal bekam sie dankenswerterweise eine Verbindung, und sie seufzte, als weiterhin das Klingelzeichen ertönte. Aber dann wurde sie leicht nervös. Wenn sich das Revier endlich melden würde, müsste sie das Verbrechen anzeigen, ganz zu schweigen davon, dass sie seinen Anteil daran erklären müsste. Sollte sie das tun? Vielleicht könnte sie ihn einfach aus der Sache heraushalten und nur von Tom und dem Angriff berichten.
    Doch musste Sara diese Wahl nie treffen. Niemand nahm ihren Anruf entgegen, nicht einmal ein Anrufbeantworter. Es klingelte einfach weiterhin. Sie legte fluchend auf, wählte ein letztes Mal, warf den Hörer, als sie das Besetztzeichen hörte, auf die Gabel und sagte sich, sie würde es in fünfzehn Minuten noch einmal versuchen.
    Aber erst, als ihre Schicht vier Stunden und drei Notfälle später fast beendet war, bekam sie das erste Mal wieder die Gelegenheit, in ihr Büro zurückzugehen.
    Sie entnahm dem Korb auf ihrem Schreibtisch einen Apfel und ließ sich erneut auf ihren Schreibtischstuhl sinken. Sie stieß einen tiefen Seufzer aus, nahm den Hörer auf und wartete auf das tiefe Summen des Wähltons. Aber nada. Nichts.
    »Sie sind für einen Menschen sehr dickköpfig.«
    Sara zuckte auf ihrem Stuhl jäh zurück, und der Apfel fiel mit dumpfem Aufschlag auf den Boden. »Herrgott!«
    »Nein. Alexander Roman.« Er stand im Eingang, den er mit seiner kräftigen Gestalt fast vollständig ausfüllte. Er neigte den Kopf, den Blick seiner intensiven, merlotfarbenen Augen auf sie konzentriert. »Ich entschuldige mich, wenn ich Sie erschreckt habe.«
    »Wie sind Sie hier hereingelangt?«
    »Die Tür stand offen.«
    »Auf die Station«, drängte sie. »Wie sind Sie auf die Station gelangt?«
    Einer seiner Mundwinkel zuckte. »Mir steht derzeit jede Tür offen.«
    »Wie angenehm für Sie«, sagte sie und wünschte, ihr Puls würde sich wieder beruhigen.
    Sein Blick wanderte von ihr zu ihrem Telefon. »Sie wollten einen Anruf tätigen?«
    »Ich habe es versucht, aber es stimmt etwas nicht mit der …« Sie erstarrte und blickte zu ihm hoch. »Das ist Ihr Werk, oder? Sie waren …«
    Er wölbte die Augenbrauen. »Wie ich schon zuvor sagte, keine Polizei.«
    Angst flammte in ihrer Brust auf. »Sie haben mein Telefon manipuliert?«
    Alexander betrat den Raum, und die Tür schloss sich hinter ihm. Da Sara das Offensichtliche nicht verarbeiten konnte, machte sie sich selbst vor, seine Hand am Holz die Tür schließen gesehen zu haben.
    »Tatsächlich war es mein Bruder Lucian«, sagte er und kam auf sie zu, und sein schwarzer Mantel schlug gegen seine Beine. »Ich konnte das Haus erst verlassen, als es dunkel wurde.«
    Sie erhob sich. Musste es tun. Sie musste ihm, trotz der in ihr aufsteigenden Angst, zeigen, dass sie nicht panisch ausweichen würde. »Ihr Bruder hat mich beobachtet?«
    »Ich musste sichergehen, dass Ihnen nichts geschieht.«
    »Wenn meine Sicherheit Sie wirklich kümmerte, würden Sie mich die Polizei rufen lassen.«
    »Die Polizei kann nichts tun.«
    »Sie sprechen wie ein echter Verbrecher oder ein …«
    Er zog eine Augenbraue in die Höhe. »Oder ein was?«
    »Jemand, den ich mit einer ausreichenden Menge Medikamente behandeln sollte.«
    Er schwieg, stand nur da und ragte auf der anderen Seite des Schreibtischs mit

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