Ewigkeit für deine Liebe
zweiundsiebzig Jahre weiß ich, was Emma bevorsteht. Ich umwerbe sie, sie verliebt sich wieder in mich, nur um ...« Den Rest ließ er ungesagt, weil der Gedanke mehr als unerträglich war. Er schüttelte den Kopf und sah seine beiden Freunde an. »Wenn sie all das nicht erneut durchmacht, wenn sie einfach nur ... existiert, ihr Leben weiterführt, ohne etwas mit mir zu tun zu haben, wird der Kreislauf für sie vielleicht enden. Und sie wird nicht mehr leiden müssen.«
Justin, der aufgehört hatte zu grinsen, verschränkte seine Arme vor der Brust und suchte Christians Blick. »Glaubst du allen Ernstes, du könntest Einfluss auf das Schicksal nehmen, Chris?«, fragte er und rieb sich nachdenklich das Kinn. »Das glaube ich nicht, mein Junge. Ich denke, du versuchst das Schicksal auf nicht wiedergutzumachende Art und Weise herauszufordern.«
»Aye«, pflichtete ihm Godfrey bei. »Da bin ich einer Meinung mit dem jungen Catesby. Du solltest den Dingen ihren Lauf lassen. Du kannst Emmas Weg nicht ändern, Junge, genauso wenig, wie du deinen ändern kannst.« Er verzog das Gesicht. »So bedauerlich das auch sein mag.«
Christian dachte darüber nach. Er dachte nach, ging auf und ab, massierte sich den Nacken und dachte noch viel angestrengter nach. Vielleicht hatten seine alten Freunde recht. Aber andererseits vielleicht auch nicht. Schließlich blieb er stehen und sah den beiden ins Gesicht. »Trotzdem muss ich es versuchen.«
Godfrey und Justin stöhnten nur.
Christian bedachte sie mit einem grimmigen Blick. »Ich erwarte von euch nicht, dass ihr mich versteht oder mir zustimmt. Aber was ich sehr wohl erwarte, ist, dass ihr euch nicht einmischt! Es ist allein meine Entscheidung, zu versuchen, Emmas Schicksal zu verändern, und wenn ich scheitere, dann scheitere ich allein«, erklärte er mit einem harten Blick auf sie. »Und wenn ihr das nicht tolerieren könnt, dann müsst ihr eben gehen.«
Wie vor den Kopf geschlagen, starrten die beiden anderen Männer Christian lange schweigend an. Am Ende war es Justin, der das Wort ergriff. »Wir mischen uns nicht ein. Aber ich bin schon sehr gespannt darauf, wie du die Kleine in Angst und Schrecken versetzen willst.« Er legte den Kopf ein wenig schief. »Doch wohl hoffentlich nicht mit ein paar albernen kleinen Gespenstertricks?«
Christian, der es besser wusste, als sich auf diese Art von Dialog mit Justin Catesby einzulassen, zuckte mit den Schultern. »Ich werde es euch wissen lassen, wenn ich mir selbst darüber im Klaren bin.« Er rieb sich das Kinn. »Warum begebt ihr zwei euch nicht nach Grimm Castle? Ihr wisst doch sicher, dass sie dort schon ihr alljährliches Turnier ausrichten?«
Justins Mundwinkel verzogen sich zu einem spitzbübischen Grinsen. »Das mag ja sein, aber hier ist es im Moment viel interessanter.« Er nickte, wie um seine Worte noch zu unterstreichen. »Aye, ich werde noch eine Weile bleiben. Und du, Godfrey?«
Godfreys Grinsen irritierte Christian. »Ich denke, das werde ich auch tun«, antwortete er mit großen, unschuldigen Augen. »Und selbstverständlich werden wir hier uns in nichts einmischen. Das versprechen wir dir, nicht, Catesby?«
Justins Lächeln schwankte nicht. »Selbstverständlich.«
Christian musterte seine beiden Freunde und tat ihre unausgesprochenen Einschüchterungsversuche mit einer Handbewegung ab. Sie wussten nur zu gut, dass sie bei ihm nicht funktionieren würden. Außerdem ließ er sich auch nicht auf dieses Thema ein, weil sie es dann ja doch nur in die Länge ziehen würden, um ihn zu ärgern. Er wollte allein sein, ein paar Schritte gehen und seine Vorgehensweise planen.
Er fuhr sich mit den Handrücken über die Augen. Es gefiel ihm nicht, Emma Angst zu machen. Ganz und gar nicht. Was er wirklich wollte, war, sie einfach nur stundenlang betrachten zu können ...
Nein, das war nicht ganz korrekt. Wofür er wirklich alles geben würde, wäre eine Chance, ihre Haut zu berühren, sie in den Armen zu halten und zu küssen ...
Ein grimmiger Zug erschien um seinen Mund. Christian wusste besser als jeder andere, dass das nie geschehen würde. Aber wenn er einen Weg finden könnte, Emma ewiges Glück zu sichern, würde er es tun – selbst wenn es bedeutete, auf die Chance zu verzichten, sie alle zweiundsiebzig Jahre wiederzusehen.
Mit einem knappen Nicken verschwand Christian aus dem Zimmer. Er musste planen.
Und je eher Emma nach Amerika zurückkehrte, desto eher konnte er versuchen, zu vergessen ...
5.
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