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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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noch tiefer in seine Angst treiben und ihn mit kosmischen Imponderabilien konfrontieren könnte, die noch weiter außerhalb seiner Kontrolle waren als das Leid der Erde.
    Sie runzelte die Stirn und wandte sich von den Sternen ab. Anders als Lanier fühlte Karen nur wenig Unbehagen über die Veränderungen in ihrem Leben. Sie akzeptierte Wechsel recht leicht. Raumflug, der Stein, die vom Hexamon gebotenen Gelegenheiten. Aber Mirskys Rückkehr entglitt ihrem Verständnis wie ein Fisch zwischen den Fingern.
    »Ser Lanier«, rief die chinesische Delegierte mit breitem Lächeln und geneigtem Kopf, als sie sich neben Karen auf die Formcouch setzte. Ihr Gesicht war von feinen Sonnenfalten übersät, sie war klein und rund, matronenhaft und wahrscheinlich zehn Jahre jünger als Karen. »Sie wirken nachdenklich. Machen Sie sich Sorgen wegen dieser Konferenz?«
    »Nein«, sagte Karen und lächelte zuversichtlich. »Persönliche Schwierigkeiten.«
    »Sie sollten Ihrem Verstand Ruhe gönnen«, sagte die Delegierte. »Alles wird gut gehen. Wir sind schon befreundet, auch diejenigen, um die ich mir Sorgen gemacht habe.«
    »Ich weiß«, sagte Karen. »Es ist wirklich nichts. Machen Sie sich keine Gedanken!« Er tut es mir wieder an, dachte sie. Ich kann nicht von ihm loskommen. Sie schloß die Augen und zwang sich einzuschlafen.

 
29. KAPITEL

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Thistledown
     
    Korzenowskis Partial ortete Olmy in den Wäldern von Northspin Island in der vierten Kammer, zwei Tage nach Laniers Ankunft. Gespeichert in einer kreuzförmigen Spürsonde, durchsuchte das Partial die vierte Kammer mit Infrarotsensoren und stellte siebenhundertfünfzig Menschen fest. Die meisten waren in Gruppen von dreien oder mehr, nur siebzig waren allein; und nur zwei zeigten während eines halben Tages der Aktivität Anzeichen davon, daß sie absichtlich Gesellschaft mieden. Das Partial analysierte die Wärmesignaturen dieser Möglichkeiten und stellte fest, daß der eine höchstwahrscheinlich ein selbstkonsistenter Homorph war.
    Unter allen anderen Umständen wäre eine solche Nachforschung undenkbar gewesen, ein grober Eingriff in die Privatsphäre. Aber Korzenowski wußte, welche Bedeutung es hatte, daß Olmy mit Mirsky gesprochen hatte. Und er brauchte Olmy für die bevorstehende Nexus-Debatte über die Wiederöffnung des Weges. Der Ingenieur konnte sich nicht länger völlig diesem Projekt widersetzen. Mirskys Argumente waren allzu überzeugend, wenn auch bizarr. Wie konnte man die Forderungen von Göttern ablehnen, selbst wenn diese nur am Ende der Zeit existierten?
    Es war nicht Pflicht des Partials, diese Probleme zu analysieren. Es flog über den Talboden und blieb über Olmys Camp schweben. Dann projizierte es ein Bild von Korzenowski mit den passenden Symbolen, die seinen Status als ernannten Geist offenbarten.
    Aus Olmys Sicht schien Korzenowski vom Wald her zu kommen, das Gesicht zu einem Lächeln verzogen, mit katzenähnlichen durchdringenden Augen. »Guten Tag, Ser Olmy!« sagte der Geist.
    Olmy riß sich von dem Strom der Jart-Information los und verbarg seine nur zu menschliche Verwirrung, daß man ihn gefunden hatte. Er piktographierte: »Sie werden erhebliche Schwierigkeiten bekommen.«
    »Es ist etwas Außerordentliches geschehen«, informierte ihn der Geist. »Unsere Anwesenheit in der dritten Kammer ist erforderlich.«
    Olmy stand neben dem Zelt. Für den Moment war er sich über seinen emotionalen Zustand im unklaren. Er rührte sich nicht und gab keine Zeichen von sich.
    »Hinsichtlich des Weges ist eine Entscheidung gefallen. Mein Original verlangt Ihre Anwesenheit.«
    »Ist das ein Befehl des Nexus?«
    »Nicht formell. Erinnern Sie sich an Pavel Mirsky?«
    »Wir sind uns nie begegnet«, sagte Olmy. »Ich weiß aber, wer er war.«
    »Er ist zurückgekehrt«, sagte der Geist und piktographierte schnell die wenigen entscheidenden Details.
    Olmy schien von Schmerz verzerrt zu werden. Er schüttelte sich, dann ließ er die Schultern sinken, und die Spannung ließ nach. Er schob die Jartinformation beiseite, konzentrierte sich wieder auf seine Menschlichkeit und seine Beziehung zu Korzenowski, der einst sein Mentor gewesen war, der Mann, der viel von seinem – oder vielmehr: seinen – Leben gestaltet hatte. Die Tatsache, daß Mirsky wieder auftauchte, gewann dann ihr eigenes Kolorit – höchst bizarr, mehr als rätselhaft, geradezu überwältigend. Er zweifelte nicht an der Botschaft des Geistes. Selbst wenn jemand anderer als Korzenowski

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