Ewiges Verlangen
Mensch«, sagte Dillon gedehnt.
Sara lehnte sich in das Lederpolster zurück und riss ihren Schal herab. »Vielen Dank, Dillon.«
»Verstehen Sie mich nicht falsch – ich bewundere Ihre Hingabe, wenn es darum geht, Ihre Rolle als Nervensäge auszufüllen; aber dass ich Sie nicht zum Einsteigen zwingen muss, erleichtert mir die Arbeit ungemein.«
»Nun, ich gefalle gerne.«
»Wirklich?«
»Nein.«
Dillon schnaubte und warf die Zeitung dann auf den Sitz neben sich. »Was tun Sie also den ganzen Tag lang in diesem Krankenhaus? Köpfe schrumpfen?«
»Das ist ein Menschenwitz. Sind Sie sicher, dass Sie so tief sinken wollen?«
»Ich kann nichts dafür. Das liegt an der Gesellschaft, in der ich mich zurzeit aufhalte.«
»Nun, Sie beobachten mich. Sie sehen, was ich tue.«
Dillon zuckte die Achseln. »Für mich sieht es danach aus, als würden Sie dauernd Papiere verschieben und überflüssige Tabletten verteilen.«
Sara neigte den Kopf zur Seite und sah Dillon aus schmalen Augen an. »Wohin gehen Sie wirklich, wenn Sie mich eigentlich beobachten sollten? Zu Starbucks?«
Dillons kurzzeitiges Lächeln schwand. »Sie verbringen viel Zeit mit diesem Mann.«
»Mit welchem Mann?«, fragte Sara und blickte aus dem Fenster, als sie an einem ihrer liebsten Feinkostgeschäfte vorbeifuhren.
»Der Junge«, fuhr Dillon fort. »Mit dem dunkelblonden Haar und den ungeduldigen Augen.«
Sara wandte sich wieder um. Normalerweise beschrieben die Menschen Gray, indem sie seine Verbrennungen erwähnten und nicht den Ausdruck in seinen Augen beschrieben. Aber andererseits war Dillon weder ein Mensch noch normal. »Er ist ein Patient, und einige Patienten brauchen mehr meiner Zeit und Aufmerksamkeit als andere.«
»Das ist alles, ja?«, sagte Dillon in beiläufigem Tonfall.
»Natürlich. Was sollte es sonst sein?« Bevor Dillon weiter spekulieren konnte, wechselte Sara das Thema. »Wie geht es mit dem Training voran?«
»Mit den Jungs?«
»Ja.«
Dillon zuckte die Achseln und wirkte gelangweilt. »Sie sind nicht völlig unfähig.«
Sara lachte. »Das ist gut. Haben Sie also die ganze Zeit mit ihnen gearbeitet, oder hatten sie ein wenig Auszeit? Machen sie auch Pausen?«
Die Augen der Veana verengten sich. »Die Romans brauchen keine ›Pausen‹.«
»Okaaay. Gut zu wissen.«
»Höchstens, um die Waffen zu wechseln.«
Sara strahlte. »Haben sie in der Zeit auch miteinander geplaudert?«
»Geplaudert?«, wiederholte Dillon und betonte das Wort bewusst. »Aber klar doch. Ungefähr zur Teezeit, kurz bevor der Unterricht im Seilspringen losging.«
Dillons Sarkasmus brachte Sara zum Grinsen. »Ich wollte nur wissen, ob er etwas über mich gesagt hat, okay?«
»Wer?«
»Alexander.«
»Oh verdammt.« Dillon sank in ihrem Sitz zurück, als der Wagen jäh an einer Ampel hielt. »Ich würde sagen, jetzt sind wir endgültig quitt, er und ich.«
Sara hob ergeben die Hände. »Vergessen Sie es. Tut mir leid, dass ich gefragt habe.« Sie wandte sich ab und blickte aus dem Fenster.
Sie fuhren die letzten fünf Blocks schweigend dahin, und als der Wagen vor dem Haus hielt, stieg Sara rasch aus und lief eilig den Gehsteig hinauf. Dillon folgte ihr. Als sie die Haustür erreichten, atmete sie erleichtert aus. »He, Mensch.«
Sara blickte über die Schulter. »Was?«
Die Veana schüttelte den Kopf, als könnte sie nicht glauben, was sie da im Begriff war zu tun. »Er sagte: ›Wenn ihr irgendetwas geschieht, dann kette ich deine Fänge an und setze deinen Hintern für ein Jahrhundert in Mondrar fest‹.«
»Was ist Mondrar?«
»Eine Art Gefängnis für Vampire. Vom Orden kontrolliert.« Sie schüttelte erneut den Kopf und fügte angespannt hinzu: »Es ist nicht gut.«
Sara lächelte erfreut. »Wirklich? Das hat er gesagt? Er sagte, dass er Ihnen das antun würde?«
Dillon schnaubte. »Als ob er das überhaupt schaffen könnte.«
»Danke, Dillon«, erwiderte Sara lachend.
Die Veana drängte sich fluchend an ihr vorbei und öffnete die Haustür. »Wissen Sie, Sie sind beide verrückt«, murrte sie und wartete, dass Sara eintreten würde. Es war keine Bitte.
»Ja, ich weiß.« Sara wölbte die Augenbrauen, während Dillon die Tür schloss. »Sehe ich Sie später?«
»Nicht wenn ich Sie zuerst sehe«, rief diese zurück und eilte ins Wohnzimmer.
Brooklyn wimmelte an diesem Abend gegen neun Uhr von Fahrzeugen und Fußgängern, aber auf der Clark Street in Boerum Hill gingen nur Prostituierte und diejenigen an Ethan Dares
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