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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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einer armenischen Kooperative beigetreten. Dann machten die Türken Frieden, und wir kämpften gemeinsam gegen einwandernde iranische Bauern, die Opium herstellten. Auch das Hexamon kam dort hinzu und verjagte uns… Dann gaben sie den Menschen etwas, das Opium nutzlos machte.«
    Mirsky sah Lanier an.
    »Eine Art von Immunreaktion, Blocker…«, sagte Lanier. Er wußte sehr wenig über diese Seite der Wiederherstellung. Mirsky nickte.
    »Fahr fort!«
    »Es ist ein langes Leben gewesen, Pavel. Ich habe gelitten und viele sterben sehen, aber bis jetzt habe ich viel von dem Schmerz vergessen. Ich sehe dich so jung. Bist du es wirklich?«
    »Nein«, sagte Mirsky. »Nicht derselbe, den du kennst. Ich habe viel länger gelebt als du, Viktor. Ich selbst habe viel durchgemacht, Triumph und Versagen.«
    Garabedian lächelte matt und schüttelte den Kopf.
    »Ich erinnere mich an Sosnitsky. Er war ein guter Mensch. Ich habe oft daran gedacht, wie wir ihn in Armenien hätten brauchen können… Ich, ein Armenier, denke so über einen Weißrussen! Alles ist auf den Kopf gestellt, Pavel, und so ist es geblieben. Ich habe die Türken gehaßt und bin jetzt mit einer Türkin verheiratet. Sie ist klein und braun und hat langes graues Haar. Sie ist keine Stadtpflanze, nicht wie meine erste Frau; aber sie hat mir eine schöne Tochter geschenkt. Ich bin jetzt Bauer und züchte besondere Pflanzen für das Hexamon.«
    Lanier dachte an die Frantfarmer auf Timbl, der Heimatwelt der Frants, wie er durch ihre Felder gegangen war, wo biologisch veränderte Arten für den Export in den Weg wuchsen.
    »Ist es dies, was du wolltest?« fragte Mirsky.
    Garabedian zuckte die Achseln und lächelte ironisch. Er sagte: »Man kann so leben.« Er ergriff Mirskys Linke mit seiner Hand und stieß ihn mit einem vernarbten Finger an. »Du, jetzt mußt du mir erzählen!«
    Mirsky sah Lanier mit dummem Gesicht an und sagte: »Diesmal werde ich es in Worten erzählen. Garry, Sie müssen jetzt zu den anderen zurückgehen. Viktor, sag Ser Lanier, bin ich Pavel Mirsky?«
    »Du erklärst, daß du nicht genau er bist«, sagte Garabedian. »Aber ich denke, du bist es. Jawohl, Ser Lanier. Dies ist Pavel.«
    »Sag es dem Präsidenten!«
    »Das werde ich tun«, versicherte Garry.
    Mirsky lächelte breit. »Jetzt setz dich hin, Viktor, denn ich bezweifle, daß du glauben wirst, was diesem Jungen aus einer ukrainischen Stadt alles passiert ist…«

 
33. KAPITEL

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Thistledown City
     
    Nur wenig von der Nexusdebatte fand in Echtzeit statt. Korzenowski und Mirsky beantworteten Fragen und diskutierten das Problem im Detail in einem isolierten Nexuszweig des Speichers von Thistledown City. Lanier ›hörte mit‹ bei der Debatte. Stunden von Argumentation und Informationsaustausch huschten in Sekunden vorbei.
    Die Debatte war keineswegs so erschöpfend, wie sie es in einer offenen Sitzung gewesen wäre. Geshels, Neo-Geshels und alle außer den allerorthodoxesten Naderiten beteiligten sich. Im ganzen dauerte es immerhin drei Tage. Es schien mehrere Monate zu währen. Kein einziger Aspekt der Wiederöffnung wurde ausgelassen, und keine Nuance blieb unberücksichtigt.
    Es gab Vorschläge solchen Ausmaßes, daß es Lanier schwindelte. Einige Hitzköpfe – wenn man ein Mitglied des Nexus so bezeichnen konnte – wollten, daß der Weg geöffnet und von Jarts gesäubert würde. Danach sollte die menschliche Hegemonie noch weiter getrieben werden und weite Territorien sichern, ehe Jarts oder andere Mächte sie wieder hinausjagen könnten. Andere spotteten über diese grandiosen Pläne. Noch andere, die Hinterlassenschaften von Korzenowskis Kollegen präsentierten, welche seit Jahrzehnten und sogar Jahrhunderten im städtischen Bezirkspeicher geruht hatten, spekulierten darüber, daß der Weg von außen her zerstört werden könnte, ohne Wiederöffnung.
    Dies legte zwei Möglichkeiten nahe: Jene, die den Weg auflösen wollten, konnten dies tun ohne das Risiko einer Konfrontation mit den Jarts. Und wenn der Weg wieder aufgemacht würde und die Jarts besiegt wären, könnten diese sich genau rächen durch dessen Zerstörung von außen her. Mirsky verriet noch mehr von seinem Charakter und seinen Fähigkeiten, indem er durch komplizierte Mathematik – Gleichungen, die sogar Korzenowski zum Stirnrunzeln veranlaßten – demonstrierte, daß dies unwahrscheinlich war.
    Der Russe schien während der Debatte in seinem Element zu sein. Das Niveau der Diskussion lag gewöhnlich hoch

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