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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Neo-Karchedoniern in Mode waren als Nachahmung der eingeborenen Völker, die diese vor einem Jahrhundert unterworfen hatten. Das waren die Kinder der geschworenen Feinde der Oikoumene. Welche Perversion der Diplomatie gestattete ihnen den Aufenthalt in Alexandreia? Sie hatte sogar Studenten gesehen in den Togen und Lederröcken lateinischer Stämme. Nicht, daß sie irgendeinen davon persönlich nicht mochte. Rhodos schien von alledem so entfernt zu sein. Obwohl sie ihre Geschichte studiert hatte, wußte sie, daß niemandem solche Konflikte erspart blieben.
    Rhita zog den Spalt in den Vorhängen enger, wobei alte Gardinenringe aus Nußschalen gegen die Rohrstange klapperten, und begab sich wieder zu ihrem Bett. Ohne Grund fühlte sie sich ein wenig sicherer. Sie schaltete den Bildschirm wieder ein und sah die Liste durch. Sie hatte praktisch fast alle zweihundertsieben verzeichneten Bücher gelesen oder durchgesehen.
    Aber diesmal blieben ihre Augen an einem Titel hängen, den sie nicht gelesen hatte. Sie hätte schwören können, daß er neu hinzugefügt worden war. Er lautete einfach: ›LIES MICH JETZT!‹ Sie rief ihn auf den Schirm.
    Die der Darbietung der ersten Seite vorausgehende Indexkarte besagte, daß der Band dreihundert Seiten umfaßte – etwa hunderttausend Wörter – und in Hellenisch war, nicht Englisch, wie alle anderen Bücher in dem Kubus. Dann bemerkte sie einen blinkenden Cursor bei einer Notiz, die sie noch nie zuvor gesehen hatte: »Inhalt und Katalog gesperrt bis 4/25/49.«
    Das war vor zwei Tagen gewesen.
    Rhita drückte die Taste, um die erste Seite zu lesen.
     
    Liebe Enkelin!
    Du trägst den Namen meiner Mutter. Ist es mein ganzer Wunsch, daß du sie treffen wirst? Als du jünger warst, mußt du gedacht haben, ich wäre ein verrücktes altes Weib, obwohl ich glaube, daß du mich geliebt hast. Jetzt hast du dies hier; und ich kann mit dir sprechen, obwohl ich in Wirklichkeit nie heimgekehrt bin. Manche Leute sagen sogar hier, daß Sterben Heimkehr bedeutet.
    Stell dir die Welt vor, von der ich dir erzählt habe, und du hast diese Bücher gelesen, wenn du meine Enkelin bist. Und ich weiß, daß dies so ist. Du hast diese Bücher gelesen, und sie müssen dir sagen, daß ich nichts erfunden habe. Alles ist wahr. Es gab einen Ort, der Erde hieß. Ich bin nicht aus einem Wirbelwind gekommen.
    Ich klammerte mich an diese Tafel und die wenigen Blocks, die ich mitbrachte – alles durch reinen Zufall! – während Jahren, als sogar ich den Eindruck hatte, wahnsinnig zu sein. Jetzt bist du mit meinem Anliegen belastet. Aber alle Dinge stehen in Zusammenhang, sogar wenn sie so weit entfernt sind wie meine Erde und eure Gaia. Meine Idee könnte für dich und alle auf Gaia wichtig sein. Wenn es ein Tor gibt. Und wieder geben wird. Sie sind auf dem Schlüsselbein gekommen und gegangen wie Windhosen. Wer würde eine alte Frau so verspotten?
    An gewissen Tagen werde ich dir hier etwas zu lesen hinterlassen, wie man eine Schriftrolle entfaltet, das nur an jenem Tage und danach offenbart werden soll.
     
    Sie konnte die Maschine nicht dazu bringen, noch mehr von dem Inhalt der großen Notiz darzubieten. Der Apparat war offenbar so eingestellt, daß er es ihr immer nur stückweise nacheinander freigab. Rhita stellte die Tafel ab und rieb sich die Augen heftig mit den geballten Fäusten. Sie würde von Patrikia nicht loskommen. Sie hatte kein Eigenleben.
    Aber wenn es so etwas gab wie ein Tor…
    Und das war so! Wer konnte Maschinen leugnen, die zu ihrem Geist sprachen, oder Hunderte von Büchern, die ihre Großmutter sich nicht eingebildet und erst recht nicht beschrieben hatte?
    Wenn das Tor real war, dann lastete auf ihren Schultern jetzt mehr als nur Verantwortung gegenüber ihrer Großmutter. Die ganze Bevölkerung von Gaia drückte sie nieder.
    Rhita wurde langsam klar, was so ein Ding wie das Tor für diese Welt bedeuten würde. Nicht alle ihre Gedanken waren erfreulich. Es würde Veränderungen geben, vielleicht ungeheure Veränderungen…

 
15. KAPITEL

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Thistledown City
     
    Der Spürer beförderte sich zum Terminal von Olmys Bibliothek und signalisierte mit dem Schwarzweißbild eines grinsenden Terriers, daß seine Suche beendet war. Olmy schaltete Gebläse ein, um die Reste einer kümmerlichen Wolke von Pseudo-Talsit einzusammeln, schwang sich von der Couch und trat vor das tropfenförmige Terminal, um sich auf die piktographierte Zusammenfassung des Spürers über seine Ergebnisse zu

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