Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
und dadurch gewährleistet, daß die Ptolemaier die ständige Herrschaft über Aigyptos und Asia erhielten.
    Auf Gaia gab es Kernkraftwerke, riesige experimentelle Dinge, die in der Kyrenaika westlich des Nils erbaut waren. Es gab Düsenflugzeuge und sogar Raketen, die Satelliten, aber nicht Menschen, in Umlaufbahn brachten. Aber es gab keine Atombomben, keine Fernraketensperren, die Kontinente zu erschüttern vermochten, und keine Kampfstationen mit Todesstrahlen im Erdorbit. Viele dieser Wunder gehörten zum Geheimwissen der Akademeia. Patrikia hatte bei ihren Begegnungen mit Kleopatras Großvater harte Lektionen gelernt.
    Gaia schien Rhita trotz ihrer Schwierigkeiten ein sichererer und lebenswerterer Platz zu sein. Warum also sollte man da nach der Erde jagen? Warum nach dieser Art von Mißhelligkeiten verlangen?
    Sie war sich nicht sicher. Mit der Zeit würde sie vielleicht ihre eigenen Zwänge und Loyalitäten verstehen. Bis dahin tat sie einfach, was das Schicksal seit Kindheit von ihr verlangt hatte und um was ihre Großmutter sie ohne Worte gebeten hatte.
    Rhita wühlte sich durch die Tafeltexte hindurch, die ihre Großmutter ausgezeichnet hatte, und kam zu der Beschreibung des Weges, den sie vielleicht zum hundertsten Male durchlas. Hier war eine Welt, die noch viel sagenhafter und fremdartiger war als die Erde. Wer in der Oikoumene oder in dieser ganzen Welt konnte solche Dinge verstehen oder glauben? Hatte Patrikia diese Wunder etwa zusammenphantasiert und aus ihren Alpträumen gestaltet? Menschen ohne menschliche Gestalt, ein Mann, der mehrere Male den Tod überlebt hatte, ein Kosmos, gestaltet wie das Rohr einer Wasserleitung und unermeßlich lang…
    Allmählich nickte sie ein. Bald erklang die Glocke zum Essen, und sie zog sich wieder an. Die Kabine ließ sie erneut in der Hut von Lugotorix. Der speiste allein aus einer Schüssel, die ihm die Schiffskombüse geliefert hatte.
    Rhita aß mit ihren Mitreisenden zusammen, hauptsächlich Leuten aus Tyros und Juden, in dem engen Speisesaal über dem Hauptdeck. Die lüsternen Blicke eines tyrischen Händlers ignorierte sie.
    Sie würde das Hypateion vermissen und auch seine lässige Gleichstellung der Geschlechter.
     
    Der Himmel über Alexandreia war wieder klar wie meistens.
    Am nächsten Morgen in der Dämmerung qualmte die Fähre an dem vierhundert Ellen hohen Pharos-Leuchtturm vorbei. Rhita stand gegen die Kälte zusammengekauert auf dem Achterdeck. Dieser Pharos war der vierte seiner Art und der höchste von allen, ein Monstrum aus Eisen, Stein und Beton, das vor hundertsechzig Jahren erbaut worden war. Die enggedrängten Gebäude auf den sanften Hügeln Alexandreias erglühten rosa im Morgenlicht und dunkelgrün im Schatten. Die Palastbauten aus Marmor und Granit auf dem Kap Lochias waren ein orangefarbener Schimmer über dem friedlich graublauen Königlichen Hafen. Die großen Kästen nördlich vom Kap, die niedergelassen waren, um das Hafenwasser von eingesunkenen Palastgebäuden abzuhalten, sprenkelten das Ufer wie Spielsteine aus Elfenbein, verbunden durch Reihen von Steinpfeilern und Mauerwerk.
    Für Rhita erschien diese berühmteste Stadt der Welt kaum real, das Zentrum menschlicher Kultur und Bildung – zumindest der Kultur der Oikoumene.
    Die Fähre dockte im Großen Hafen an und spie ihre Motorwagen über eine breite Stahlzunge aus. Fettiger Rauch und entweichender Dampf trieben vom Wagendeck zur Passagierrampe, wohin Rhita und der Kelte ihr Gepäck schleiften.
    Das Paar ging über die Rampe zwischen aithiopischen Geschäftsleuten in ihrer offiziellen Tracht aus Leder und Federn und aigyptischen Hausierern, die in ihren schwarzen Roben grob und aufdringlich waren, ohne aber ernsthaft lästig zu werden. Rhita hielt Ausschau nach jemandem, der sie abholen würde, und wußte nicht, was zu erwarten war, da der Einfluß ihrer Großmutter tatsächlich immer noch bis zu Kleopatra reichte. Auf einer Seite des Piers war ein schmaler Korridor reserviert für Motortaxis und von Pferden gezogenen Lastwagen. Dort puffte ein langer, schäbiger Personenwagen Dampf aus, während sein Fahrer eine fußlange schwarze Zigarre schmauchte, die nach Nelken roch. An einer offenen Tür lehnte eine Tafel, auf der mit Kreide geschrieben war: ›VASKAYZA-MOUSEION‹.
    »Das ist wohl für uns, wie ich meine«, sagte Rhita. Es war kein besonders eleganter Empfang. Es waren auch keine Leibwächter anwesend, wenigstens konnte sie keine sehen.
    Als sie an den Personenwagen

Weitere Kostenlose Bücher