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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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im vergangenen Jahr die Nachschubwege der Südhemisphäre der Oikoumene überfallen. Die Rebellen hatten vor zehn Jahren alle mit Karchedon geschlossenen Verträge mißachtet und bildeten eine Allianz mit den Inselfestungen von Hiberneia und Angleia. Der Bibliophylax hoffte, daß alle die notwendigen Verteidigungsarbeiten reiche Kontrakte für sein Mouseion ergeben würden. Statt dessen saß er da und diskutierte über die Enkelin der Sophe Patrikia. Die Sophe und ihre Familie hatten seine Vorhaben alle dreißig Jahre behindert, die er im Amt war und noch mehr Dekaden davor die Unternehmungen seines Vorgängers.
    Kleopatra lächelte Kallimachos an mit einem freundlichen, mütterlichen Lächeln trotz der Narbe und schüttelte den Kopf. »Du mußt sie in das Mouseion aufnehmen. Man muß ihr den Rang ihres Vaters zuerkennen…«
    Kallimachos sagte: »Dieser Mann ist seiner Mutter nicht ebenbürtig.«
    »Und man muß ihr gestatten, ihre Forschung fortzusetzen.«
    »Verzeiht meine Kühnheit, teure Königin, aber warum bleibt sie nicht am Hypateion in Rhodos? Dort könnte sie bestimmt besser die Tradition ihrer Großmutter weiterführen.«
    »In ihrem Gesuch bittet sie um die Unterstützung eures Mechanikos Zeus Ammon Demetrios. Demetrios hat in einer privaten Besprechung mit mir zugestimmt. Ich hoffe, dir damit nicht auf die Zehen zu treten, mein lieber Kallimachos.«
    Sie wußte aber, daß es so war, und sie rechnete damit, daß er die Kränkung ignorieren würde. Er profitierte zu sehr durch seine Beziehung mit Ihrer Hoheit, als daß er sich über kleine, wenn auch anhaltende Ärgernisse wie die Vaskayza-Familie verstimmen ließe. So sagte er: »Dein Wille wird geschehen«, verbeugte sich und berührte mit dem Kragen seiner schwarzen Gelehrtenrobe den Boden.
    Von oben ertönte ein schrilles falkenartiges Kreischen. Darauf folgte eine Erschütterung der Fundamente des Palastes und ein entferntes harmloses Krachen. Kallimachos stand auf, als sich die Königin erhob, und folgte ihr mit gefalteten Händen respektvoll auf die äußere Veranda. Sie lehnte sich ans Geländer und sah eine Rauchsäule im Brucheion, mitten im Judenviertel. »Wieder Libyer«, sagte sie. Er konnte tieferes Rot in ihrer Narbe erkennen, aber ihre Stimme war sanft und ruhig. »Gibt es irgendwelche Nachrichten aus Karchedon?«
    »Ich weiß nicht, meine Königin. Ich habe nicht das Privileg für solche Mitteilungen.« Die jüdische Miliz würde hierdurch noch mehr gereizt sein; und es war schon allgemein bekannt, daß sie nicht Kleopatra wohlgeneigt war. Er überlegte, wie er diesen neuen Gewaltakt zu seinem Vorteil nutzen könnte.
    Kleopatra wandte sich langsam um und kehrte in den Innenhof zurück, wo sie das Mundstück eines mit Gold verzierten Telephons aufnahm. Mit einem Kopfnicken entließ sie den Bibliophylax.
    Binnen einer Stunde, nach einer Besprechung mit ihren Generalen und dem Chef des Sicherheitsdienstes der Oikoumene, entsandte sie eine Schwadron Düsenjäger von Kanopus, um die syrische Rebellenstadt Tunis zu bombardieren.
    Dann begab sie sich wieder in ihre schlicht ausgestatteten Privaträume und setzte sich mit gekreuzten Beinen auf einen wollenen Berberteppich. Mit geschlossenen Augen versuchte sie, ihre tobende Wut zu bändigen.
    Sie hatte wirklich nur wenig Zeit für ihre Hobbies, aber ihr Wort war im Mouseion immer noch Gesetz, wenn auch nicht immer in der streitsüchtigen Ratsversammlung. Rhita Berenike Vaskayza…
    Kleopatra glaubte nicht mehr, daß man jemals ein Tor zu einer anderen Welt finden würde. Aber selbst in einer Zeit schrecklichen Bürgerkrieges und der schlimmsten Bedrohung der Oikoumene im Laufe ihres Lebens, glaubte sie, sich eine vollkommen verrückte Idee leisten zu können.

 
8. KAPITEL

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Erde
     
    Die Hälfte von Laniers Haus war aus jahrhundertealtem Stein und rohem Holz, auf einem Keller aus Stein und Beton sitzend, der tief in eine von Bäumen beschattete Bergflanke eingegraben war. Die andere Hälfte war vor fünfzig Jahren hinzugefügt worden, als sie eingezogen waren, wirkte moderner, weiß und nüchtern, obwohl gut gestaltet und komfortabel, mit einer neuen Küche und Einrichtungen für die Geräte, die er für seine Arbeit benötigt hatte. Diese Gerätschaft wartete noch an einer Wand des Studios, eine kleine Konsole mit Kommunikatoren und Prozessoren, die es ihm erlaubt hatten, den Zustand von praktisch jeder Stelle auf der Erde zu verfolgen, seine Verbindung zum Terrestrischen Hexamon, durch

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