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Ewiges Verlangen

Ewiges Verlangen

Titel: Ewiges Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wright
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lieblicher, verlockender Hauch. »Ich auch nicht.« Er nahm ihre Hand in seine, öffnete seinen Mantel und zog ihren Körper an sich.
    Als sie das Büro verließen und den Flur hinab auf den Ausgang zuliefen, wartete Sara darauf, dass das Personal sie und den großen Mann mit den Brandzeichen im Gesicht neben ihr bemerken würde, aber dem war nicht so. Es war, als wären sie unsichtbar oder abgeschirmt.
    »Dein Werk?«, flüsterte sie Alexander zu, als sie die Station hinter einem Besucher verließen und, wieder vollkommen unbemerkt, am Schwesternzimmer vorbeigingen.
    »Das kann man nicht so einfach erklären«, sagte er und führte sie in einen wartenden Fahrstuhl.
    Sara schwieg, während der Fahrstuhl ächzte und abhob. Ihr gesamtes Erwachsenenleben gründete sich auf rationale Antworten auf komplizierte Fragen, aber gerade jetzt hatte sie nichts. Magie, Unsichtbarkeit, Vampire – nichts davon existierte. Und doch war es hier … war er hier …
    Der Fahrstuhl öffnete sich jäh, und Sara sah, dass sie sich in der frischen Nachtbrise auf dem Dach befanden, auf dem Hubschrauberlandeplatz. Ein dunkler Hubschrauber auf dem erhöhten Podest wartete auf einen Notruf.
    Alexander zog sie näher zu sich heran. »Komm, Sara. Heute Nacht ist es sehr kalt.«
    Aber Sara löste sich von ihm, trat allein aus dem Fahrstuhl und hieß die kalte Luft willkommen, damit sie wieder klar denken könnte – und sei es auch nur für einen Moment. Dies gefiel ihr nicht – sich nicht unter Kontrolle zu haben, sich von jemandem ins Unbekannte und potenziell Gefährliche führen zu lassen –, sogar bei ihm nicht. Sie wandte sich um. »Warum sind wir hier oben?«
    »Ich muss dir etwas zeigen«, sagte er und kam ruhig auf sie, auf die Dachkante zu, »in deinem Haus.«
    »Taxis sind dort unten«, sagte sie und wich zurück, wich vor ihm zurück.
    Seine Augen blitzten auf. »So geht es schneller.«
    Sara hatte kaum Zeit, die jähe, starke Kraft seiner Arme um sie herum oder seine tröstliche Wärme zu registrieren. Im einen Moment befanden sie sich noch an der Dachkante, im nächsten wurden sie schon durch die Luft getragen.

11
    Es dauerte nur zwei Sekunden. Von Anfang bis Ende, von dem Moment an, der sich anfühlte, als hätten sie das Zentrum eines Tornados betreten, bis zu dem Moment, der sich anfühlte, als wären sie wieder ausgespien worden.
    Sara starrte schwer atmend und mit zitternden Beinen auf ihre Wohnungstür. »Was war das?«, fragte sie und konnte die Realität dessen, was sie gerade erlebt hatte, kaum glauben. »Wie hast du das gemacht?«
    Alexander, der neben ihr stand, ließ sie los und griff nach dem Türknauf. »Eine einfache Bitte des Geistes.«
    »So in etwa wie ›Ich sehe im Geiste meine Wohnungstür, und los geht’s‹?«
    Er lachte leise. »So ähnlich.« Er benutzte keinen Schlüssel, aber die Tür schwang dennoch weit für sie auf. »Wollen wir?«
    Während der Wind ihr das Haar ins Gesicht peitschte, ergriffen Skepsis und Angst alle Muskeln ihres Körpers. Sie wollte nicht erneut dort hineingehen. »Warum sind wir hier?«
    »Du musst sehen, mit wem und womit du es zu tun hast.« Er drängte sie sanft voran. »Komm, Sara.«
    Sie betrat widerwillig das Apartment, wohl wissend, dass sie den Trost einer rationalen Existenz irgendwo dort im Krankenhaus zurückgelassen hatte. Gleichgültig, wie sehr sie es sich auch wünschte – es war unmöglich geworden vorzugeben, der Mann neben ihr sei ein Mensch, oder sie sei nicht in etwas gefangen, was sie unmöglich begreifen konnte und was latent lebensbedrohlich war. Und Letzteres wurde ihr in dem Moment bewiesen, als sie ihr Apartment von innen sah. Sie starrte offenen Mundes darauf. Der Raum war vollständig zerstört, und der frische Geruch des Todes hing in der Luft. Der Wohnbereich war in eine Art Anti-Vampir-Schrein verwandelt worden, mit roter Farbe auf den Wänden, den Sesseln und auf der Couch. Kruzifixe und Knoblauch hingen an Leuchtkörpern und Bilderrahmen, aber am meisten bestürzten sie die ungefähr ein Dutzend verstümmelten Fledermäuse, die, zusammen mit Tom Trainers Visitenkarte – einem kleinen toten Vogel in der Mitte – in einem perfekten Kreis auf dem Boden ausgelegt worden waren.
    Sara konnte den Blick nicht von der Szene vor sich abwenden und fragte Alexander: »Weißt du, wann das geschehen ist?«
    »Vermutlich ein paar Stunden, nachdem wir fort waren.«
    »Du warst hier. Du hast das bereits gesehen.«
    »Unmittelbar bevor ich zu dir kam.«
    Da

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