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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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genügend Meeresluft bekommen hatte – diese war dick von Asche, wenn der Rauch durch den wechselnden Wind hin und her getrieben wurde –, ging Rhita wieder in ihre kleine, stickige Kabine und schickte den plumpen, stillen schwarzhaarigen Kelten in seine eigene Kabine zur Ruhe. Sie legte ihre Kleidung ab und zog ein einfaches indisches Nachthemd aus Baumwolle an. Sie kroch zwischen die dünnen Bettlaken der kurzen Pritsche, schaltete eine schwache elektrische Lampe an und entnahm ihrem Handkoffer das kleinere hölzerne Teuchos, den Buchbehälter, welcher die Tafel ihrer Großmutter enthielt und die Würfel mit Musik und Literatur, einschließlich ihrer eigenen Tagebücher.
    Auf dieser Erde gab es nichts wie diese Tafel, obwohl die Mathematiker und Mechanikoi der Oikoumene versprachen, in ein paar Jahren große elektronische Rechenmaschinen zu erschaffen. Patrikia hatte einige von ihnen mit der Theorie solcher Maschinen bekannt gemacht bei Zusammenkünften, die kurz vor ihrem Tod stattgefunden hatten.
    Rhita war sich über ihre Verantwortung klar, sich um diese Objekte zu kümmern. Sie trug buchstäblich das Schicksal der Akademeia von Rhodos mit sich. Die Objekte waren der Beweis dafür, daß Patrikia die Wahrheit gesagt hatte. Ohne sie – wenn beispielsweise die Fähre im Meer versänke und die Objekte verlorengehen würden – würde es keinen Beweis geben; und Patrikias Geschichte würde als Mythos oder, noch schlimmer, als eine Lüge angesehen werden. Aber wie auch immer die Gefahr sein und wohin auch immer sie gehen mochte, Rhamon hatte befohlen, daß Rhita diese Objekte immer bei sich haben müßte.
    Rhita hatte vielmals die Aufzeichnungen ihrer Großmutter gelesen und die Geschichte ihrer Erde mit der von Gaia verglichen. Sie gewann Trost aus den Notizen auf der Tafel, wie sie ihn aus der Lektüre vertrauter Märchen gewonnen hätte.
    Die moderne Erde, welche ihre Großmutter beschrieb, war eine so sagenhafte, wenn nicht schreckliche Stätte – eine Welt, die sich lebendig mit ihrem Genius und ihrem Wahnsinn verbrannt hatte.
    Ein Würfel enthielt mehrere vollständige Geschichten von der Erde. Rhita hatte diese sorgfältig gelesen und so die Story jener anderen Welt fast ebensogut kennengelernt wie die von Gaia. Sie wußte, daß auf der Erde Megas Alexandras versucht hatte, Hindustan zu erobern und nur teilweise Erfolg gehabt hatte, wie auch auf Gaia. Aber auf der Erde war Alexandros nicht aus einem gekenterten Boot in den angeschwollenen Fluß Hydaspes gefallen, hatte sich keine Lungenentzündung zugezogen, so daß er einen Monat auf dem Krankenbett verbrachte, um sich dann aber völlig zu erholen und ein hohes, reifes Alter zu erreichen. Auf der Erde war der Große Weltenherr von seinen Truppen zum Rückzug gezwungen worden, an einem anderen Ort erkrankt und in Babylon jung gestorben… Und hier war es, wie Patrikia ihr gesagt hatte, wo sich ihre beiden Welten getrennt hatten.
    Rhita überlegte oft, ob sie phantastische Geschichten schreiben sollte über jene andere Welt, die ihre Großmutter Romane genannt hätte. Vielleicht würde sie das einmal wirklich tun. Sie liebte Literatur, wenn sie nicht tief in ihren mathematischen und physikalischen Studien steckte.
    Aber wer konnte sich eine Welt vorstellen, in der die Oikoumene unter den lokalen Nachfolgern aufgeteilt wurde? Kriege zwischen den Nachfolgern, die Umwandlung von Alexandras’ Reich in konkurrierende Königreiche: Ägypten beherrscht von der Dynastie des Ptolemaios, Syrien durch die Seleukiden und wo schließlich mit dem Aufkommen von Latine, der ganze mittlere Pontos unter die Herrschaft von Rhoma geraten würde…
    Rhoma war in Rhitas Welt eine kleine, geplagte Stadt in dem von Kämpfen zerrissenen Italia – schwerlich der Nachfolger von Hellas! Aber auf der Erde war Rhoma aufgestiegen und hatte Karchedon – Carthago in der lateinischen Sprache – zerstört, womit die Geschichte dieses Handelsimperiums anderthalb Jahrhunderte vor der Geburt eines kaum bekannten jüdischen Messiah beendet wurde. Nach diesem Jeschua oder Jesus wäre Karchedon nie dazu gekommen, die Neue Welt zu kolonisieren, und Nea Karchedon würde nicht gegen sein Mutterland rebelliert und sich auf dem Atlantischen Ozean festgesetzt haben, um dann zusammen mit den Libyern und den nordischen Rus einer der Feinde der Oikoumene zu werden…
    Auf Gaia hatte Ptolemaios VI. Soter der Dritte im Jahre 84 des Alexandros die Völker von Latine besiegt, einschließlich der Rhomaer,

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