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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Naturen, an denen noch wenig oder gar nicht herumgepfuscht wurde.«
    Die meisten von ihnen waren natürliche Führungspersönlichkeiten, die ohne Hilfe vom Hexamon an die Macht gekommen waren. Sie schienen gut miteinander auszukommen, obwohl nur wenige zuvor als Führer gegenseitig zu tun gehabt hatten. Ihre Kommunen waren weit genug voneinander entfernt, daß sich die Grenzen nicht berührten; und es hatte nur wenig Handel zwischen ihnen gegeben. Aber mit der Vervollständigung der sozialen Struktur des Hexamons in den nächsten zehn Jahren würden ihre Völker sicher in wechselseitige Beziehungen treten; und die an Bord des Steines empfangene Erfahrung würde sie alle – hoffentlich – zu einer über die Wiederhergestellte Erde verbreiteten Aussaat machen.
    Ser Ram Kikuras Vorurteil gegen die extensive psychologische Einmischung des Hexamons war noch zu erkennen. Das machte Karen zum perfekten Koordinator für dieses Projekt, einen Versuch, die Erde auf eigenen Füßen stehen zu lassen.
    Manche Bürger des Terrestrischen Hexamons schienen zu befürchten, daß das Hexamon nicht bis in unbegrenzte Zukunft stabil bleiben würde. Die Knappheit an Materialien für die Aufrechterhaltung der Gesellschaft an Bord des Steins, die Veränderung in fest eingewurzelten Gewohnheiten, die Rückwirkungen des Umgangs mit den eigenen Wurzeln auf der Erde, wie sie nach dem Tod war – all das forderte seinen Tribut von der Stabilität des Hexamons.
    Falls die Erde eine Krise unter ihren Rettern überleben sollte, müßte sie entwöhnt werden.
    Karen sprach Chinesisch, Englisch, Französisch, Russisch und Spanisch; sie hatte ihr Russisch mit Geräten des Hexamons aufpoliert und auf gleiche Weise Spanisch gelernt. Das genügte, um mit den meisten Delegierten direkt zu kommunizieren. Die wenigen, deren Sprache sie nicht konnte – einschließlich dreier Dialekte, die erst nach dem Tod aufgekommen waren –, konnten sich gewöhnlich durch eine gemeinsame zweite Sprache in der Gruppe unterhalten. Keine menschlichen oder maschinellen Übersetzer von außerhalb schwächten dieses frühe Stadium von Wechselwirkungen. Man lernte es, sich auf einander zu verlassen. Ehe die Woche herum war, würden alle auch die Sprachen der anderen sprechen, die sie in dem Gedächtnis der dritten Kammer gelernt hätten, und außerdem noch viele mehr.
    Zum ersten Mal seit Jahren fühlte sich Karen der vollen Befriedigung nahe. Sie hatte während der letzten vier Jahrzehnte ebenso sehr gelitten wie Garry. Sie hatte die verwüstete Erde bereist und mehr Tod, Zerstörung und endlos erscheinendes Leid gesehen, als sie glaubte, ertragen zu können. Sie hatte ihre Tochter verloren.
    Noch gab es ihr einen Stich, wenn sie daran dachte. Aber sie hatte sich mit ihrem Kummer ganz anders abgefunden, ihn nicht als eine Weltschuld eingesogen, sondern ihn schließlich abgeschüttelt, ihre Persönlichkeit ausgeklammert und sich etwa wie eine Krankenschwester mit ihrer Arbeit beschäftigt. Sie hatte ihre geheimen Narben versteckt, war aber nicht in eine ständige Verängstigung abgeglitten.
    Karen zwang ihre Gedanken wieder in die Vergangenheit zurück, etwas überrascht, daß die sich gelöst hatten. Vor langer Zeit hatte sie gelernt, wann und wie sie den Teil ihres Geistes aussperren konnte, der mit ihrem Gatten zu tun hatte. Sie schaffte es gewöhnlich, nicht viel an Garry zu denken, wenn sie getrennt waren. Dann konzentrierte sie sich auf die vorliegenden bedeutsamen Aufgaben. Aber ihre letzte Zusammenkunft… Garry, wie er nervös, vielleicht sogar verschreckt, obwohl nach Kräften bemüht, es nicht zu zeigen, einen Mann begleitete, den es unmöglich auf der Erde geben konnte…
    Sie blickte aus dem Bullauge des Shuttles auf Sterne und ignorierte zeitweilig die gleichmäßige, höfliche Konversation dreier Delegierter, die neben ihr saßen. War Garry an Bord des Steins, mit dem unmöglichen Russen? Sie war auf ihre hartnäckige Art der Lösung des Geheimnisses nahe gekommen durch ihre Meinung, daß jemand ihrem Gatten einen Streich gespielt hätte, daß Mirsky nie den Weg herunter gekommen wäre. Aber je mehr sie darüber nachdachte – und jetzt, wo sie sonst wenig zu tun hatte, konnte sie nicht umhin, sich damit zu beschäftigen –, desto mehr wurde ihr klar, wie unwahrscheinlich das war.
    Sie empfand einen Anflug von Ärger. Irgend etwas würde geschehen. Etwas Folgenschweres. Sie war wütend über das Geheimnis von Mirskys Rückkehr und fürchtete, daß diese Garry

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