Ewigkeit
Lanier trocken.
»Natürlich, das ist es auch«, sagte Korzenowski. »Im City-Gedächtnis werden Komitees aus Partialen gebildet, um die Möglichkeit zu untersuchen – so werden alle Neo-Geshels es nennen –, daß Jarts den Weg wieder in Besitz nehmen. Falls diese mit Ser Olmy übereinstimmen, könnten sie die Wiederöffnung verzögern, bis eine angemessene Verteidigung installiert ist – vielleicht sogar eine brauchbare Herausforderung.«
»Mein Gott!« sagte Karen. »Sie würden wieder mit den Jarts kämpfen?«
»Sie zeigen sich sehr optimistisch«, bemerkte Korzenowski finster.
Lanier fragte: »Was wäre, wenn die Jarts schon da sind und auf uns warten?«
Korzenowski zog eine Grimasse. »Einen solchen Alptraum habe ich in den letzten Tagen öfters gehabt. Ich habe im City-Gedächtnis Partiale, die alle Planungsbesprechungen abhören. Und ich muß mich an der Verteidigung des Hexamons beteiligen, wenn es mir befohlen wird…«
»Wie können wir uns selbst verteidigen?« fragte Karen.
Korzenowski sagte: »Es galt als ein streng gehütetes Geheimnis. Aber auch die tiefsten Geheimnisse können freigegeben werden, wenn die herrschenden Mächte es für angebracht halten. Wir haben in Thistledown ungeheuer starke Offensivwaffen gelagert. Die waren für reine Verteidigung zu plump und in den Festungen des Weges nutzlos. Aber kein militärischer Planer gibt Waffen auf, die eines Tages von Nutzen sein könnten… Also wurden sie in den Wänden des Asteroiden aufgehoben. Alt, aber immer noch wirkungsvoll und tödlich.«
Ram Kikura bedeckte Nase und Mund mit Händen in Gebetshaltung und schüttelte den Kopf. »Stern, Schicksal und Geist«, murmelte sie. »Ich wußte das nicht. Den Leuten hat man gesagt…«
»Alle Politiker lügen«, bemerkte Mirsky, »wenn es politisch zweckmäßig ist. Das Volk verlangt das von ihnen.«
Lanier war blaß geworden. »Waffen?«
»Überbleibsel vom letzten Jart-Krieg, gestapelt in den Geheimkammern von Thistledown«, erläuterte Olmy.
»Sind sie die ganze Zeit dagewesen? Schon als wir ankamen?« fragte Lanier.
Olmy und Korzenowski nickten. Ram Kikura beobachtete Laniers Reaktion mit grimmiger Ironie.
»Wie, wenn wir sie gefunden hätten…?« Er beendete seine Spekulation nicht.
»Der Tod wäre auf jeden Fall eingetreten«, sagte Korzenowski mit einer Handbewegung, irritiert über diese Ablenkung. »Selbst wenn die Jarts sich im Weg befinden, können wir zumindest einen ›Brückenkopf‹ bilden. So nennt man das wohl strategisch.«
»Sofern sie nicht über unsere alten Technologien hinaus Fortschritte gemacht haben«, sagte Ram Kikura bitter.
»Tatsächlich. Auf jeden Fall habe ich eine Nexus-Order gegeben, technische Hilfe zu leisten. Das kann ich nicht verweigern. Ich hatte meine besonderen Forschungsprivilegien zu lange, um jetzt den Neuling zu spielen. Unser Problem besteht darin, wie man den Kollektivgeist des Hexamons verändern kann…«
Ram Kikura sagte: »Gehen Sie durch den ganzen Nexus, wenden Sie sich direkt an alle Bürger, einschließlich der Terrestrier!«
»Ohne die Erde würde eine hinreichende Mehrheit der Wiederöffnung zustimmen«, sagte Lanier. »Wir haben Meinungsforschung betrieben. Oder vielmehr Ser Olmy hat das getan.«
»Schließen sie die Erde aus, weil sie zu unwissend ist?« fragte Karen.
»Zu provinziell und zu selbstbezogen«, sagte Korzenowski. »Was sie natürlich auch ist… Aber die Prozedur ist irregulär. Man könnte die Drohung einer Begegnung mit Jarts stärker hervorheben… Sogar die Existenz der Waffen könnte benutzt werden, um die mens publica zu überzeugen, gegen die Empfehlung zu stimmen. Ser Ram Kikuras Verdacht, daß die Jarts gegenüber uns Fortschritte gemacht haben, könnte ein nützliches Gegenargument ergeben. Und ich denke, ehe die Empfehlung gemacht wird, können wir juristisch dagegen einschreiten mit der Begründung, daß kein Segment des Hexamons vom Wahlrecht ausgeschlossen werden dürfte.«
Mirsky hatte in einem Sessel des Konferenzraumes Platz genommen. Er faltete vor sich die Hände, hob dann die Arme über den Kopf und sagte: »Eine delikate Aufgabe. Ohne Zweifel ist Garry klar, wie delikat sie ist.«
Karen sah ihren Gatten an.
Lanier beschloß, die russische Vertraulichkeit mitzumachen. »Pavel sagt, daß der Weg demontiert werden muß.«
»Und wenn das nicht geschieht?« fragte Ram Kikura.
»Es wird dazu kommen«, sagte Mirsky. »So oder so. Ich hatte nicht mit solchen Schwierigkeiten gerechnet. Auch
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