Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
reproduzieren, aufs neue Galaxien und Sterne zu machen und von vorn anzufangen. Aber wir lernten rasch, daß wir das nicht tun konnten. Dieses Universum war viel beschränkter, als das unsere gewesen war. Seine Wurzeln waren schlichter. Sie kamen nicht direkt aus dem Boden des Superraums, sondern aus der gewundenen Ausdehnung des Weges. Es würde kleiner, weniger komplex und weit weniger anspruchsvoll sein. Dennoch konnten wir es zu einem faszinierenden Ort gestalten, zu einem Universum, das uns alle unsere kreativen Fähigkeiten abfordern würde… wenn wir uns vorsahen.
    Es war viel schwieriger, ein Gott zu sein, als wir uns vielleicht hätten vorstellen können. Ich meine, daß wir wohl zu Beginn angenommen hatten, daß ein bewußter Wille oder ein kombinierter bewußter Wille ein Universum formen und regieren könnte. Wir konzentrierten uns scharf, gestalteten und bauten, leiteten und verbesserten auf mannigfache Arten, die ich natürlich nicht von Anfang an darlegen werde; denn in diesem Körper kann ich mich nicht mehr daran erinnern oder sie meinen Gedanken anpassen, selbst wenn ich dazu imstande wäre.
    Eine Zeitlang schien alles gut zu gehen. Wir jauchzten über unsere Meisterschaft. Wir waren wie Kinder auf einer großen Spielwiese. Das Universum wurde wunderschön. Wir fingen an, die Äquivalente lebender und denkender Wesen zu konstruieren, die unsere Gefährten sein sollten und später vielleicht sogar unsere Persönlichkeiten tragen könnten. Wir lechzten immer noch nach materieller Form. Wir standen noch unter dem Einfluß unserer Herkunft.
    Und dann begann es zu versagen. Das Universum zerbrach, verfiel und vermoderte. Seine Grenzen schrumpften ein. Sie fraßen und veränderten die von uns eingeführte Ordnung zu einem sauren, heißen Chaos. Wir hatten uns verrechnet. Ein einzelner Wille konnte kein stabiles Universum erschaffen. Es mußte Kontraste und Konflikte geben.
    Wir suchten verzweifelt, uns in entgegengesetzte Kräfte zu trennen, um den Schaden zu beheben. Aber es war zu spät.
    Der Gott, zu dem wir geworden waren, hatte versagt.
    Wir hätten alle aufgehört zu existieren, aufgelöst in den Trümmern unseres Mißerfolges. Aber wir hörten eine andere Stimme. Sie war weniger exaltiert und weniger ekstatisch als die unsere, und sie schien weit entfernt zu sein. Aber sie hatte mehr Praxis und Erfahrung, viel mehr Mannigfaltigkeit aufzuweisen. Einige Zeit glaubten wir, die Stimme eines oder mehrer anderer Götter gehört zu haben. Aber das lag nur an unserer Ignoranz. So weit wir auch fortgeschritten waren, so waren wir doch unglaublich unwissend und naiv.
    Was wir hörten, war die Stimme unserer Nachkommen, die uns vom Ende unseres eigenen Universums aus erreichte. Alle intelligenten Wesen, die in dem Kosmos unserer Geburt aufgewachsen und alt geworden waren, hatten unser Versagen bemerkt und erkannt, daß wir darin in der Falle saßen. Sie waren nicht mehr materiell oder individuell unterscheidbar als wir, aber ihre Intelligenz war robuster und praktischer. Sie waren der Endgültige Verstand geworden, vereint und kohärent zugleich, obwohl sie aus vielen einzelnen geistigen Gemeinschaften bestanden.
    Sie retteten uns. Sie zogen uns an der noch offenen Seite des Weges, die von unserem Herd-Ei nie ganz getrennt gewesen war.
    Ihre Rettungsaktion war nicht großmütig. Sie hatten für uns eine Verwendung.
    Ist es angemessen, die Emotionen eines Gottes zu beschreiben, der versagt hat? Wir waren bekümmert und tief verwirrt. Wir maßen uns an dieser anderen Matrix des Denkens und sahen, daß wir nicht nur infantil, sondern geradezu kindisch waren. Wir waren junger Wein, der zu Essig geworden war.
    Aber man verzieh und pflegte uns und machte uns irgendwie gesund. Wir wurden in der Gemeinschaft der Denker willkommen geheißen, zugleich als Einheit und gesondert, die das Ende des alten Universums einnahm. Sie enthüllten uns vieles.
    Ich wurde isoliert aus meiner Matrix total rekonstruiert und kann dir versichern, daß das ein Erlebnis war schlimmer als der Tod und schlimmer als der Verlust von Familie, Stadt, Volk oder Planet. Ich jammerte und tobte. Sie rekonstruierten mich noch einmal – mit Verfeinerungen. Schließlich, nach vielen Versuchen, machten sie mich stabil und schickten mich hierher zurück.
    Ich bringe eine Botschaft und eine Bitte, wenn man das so nennen kann. Sie haben ihre Schranken, diese Abkömmlinge aller heute lebenden intelligenten Wesen. Und sie haben ihre Pflichten. Sie müssen

Weitere Kostenlose Bücher