Ewigkeit
in funktionsfähigem Zustand zu sein.«
»Und die Waffen?«
Korzenowski starrte auf das Bild im Oberlicht. Es begann leichter Regen zu fallen, der das Glas trübte. Das gleiche Wasser hatte seit Jahrhunderten die Maschinerie in der sechsten Kammer gekühlt und gereinigt. »Ich habe sie nicht gebaut. Ich weiß sehr wenig über sie. Ich vermute, daß auch sie funktionsfähig sind. Das Hexamon hat einen großen Teil seiner Geschichte damit verbracht, sich auf Maschinen zu verlassen, um am Leben zu bleiben. Wir respektieren unsere Erzeugnisse und bauen sie instinktiv so, daß sie dauerhaft sind.«
»Wie lange wird es dann bis zur Wiederöffnung dauern?« fragte Mirsky.
»Der Zeitplan ist unverändert. Falls nicht Lanier und Ram Kikura Erfolg haben, die Empfehlung und Abstimmung zu blockieren, vielleicht zwei Wochen. Nicht mehr als ein Monat.«
»Ihr werdet es schaffen, wenn es euch befohlen wird? Den Weg wieder öffnen?«
»Ich werde es tun«, antwortete Korzenowski. »Es ist, als ob das Schicksal mitspielte, nicht wahr?«
Mirsky lachte. Zum ersten Mal hörte Korzenowski in der Stimme des Avatars etwas, das nicht völlig menschlich erschien; und das ließ ihn frösteln. »Wirklich das Schicksal«, sagte Mirsky. »Ich bin mit gottgleichen Wesen zusammen gewesen, und auch sie verwundern sich über das Schicksal.«
42. KAPITEL
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Hawaii
»Es wäre mir eine Ehre, wenn Sie hier blieben«, sagte Kanazawa. »Meine Gastlichkeit ist nicht mehr so wie zu Lebzeiten meiner Frau – nur mechanische Hilfe durch meine Konstituenten, aber die Küche versorgt meine Gäste und mich gut.«
»Wir wären hoch erfreut«, sagte Lanier. »Wir brechen am Morgen auf, um Oregon zu besuchen; dann fliegen wir weiter nach Melbourne und nach Hause, Neuseeland… Christchurch. Wir haben nicht viel Zeit.«
Aus der vorderen Terrasse sahen sie, wie die Sonne hinter den Palmen und dem Strand unterging. Sie setzte die Hänge von Barber’s Point mit einem sanfteren Feuer in Brand, als diese Gegend während des Todes erfahren hatte. Ein japanischer Friedhof lag gleich westlich vom Grundstück des Senators hinter einem frisch gestrichenen weißen Lattenzaun. Suli Ram Kikura stand dort mit Karen an der Seite. Sie betrachteten die aus Lava pagodenartig ausgemeißelten Grabsteine und Kreuze.
»Es gibt etwas, das in der alten Axis-City fehlte«, sagte Lanier.
»Was denn?«
»Friedhöfe.«
»Hier sind es viel zu viele«, sagte Kanazawa sofort. »Viele Dinge müssen da oben anders sein – wir haben so enge Bindungen, und verstehen uns doch, wie mir bisweilen scheint, so wenig miteinander. Ich wünsche, ich hätte nicht solche Angst vor Weltraumflügen. Mein einziger war, als wir uns zuletzt begegnet sind. Meine Wochen in der Burleigh haben mich wohl von engen Wohnquartieren geheilt. Ich habe das Schiff verlassen, als wir in Waimanalo anlegten, und mir geschworen, daß ich nie wieder in einer eisernen Röhre sitzen würde. Mein Flug damals nach oben fand unter Beruhigungsmitteln statt.«
Lanier lächelte mitfühlend.
»Du hast mit ihnen gearbeitet. Zum Teufel, Garry, du warst einer der ersten, der ihnen begegnet ist. Sicher verstehst du doch, was sie motiviert.«
»Ich kann es vermuten.«
»Warum gelten wir mit einemmal als schwache Partner, wenn dies die ganze Menschheit angehen könnte?«
»Wir sind schwache Partner, Senator.«
»Nicht so schwach oder naiv, wie sie denken müssen. Wir können vor dem Frühstück viele erstaunliche Dinge fassen.«
»Ich meine, es müßte besser heißen ›an sechs unmögliche Dinge vor dem Frühstück glauben‹.«
»Unmögliche Dinge! Daß wir einen Mann von den Toten zurückgeholt haben, oder beinahe…«
»Solche haben wir massenhaft«, sagte Lanier. »Ich habe sogar mitgeholfen, Leute wieder auferstehen zu lassen. Mirsky ist etwas viel Erstaunlicheres.«
Kanazawa wandte der Dämmerung den Rücken zu. Die Flammen hinter Barber’s Point waren zu purpurnen Traumfarben verblaßt. Die Sonnenuntergänge waren jetzt nicht mehr so eindrucksvoll, wie sie es in den ersten Jahren nach dem Tod gewesen waren. Aber in Hawaii waren sie immer noch prächtig. »Schon gut. Vielleicht sind wir naiv. Akzeptiert sie so etwas?«
»Karen oder Ram Kikura?«
»Ich denke, sie akzeptiert es einerseits und findet es andererseits schwer akzeptabel… Sie stimmt zu, daß wir so handeln müssen, wie Mirsky sagt. Aber sie bedauert tief, daß er zurückgekehrt ist. Sie glaubt, er habe diese ganze Verwirrung ausgelöst,
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