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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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konzentrieren.
    Keine relevanten Quellen in Achse Euklid oder Thoreau, noch Kopien aus Bibliotheken von Nader und Central City. Alle aktenmäßigen Quellen sind in Bibliotheken von Thistledown als geheim eingestuft. Der Geheimschutz ist abgelaufen, aber keine Angaben über Zugang zu Akten seit dem Verfall. Die letzten Eintragungen 52 Jahre von Achsenstadt entfernt. Keine Identifikation, aber wahrscheinlich aus Nichtkörperlichem im Stadtarchiv. Zweiunddreißig Akten mit Verweisen auf das Archiv der Fünften Kammer.
    Laut Gesetz wurden alle Sicherheitsbestimmungen in Bibliotheken und Archiven der Stadt nach einhundert Jahren gelöscht, sofern nicht ihre Erneuerung beantragt und genehmigt worden war. Olmy fragte den Spürer, wie viele Verlängerungsanträge erfolgt waren. Die Antwort lautete. Vier.
    Die Akten waren alle älter als vierhundert Jahre.
    »Listen der betreffenden Autoren«, verlangte er.
    Alle Autorennotizen gelöscht.
    Das war höchst ungewöhnlich. Nur ein Präsident oder Leitender Minister konnte genehmigen, daß Autoren oder Urheber von Aktennotizen in Bibliotheken oder Archiven der Stadt getilgt wurden. Und selbst dann nur aus zwingendsten Gründen. Anonymität war in der Geschichte des Hexamons nicht zulässig; zu viele Killer hatten sich vor und nach dem Holocaust vor Verantwortung gedrückt.
    »Beschreibung der Akten.«
    Es sind alles kurze Berichte, nur in Worten.
    Die Zeit war gekommen. Olmy wunderte sich, als ihm sein Zögern klar wurde. Die Wahrheit könnte noch schlimmer sein, als er sie sich vorgestellt hatte.
    Er sagte: »Zeige mir die Akten in chronologischer Reihenfolge!«
    Es war wirklich noch schlimmer.
    Als er fertig war und alle Aufzeichnungen im implantierten Gedächtnis gespeichert hatte, um in Muße darüber nachzudenken, gab er dem Spürer seine Belohnung – den freien Ablauf einer simulierten Wiese auf der Erde – und ließ die magere Wolke von Pseudo-Talsit wieder frei in den Raum.
    Seine Entscheidung wurde durch das, was der Spürer entdeckt hatte, unendlich schwerer.
    Die ganze Geschichte war keineswegs in den Aufzeichnungen enthalten, die nur Anlagen darstellten, bloße Notizen, die nach einer eiligen und nicht besonders gründlichen Säuberung übrig geblieben waren. Olmy las zwischen den Zeilen und faßte seine mangelhaften Vermutungen zusammen.
    Vor einigen Jahrhunderten war ein lebendiger Jart gefangen worden unter unbekannten Umständen. Er war gestorben, ehe man ihn nach Thistledown zurückgebracht hatte, und sein Körper wurde konserviert, nachdem seine Mentalität roh gespeichert war. Ohne Kenntnis der Psychologie oder Physiologie der Jarts war so etwas nur teilweise erfolgreich. Nicht einmal diejenigen, welche den Jart gefangen hatten, wußten, wie seine Mentalität integriert war und wie weit sie dem Original entsprach. Sogar beim Körper hatte es Zweifel gegeben.
    Einige Forscher meinten, daß Jarts wie Menschen ihre biologischen Formen und sogar ihre genetische Struktur den Umständen anpassen könnten. Darum hatte man die Physiologie der Jarts studiert, aber ohne schlüssige Ergebnisse. Die Resultate waren weder Militärs noch anderen Gelehrten mitgeteilt worden.
    Zunächst waren die Untersuchungen der gespeicherten Mentalität unter sicheren, aber verhältnismäßig offenen Bedingungen geführt worden, mit vielleicht zehn oder fünfzehn einzelnen Forschern. Dabei waren neun gestorben, zwei davon irreparabel, da ihre Implantate hoffnungslos verwirrt waren. Direkte oder indirekte mentale Verbindungen mit der gespeicherten Persönlichkeit waren damals streng verboten gewesen. Durch solche Mißlichkeiten kam die Forschung fast zum Stillstand.
    Aber selbst damals war, wie Olmy wußte, die indirekte Untersuchung von Mentalitäten eine hoch entwickelte Kunst gewesen. Er konnte schwer glauben, daß ein Jart, in Stücken oder ganz, unter diesen Umständen den Forschern Schaden zufügen könnte. Und dennoch war Beni getötet und Mar Kellen verletzt worden…
    Olmy bekämpfte einen weiteren Hormonstoß. Wäre er nicht so sehr verändert und erweitert worden, würde das auf einen Zustand hindeuten, den man Angst nannte.
    Seit Jahrhunderten gab es für cybernetische Forschungen ein Gesetz: »Für jedes Programm gibt es ein System derart, daß das Programm sein System nicht erkennen kann.« Das heißt, ein Programm, und sei es noch so kompliziert, wie etwa eine menschliche Mentalität, konnte sich nicht immer des Systems bewußt sein, nach dem es ablief, falls dies System

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