Ewigkeit für deine Liebe
Savannah College of Art Design, einen braunen Pullover und ein paar dicke Socken heraus. Nachdem sie sich schnell angezogen hatte, ging sie ins Bad, um sich frisch zu machen, bürstete ihr Haar, zog eine bunte Strickmütze über den Kopf und holte ihren Kamerakoffer und ihr Stativ. Dann schaltete sie das Licht aus und schlüpfte leise aus dem Zimmer.
Auf dem Korridor, gleich neben ihrer Tür, stand ein kleiner, zusammenklappbarer Tisch mit einer Thermosflasche und einem zugedeckten Teller. Emma lächelte. Die Ballasters waren wirklich ganz reizende Ladys. Von dem Teller nahm sie die zwei in Klarsichtfolie eingepackten Stücke Zimtkuchen, steckte sich die Thermosflasche unter den Arm und machte sich leise auf den Weg nach unten.
Das einzige Geräusch im Haus war das dumpfe Ticktack der großen Standuhr in der Eingangshalle. Als Emma daran vorbeiging, schätzte sie die Höhe dieser Uhr auf etwa einen Meter achtzig. Und mit ihren exquisiten Schnitzereien musste dieses wundervolle Möbelstück mindestens eine Tonne wiegen. Sie stellte es sich im Licht des späten Nachmittages vor und dachte, dass es ein fabelhaftes Foto abgeben würde.
Als Emma in den frühen Morgen hinaustrat, schlug ihr die kühle Septemberluft entgegen, die nach der See und etwas Süßlichem, was Klee sein könnte, roch. Emma holte tief Luft, was sich anfühlte, als hätte sie gerade Eis geschluckt, jonglierte mit ihrer Kameratasche und der Thermosflasche und begann den kiesbestreuten Weg zur Burg hinaufzugehen. In dem schwachen Licht vor der Morgendämmerung konnte sie den Weg kaum sehen. Vor ihr erhob sich die Burg aus einer dichten Nebeldecke, die Emma wie etwas Lebendiges in dünnen Schwaden entgegendriftete. Da sie das auf eine etwas gruselige Weise schön fand, blieb sie stehen und stellte auf einem nahen Felsen ihre Tasche, die Thermosflasche und den Kuchen ab. Schnell, bevor sie die Aufnahme verlor, baute sie das Stativ auf.
Sowie die Kamera daran befestigt war, wählte Emma ihre Linsen und Einstellungen aus und blickte durch die Kamera auf die Szene vor ihr. Dann hob sie den Kopf, veränderte ein wenig die Stellung des Stativs und bückte sich wieder, um zu sehen, ob sie jetzt den richtigen Winkel hatte.
Im nächsten Moment spürte sie, wie jemand an ihren Haaren zog.
Aber als sie sich umdrehte, war niemand da.
Es lief ihr kalt über den Rücken. War es der Wind gewesen?
Sie schüttelte den Kopf und blickte wieder durch die Linse.
Die Aufnahme war großartig. Für Emma hatte sie etwas Mystisches, Fantastisches und Gespenstisches. Wahrscheinlich hatten die Geschichten, die Willoughby ihr erzählt hatte, etwas damit zu tun. Emma drückte ein paarmal auf den Auslöser.
»Verschwinde hier.«
Emmas Kopf fuhr hoch, und sie blickte sich erschrocken um. Aber natürlich sah sie niemanden.
Trotzdem war sie sicher, dass ihr jemand etwas ins Ohr geflüstert hatte.
Und der Wind konnte schließlich nicht für alles als Erklärung dienen.
Was immer es auch war, Emma entschied sich, es zu ignorieren, senkte den Kopf wieder auf die Linse und schoss ein weiteres Foto.
»›Ich sagte: Verschwinde hier!«
Emma erstarrte. Sie konnte spüren, wie alle Farbe aus ihrem Gesicht wich – und blass, wie sie ohnehin schon war, konnte sie jetzt wahrscheinlich sogar für einen Vampir durchgehen.
Diese Stimme war ganz und gar nicht freundlich. Und sie war laut. Sehr laut. Emma war so steif vor Angst, dass sie nicht mal den Kopf drehen konnte. Wer auch immer ihr etwas zugeflüstert hatte, stand jetzt scheinbar direkt neben ihr. Wer konnte bloß so früh schon draußen sein, auf dem Land der Ballasters, und sich daran stören, ob sie sich auf Arrick aufhielt oder nicht?
»›Steh nicht einfach da und ignorier mich, Maid!«
Emmas Augen weiteten sich. Dann blinzelte sie plötzlich.
Maid?
Langsam wandte sie ihren Kopf der Stimme zu und bereitete sich auf den Flegel vor, der neben ihr stehen musste.
Doch wieder war sie scheinbar ganz allein.
Vorsichtig, ganz langsam anfangs nur, drehte sie sich im Kreis und sah sich prüfend um.
Das Haus der Ballasters lag etwa fünfzig Meter hinter ihr, das Torhaus der Burg mindestens ein paar hundert vor ihr. Das Einzige, was sie in der Nähe ihres Weges sah, waren ein paar Bäume, ein paar verstreut herumliegende Felsen und das eine oder andere Büschel Seegras. Weiter vorne war das Sträßchen rechts und links von weiten, offenen Grasflächen gesäumt.
Nichts, wo jemand sich verstecken könnte.
Hatte sie
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