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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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ihr privat zu. Sie wandte sich ihm mit einem steinernen Blick zu. »Diese Männer sind hier, um Sie um Hilfe zu bitten. Auch ich. Es hat keinen Sinn, selbstgerecht zu sein, ehe Sie wissen, was wir benötigen. Oder was wir glauben.«
    Diese Mitteilung dauerte einen Wimpernschlag. Lanier wußte nur, daß Olmy mit ihr Piktogramme gewechselt hatte. Er befand sich natürlich nicht in der Visierlinie und hielt sich ohnehin nicht für fähig, so etwas zu übersetzen. Ram ließ die Schultern hängen und starrte auf den Teppich. Mit geschlossenen Augen holte sie tief Luft.
    »Meine Entschuldigung. Ser Olmy erinnert mich an meine Manieren. Ich pflege bei diesen Dingen zu leidenschaftlich zu sein. Daß ich die Folgen des großen Todes gesehen habe, hat mir einen nachhaltigen Eindruck davon gegeben, zu was eure Hybris fähig ist.«
    »Bitte bedenken Sie, daß ich mich bis jetzt der Wiederöffnung des Weges widersetzt habe«, sagte Korzenowski. »Aber der Druck auf das Hexamon ist ungeheuer. Und die Rückkehr von Ser Mirsky…«
    »Entschuldigen Sie mich, Ser Korzenowski!« fuhr Mirsky dazwischen. »Ich möchte wissen, warum sie meine Geschichte abstoßend nennt.«
    »Sie sagen uns, daß der Weg unser Universum wie eine Schlange verstopft«, erklärte Ram Kikura.
    »Nicht genau. Das macht ein von unseren sehr fernen Nachfahren ausgeführtes Projekt schwieriger, vielleicht sogar unmöglich. Aber den Weg selbst halten diese Wesen nicht für ›abstoßend‹. Sie betrachten ihn mit Erstaunen. Daß eine so winzige Gemeinschaft, die zwischen Welten reist, noch im Bereich der Materie eingeschlossen, so viel in so kurzer Zeit vollbringen sollte… das hat es noch nie gegeben. Konstrukte, die dem Weg ähnlich sind, gibt es in anderen Universen; aber keine davon wurden von Wesen auf so frühem Entwicklungsstand geschaffen. Für unsere Nachkommen ragt der Weg heraus wie einst in unserer Geschichte die Pyramiden oder Stonehenge. Wenn es nach ihnen ginge, würde er als strahlendes Monument im alten Glanz bewahrt werden. Aber das ist nicht möglich. Er muß auf eine besondere Weise demontiert werden… und das kann nur hier beginnen.«
    Ram Kikuras Ärger mäßigte sich. Sie sah Mirsky mit tiefem Interesse an und fragte: »Sie interessieren sich nicht für unsere kleinkarierte Politik?«
    Mirsky klopfte mit den Fingern auf den Tisch – ein Zeichen von Ungeduld, das Lanier interessant fand. »Politik ist nie kleinkariert für diejenigen, die darin stecken. Ich bin nur insoweit betroffen, als Politik den Weg für immer abbauen könnte.«
    Karen kam in den Konferenzraum und trat heran, um ihren Gatten zu küssen. Der Kuß war nur kurz, aber offenbar ehrlich. Sie schien ihm mitzuteilen, daß es nicht nötig wäre, jetzt persönliche Probleme in den Vordergrund zu rücken. Nichtsdestoweniger ergriff er ihre Hand und drückte sie.
    »Die Zeit ist knapp«, sagte er und verschränkte seine Finger fest mit den ihren. Er biß die Zähne zusammen, und sie sah sich um, was die anderen daraus machen würden, und merkte sofort, daß soziale Nuancen und Spekulationen niemanden besonders interessierten.
    Lanier lockerte seinen Griff nicht. »Ser Korzenowski?«
    »Der Weg könnte in weniger als sechs Monaten geöffnet werden. Ich fürchte, daß die Geschichte von Ser Mirsky einen Keil in den Nexus getrieben hat, und die Neo-Geshels diesen Keil benutzt haben, um einen breiten Schlitz zu öffnen. Der Nexus wird zu einem permanenten Wiederöffnen raten. Niemand bezweifelt, was dann passieren wird – falls die Jarts uns nicht erwarten, meine ich. Es wird eine Flut bürokratischer Anordnungen für Unternehmer geben – Genehmigungen zur Öffnung von ›Test‹-Toren, von denen einige natürlich Talsit-Konzessionen nach sich ziehen würden… Und wenn wir mit den Talsits wieder Handelsbeziehungen eingehen, werden wir das Tor niemals schließen. Die Talsits sind verdammt reizvolle Geschäftsleute, und außerdem benötigen viele Bürger des Hexamons ihre Waren gerade jetzt dringend. Da herrscht eine verzweifelte Stimmung… Ser Olmy?«
    »Auch Naderiten genießen ihre Langlebigkeit«, sagte Olmy. »Binnen zehn Jahren werden Millionen ihre Körper aufgeben und im City-Gedächtnis gespeichert werden… oder sterben. Naderiten mögen es nicht, im City-Gedächtnis dauernd zu leben. Sie sind für künstliche Lebensverstärkungen; aber das City-Gedächtnis ist eine Art Gehenna, eine Vorhölle für die Orthodoxen.«
    »Das klingt für mich reichlich heuchlerisch«, sagte

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