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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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stelle«, sagte Garabedian.
    »Ja, aber allein. Bis auf Sie, Garry. Wollen Sie mit uns kommen? Wir brauchen einen Raum.« Er schaute auf den Präsidenten.
    »Sie können einen meiner Arbeitsräume benutzen«, sagte Farren Siliom. »Natürlich werden wir Ihre Begegnung aufzeichnen…«
    Lanier bemerkte die Veränderung in Mirskys Miene.
    Er wirkte schärfer, weniger heiter, viel mehr wie der Pavel Mirsky, den er vor vierzig Jahren im Stein kennengelernt hatte.
    Korzenowski sagte: »Ich möchte gern einen Augenblick mit Ser Lanier sprechen, dann wird er zu Ihnen kommen.«
    Die beiden Männer verließen den Raum. Der Präsident geleitete sie in einen anderen Teil seines derzeitigen Quartiers.
    »Ser Lanier?« fragte Korzenowski.
    »Er ist Mirsky«, sagte Lanier.
    »Hatten Sie Zweifel?«
    »Nein«, sagte er.
    »Aber dies ist ein zusätzlicher Beweis?«
    »Für den Präsidenten«, sagte Lanier. »Es muß das entscheidende Argument sein.«
    »Der Präsident hat noch reichlich Zweifel«, sagte Olmy ruhig. »Ihnen kommt nur noch politische Berechnung gleich.«
     
    Der Präsident ging in der weiten zylindrischen Eingangshalle an Lanier vorbei und nickte ihm zu. Ungemütlich. Lanier folgte Mirsky und Garabedian ins Arbeitszimmer und trat neben sie. Ein kleiner runder Tisch hob sich aus dem Fußboden, umgeben von einigen Freiform-Sesseln. Der Raum roch leicht nach sauberem Schnee und Kiefern. Ein Rest früheren Milieus, wie Lanier vermutete.
    Garabedian musterte, die Mütze in knorrigen, rötlich weißen Händen, seinen alten Kameraden mit den kindlichen Augen von jemandem, der alt und müde war – Augen, die jeder Emotion bar waren bis auf eine Art erstaunter Verwunderung.
    »Garry, Viktor war bei mir, als die Weltraumstoßtrupps in die Kartoffel – Thistledown – einbrachen«, sagte Mirsky. »Er war bei mir, als wir uns ergaben; und er beriet mich während der schlimmen Zeiten danach… Ich habe ihn zuletzt gesehen, ehe ich als Freiwilliger mit den Geshel-Bezirken loszog. Du hast harte Zeiten durchgemacht, Viktor.«
    Garabedian behielt mit schlaffem Mund seinen starren Blick bei. Dann wandte er sich an Lanier. »Sir«, sagte er in unsicherem Englisch, »Sie sind nicht jugendlich geblieben. Andere aber doch. Aber Genosse General Mirsky…«
    »Nicht mehr General«, sagte Mirsky ruhig.
    »Er hat sich überhaupt nicht verändert, außer…« Garabedian zwinkerte wieder Mirsky zu und sagte auf Russisch: »Seit man Sie erschoß, Sir, haben Sie sich verändert. Sie sind entschlossener geworden.«
    »Ich habe seitdem eine lange Reise gemacht.«
    »Die Leute, die mich hierher gebracht haben… sieht man selten in Armenien. Sie kommen, um unsere Kleinkriege zu beenden, unsere Seuchen zu heilen, unsere Geräte zu reparieren. Wir waren wie Kinder. Wir haßten sie so sehr. Wir wünschten, in Ruhe gelassen zu werden.«
    »Ich verstehe«, sagte Mirsky.
    »Diesmal haben sie mich nicht gefragt. Pavel.« Er benutzte den Vornamen des alten Mannes, um ihn zu reizen. »Sie kamen und sagten, ich würde gebraucht. Sie sagten, ich wäre ein Zeuge. Sie waren wie Polizisten in alten Zeiten.« Er erhob die Stimme. »Wie können sie uns so wie Kinder behandeln? Wir haben gelitten. So viele sind gestorben.«
    »Wie hast du gelitten, Viktor? Sag es mir!«
    Lanier sah, daß Mirskys Gesicht wieder ausdrucksvoll und aufnahmebereit wurde. Ein Schauder ließ ihn die Zähne zusammenbeißen. Mirsky legte seine Arme Garabedian um die Schultern. »Sag es mir!«
    Garabedian sagte: »Nichts ist so, wie es war. Nichts wird es je wieder sein. Das ist gut und schlimm. Es scheint, als ob mein ganzes Leben durcheinander gewesen ist. Ich habe dies gesehen und bin dann zurückgekehrt in die Dörfer, wo meine Vorfahren gelebt haben. Ich habe gegen das Hexamon gekämpft, habe verloren…«
    »Ja?«
    Garabedian hielt die Hände hoch. »Wir sind in vergiftete Gebiete gekommen. Der Boden war wie eine Schlange geworden. Er hat uns gebissen. Wir wurden von Engeln des Hexamons herausgeholt. Sie entschuldigten sich, daß sie uns keine neuen Körper gaben. Ich konnte nicht nach Hause. Da gab es nichts. Ich zog nach Armenien… Man nennt es jetzt Nordanatolien. Sie sagen: keine Nationen, keine Parteien. Nur Bürger. Ich wurde Bauer und zog eine Familie groß. Die wurde in einem Erdbeben getötet.«
    Lanier hatte die vertraute Empfindung, daß in der Magengrube sich etwas senkte. Man konnte nicht alle retten.
    »Ich habe Pferde gezüchtet und bin zum Schutz gegen die Türken

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