Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
sie nicht überzeugen?«
    »Während Ihrer Reise könnten Sie eines in bezug auf Menschen vergessen haben«, meinte Lanier.
    »Offenbar. Und was?«
    »Wir sind eine perverse Schar von Mistviechern. Sie sind zu uns gekommen wie ein Avatar. Vielleicht mögen sie es nicht, von einem Halbgott Befehle zu empfangen, ebenso wie Menschen auf der Erde nicht gern gerettet werden. Vielleicht schenken sie Ihnen einfach keinen Glauben.«
    Mirsky machte ein sehr finsteres Gesicht. Er sagte: »Meine physischen Kräfte sind nicht sehr groß. Ich komme als Katalysator, nicht als Sprengstoff. Aber falls ich versage, liegen schwere Zeiten vor uns.«
    Lanier fühlte, wie seine alten Instinkte wieder nach oben kamen. Er sagte: »Dann wenden Sie Judo darauf an und denken Sie an die Kraft, wenn der Weg geöffnet ist!«
    »Kraft?« Mirsky richtete seinen gelassenen Blick voll auf Lanier.
    »Die soziale Spaltung.« Vielleicht war er doch nicht bloß ein fünftes Rad am Wagen. Er sah, wie sich in seinem Kopf ein verrückter Plan formte.
    »Ja?«
    »Ich meine, wir sollten mit Olmy zu Suli Ram Kikura gehen.«
    »Das ist ein interessanter Gedanke«, sagte Mirsky.
    »Vielleicht. Ich muß auch mit meiner Frau sprechen.
    Die Erde ist bei der Entscheidung ausgeklammert worden. Da gibt es schon jetzt viel Mißstimmung. Diese könnte explosiv sein, auch wenn es nicht an Ihnen liegt.« Er hatte den Knochen angebissen und hielt ihn fest. Sein Hals schmerzte vor Anspannung. Er rieb ihn langsam mit einer Hand.
    »Übernimm die Führung, mein Freund!« sagte Mirsky. »Dieser Avatar beugt sich deinem Urteil.«

 
34. KAPITEL

----
Gedächtnis von Thistledown City
     
    Das Tal von Shangri-La lag unter den Mauern des Palastes in schattig smaragdenem Glanz. Berggipfel waren im letzten Licht der Sonne von Gold getönt. Karen packte das kalte steinerne Geländer der Balustrade mit weiß gepreßten Fingern.
    Die Konferenz hatte am ersten Tage schief zu gehen begonnen.
    Der Streit unter den Delegierten hatte in der City der dritten Kammer angefangen, als man sie zu ihren Apartments führte, die in den unteren Stockwerken eines großen, grauweißen Gebäudes aus dem neunten Jahrhundert der Reise lagen, das wie ein Golfschlagmal aussah. Eine Frau aus Nord-Dakota hatte protestiert, daß ihre Unterkünfte viel zu luxuriös wären. »Meine Freunde zu Hause wohnen in Hütten aus Holz und Stroh. Ich kann nicht wie eine Königin leben.«
    Suli Ram Kikura hatte ziemlich arglos angeregt, daß die Quartiere so spartanisch wirken sollten, wie gewünscht wurde. Die aus Nord-Dakota hatte gemeckert: »Vorgetäuschte Elendsquartiere werden den Palast nicht tarnen«, antwortete sie verächtlich.
    In einem nahen Park wurde für sie eine Baracke gebaut. Die Verlegung eines Piktoranschlusses und der Bau der Baracke hatten mehr gekostet, als wenn sie einfach in Luxus gelebt hätte; aber man hatte ihre Vorliebe nicht kritisiert. Schließlich konnte das als eine Lektion in Verständnis und Einmütigkeit dienen.
    Danach waren die Dispute darüber gekommen, in welchen phantastischen Milieus die Delegierten agieren würden. »Wir können keine dauerhaften Ergebnisse erwarten, wenn wir jeden Kontakt mit der Realität verlieren«, hatte ein männlicher Delegierter aus Indien erklärt. Er hatte dann eine Ausstattung verlangt, die einem Mogulpalast aus dem frühen neunzehnten Jahrhundert ähnlich war. Als keiner der anderen Delegierten damit einverstanden gewesen war, hatte er gedroht, die Konferenz zu verlassen.
    Jetzt war er wieder auf der Erde.
    Was zunächst einfach und vielversprechend anzufangen geschienen hatte, war schnell mißlich geworden.
    Die restlichen Delegierten hatten sich schließlich auf ein passendes Milieu für die Zusammenarbeit geeinigt, eine Kopie von James Hiltons Shangri-La, die für gespeicherte Urlauber aus Thistledown vor Jahrhunderten geschaffen worden war. Nach einigen Stunden waren neue Streitigkeiten ausgebrochen. Zwei Delegierte hatten sich ineinander verliebt und beklagten sich, daß das Milieu ihnen keine sexuellen Beziehungen erlauben wollte.
    »Das ist es nicht, weswegen wir hier sind«, hatte Karen zu erklären versucht. Sie wurden nicht besänftigt. Suli Ram Kikura hatte energisch darauf hingewiesen, daß das Milieu verändert war, um sexuelle Aktivitäten auszuschließen. Bei diesem Projekt würde die heikel ausgeglichene psychologische Atmosphäre durch eine solche Zulassung Schaden nehmen. Die beiden Delegierten hatten sich mürrisch gefügt,

Weitere Kostenlose Bücher