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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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hatte ein bißchen des Alkohols erlaubt, auf sie zu wirken. Ihre Augen waren halb geschlossen, und sie schien entspannt, fast schläfrig. »Der Himmel ist mehr… menschlich hier unten. Freundlicher.«
    »Ja, das sehe ich«, sagte Karen. Sie und Lanier saßen Rücken an Rücken im Gras. Ihre Köpfe berührten sich. »Aber als ich ein Mädchen war, schien es noch ungeheuer. Erschreckend.«
    »Mein eigenes Planetarium«, wiederholte Kanazawa. »Ich kann einfach mit dem Laser zielen, den Strahl bewegen und zusehen, ohne daß jemand es weiß oder sich darum kümmert. Ihre Probleme…« Er ließ den Strahl über den ganzen Himmel zucken, vom wolkenverhangenen Horizont bis zur klaren offenen See, »sind nicht meine Probleme.« Er seufzte höchst theatralisch. »Es ist gut, euch wiederzusehen, Garry, Karen. Und es tut gut, jemanden aus den Bezirken unter weniger offiziellen Umständen kennenzulernen. Zwischen uns liegen solche Distanzen als Eltern und Kinder…«
    Karen fragte: »Wer sind die Eltern und wer die Kinder?«
    »Ihr seid die Eltern«, sagte Ram Kikura.
    »Und auch die Kinder.« Karen stieß mit dem Kopf leicht gegen den von Lanier, und dann heftiger, als ob sie seine Aufmerksamkeit erregen wollte.
    »Oh«, sagte er. »Was ist?«
    »Nur bumsen, du alter Hundesohn.« Sie kicherte. »Tut mir leid. Rum-Geschwätz.«
    »Bums nur weiter!« sagte er.
    Ram Kikura hielt die Hände hoch. »Ich möchte jetzt Scharen von Erdenkindern sehen. Gesunde Kinder. Glückliche Kinder. Ich beobachte gern Hexamonkinder durch das Fenster meines Apartments in der Euklid-Achse. Du hast niemals mehr Kinder gehabt, Karen… Warum?«
    »Viel zu beschäftigt«, sagte Karen. Sie biß sich in die Oberlippe.
    »Wie kann man zu beschäftigt sein, um Kinder zu haben?«
    »Auf natürliche Weise oder nach Art des Hexamons?« fragte Karen. Der Schmerz war durch die Zeit abgestumpft, aber sie scheute sich immer noch vor dem Zentrum.
    »Ich meine, nach Art des Hexamons«, sagte Ram Kikura. »Mein Sohn Tapi ist ein altmodisches Kind.« Sie lächelte und schüttelte den Kopf. »Er wird seine Inkarnationsexamina ablegen und in die Fußstapfen seines Vaters treten… Olmys.«
    »Ich habe nie gewußt, daß du einen Sohn hast«, sagte Lanier.
    »O doch. Ich bin sehr stolz auf ihn. Aber ich habe ihn nicht in dem alten Sinne geboren. Aber es ist wichtig, Kinder zu haben, wie auch immer du sie bekommst… ob sie im City-Gedächtnis aufgezogen werden oder nicht. Erlaubt, wie Blumen zu wachsen, Fehler zu machen.«
    »Und zu sterben«, grübelte Lanier mit geschlossenen Augen. Karen reckte sich, beugte sich vor und brach ihren Kontakt von Rücken zu Rücken. Lanier bedauerte sofort seine Worte.
    »Es gibt Friedhöfe auf Thistledown«, sagte er abwehrend und vermied den gezielten Blick von Ram Kikura. »Ich habe sie gesehen. Nischen für Urnen und sogar aufwendige Gräber. Ihre Leute wußten einst, wie der Tod aussah.«
    »Tod ist Versagen«, sagte Ram Kikura ärgerlich.
    »Tod ist Vollendung«, sagte Lanier.
    »Tod ist Vergeudung und Verlust.«
    »Ich stimme dem zu«, sagte Karen und stieß ihn wieder deutlich an. »Mehr Leben.«
    »Robert!« Lanier zeigte mit dem Finger auf ihn. Dafür richtete Kanazawa den Laserpfeil auf seine Brust.
    »Garry! Was?«
    »Du entscheidest. Du bist ein natürlicher Mensch. Keine Implantate, lediglich Strahlentherapie. – Du hast sogar deine Narbe behalten…«
    »Ein weißer Orden für Mut«, sagte Kanazawa. »Hilft mir, im Dienst zu bleiben.«
    »Ist Tod Vollendung oder Vergeudung?«
    »Wir sind weit vom Thema des Abends abgekommen, nicht wahr?« fragte Kanazawa.
    »Du hast japanische Ahnen. Die sehen den Tod anders an. Ehrenvoller Tod. Tod zur rechten Zeit.«
    »Hast du Indianerblut?« fragte ihn Kanazawa.
    »Nein.«
    »Nun, du siehst so aus, als ob es der Fall sein könnte. Wenn Menschen sterben müssen, haben sie unterschiedliche Ansichten vom Tod. Sie putzen ihn heraus und tanzen mit ihm und stecken ihn in schwarze Gewänder und fürchten ihn. Ich bin in vielen Punkten anderer Meinung als das Hexamon, aber ich bedaure nicht, daß man uns die Wahl läßt. Jene Gräber – die meisten stammen aus der Zeit unmittelbar nach dem Tod. Viele meiner Konstituenten haben beschlossen länger zu leben. Manche hoffen auf ein ewiges Leben. Vielleicht wird es so kommen. Tod ist kein Versagen, er kann sogar Vollendung sein, aber nur so lange, wie er nicht Herr ist.«
    »Stimmt«, sagte Karen.
    »Hast du beschlossen ewig zu leben?« fragte

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