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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Stätte nennen würdest.«
    »Von meinen Leuten ist niemand mehr am Leben?«
    »Ein paar wenige sind gestorben«, sagte Typhon und schob eine Schulter zurecht.
    Sie erinnerte sich an das unerwartete Nachgeben seiner Substanz und wandte sich wieder ab, die Faust in den Mund gestopft.
    »In Wirklichkeit wären noch mehr deiner Art gestorben, wenn wir nicht hierher gekommen wären. Bei weitem die Mehrheit ist gespeichert. Das ist nicht unangenehm. Meine Selbste sind mehrfach dort gewesen. Anders als Tod ist Speicherung nicht endgültig.«
    Sie schüttelte den Kopf, taub für den Schrecken, aber nicht gewillt, mehr nutzloses Geschwätz anzuhören. »Wo sind meine Kameraden? Du hast gesagt, du würdest sie herbringen.«
    »Sie sind hier.« Die Blase bewegte sich durch Patrikias grauen und verwelkten Garten. Die Orangenbäume waren staubige Skelette. Sie näherten sich dem Haus; und hinter ihm tauchten weitere Blasen auf. Deren eine enthielt Demetrios, eine andere Lugotorix und eine dritte Oresias. Jeder hatte einen Begleiter. Bei Oresias schien es eine ältere Frau zu sein, bei Lugotorix ein rothaariger alter Mann und bei Demetrios ein schlanker junger Mann in Studententracht.
    Lugotorix stand da mit gekreuzten Armen und fest geschlossenen Augen. Was er nicht sehen kann, kann ihn nicht noch elender machen.
    Typhon hinter ihr verhielt sich schweigend. Die Blasen umrundeten einander langsam in Patrikias Hof. Lugotorix schien ihre Anwesenheit zu spüren und öffnete die Augen. Er sah sie mit einem Ausdruck wilder Freude an; er hatte nicht völlig versagt. Demetrios nickte bloß und wollte ihren Blick nicht erwidern. Oresias schien nicht imstande zu sein, den Kopf zu heben.
    Niederlage. Endgültig und total. Kein Weg zurück.
    Was würde Patrikia tun. Wenn sie hier wäre, nachdem sie zwei Heime, zwei Welten verloren hatte… Rhita zweifelte nicht, daß die alte Sophe sich einfach hingelegt hätte und gestorben wäre. Die Ungeheuerlichkeit lag wahrlich jenseits der Fassungskraft menschlichen Geistes.
    Es gab keine Hoffnung. Sie sagte: »Die ganze Welt ist tot.«
    »Nein«, korrigierte sie Typhon.
    »Halt den Mund!« sagte sie scharf. »Sie ist tot.«
    Der Begleiter widersprach ihr nicht wieder.
    Sie versuchte mit den anderen zu reden, aber kein Ton verlief zwischen ihnen. Plötzlich wandte sie sich um und sah Typhon an. Auf seinem entstellten Gesicht lag ein triumphierender Ausdruck, kurz aber unmißverständlich. Er hatte genug Menschlichkeit aufgesogen, um Frohlocken darzustellen.
    Sie glaubte jetzt, daß sie hierhergebracht worden sei, wenigstens teilweise deshalb, damit die Sieger ihren Triumph so richtig ermessen konnten. Gefangene im Triumphzug.
    Sie wandte sich nicht ab. Es war keine Genugtuung gewesen, den Begleiter herumzuschubsen. Schmähungen machten Typhon bestimmt nichts aus. Und es lag nur wenig Befriedigung in Unzulänglichkeit. Sie war zu klein und beschränkt, um mit der Suche nach Schwäche auch nur zu beginnen. Indessen mußte Rhita etwas tun, irgendeinen Faden aufnehmen; sonst würde sie sich in der Tat nur hinlegen und sterben.
    Aber sie würden sie nicht sterben lassen. Sie würde gespeichert werden. Und eines Tages würden die Leute, die den Weg gebaut hatten, bestimmt wieder gegen die Jarts kämpfen, sie vielleicht sogar vernichten, und vielleicht sogar sie und ihre Gefährten finden – als Aufzeichnungen oder in Kästen oder wie auch immer sie gespeichert sein mochten, und sie zurückbringen. Konnte man soviel erhoffen? Sie konnte sich so etwas kaum vorstellen.
    »Das bedeutet dir nichts?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Möchtest du nicht den Tempel besuchen?«
    »Nein.«
    »Wünschst du zu sterben?« fragte Typhon interessiert und höflich.
    »Bietest du mir das an?«
    »Nein. Natürlich nicht.«
    »Bring mich einfach zurück!«
    »Jawohl.«
    Das Innere der Blase schien sich mit gelatineartigem Rauch zu füllen. Sie fühlte, wie jedes Gewicht unter ihren Füßen entschwand.
    Speichere mich! dachte sie. Pack mich fort!
    Meine Zeit muß wiederkommen.
    Vergessen wäre willkommen gewesen, wenn sie hätte sicher sein können, daß man sie nicht stören würde.

 
53. KAPITEL

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Erde, Thistledown
     
    Lanier hatte wieder angefangen, auf den Pfaden zu marschieren, die Bergflanke zu erklimmen, von wo man über die herbstlich braunen Grasflächen und die größer gewordenen Schafherden blicken konnte. Trotz allem, was geschehen war, betrachtete er sich als einen zufriedenen Mann. Er konnte nicht die ganze

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