Ewigkeit
Luftschleuse und trieb mit geübten Bewegungen den Verbindungsschlauch entlang.
Am anderen Ende wurde sie von zwei Offiziellen empfangen, die beide graue Nadelstreifenanzüge trugen. Einen von ihnen erkannte sie als hochrangigen Manager namens August Da Silva. Er war eine kleine Person mit glattem Engelsgesicht und stets tadellos gekämmtem Haar, das von parfümiertem Wachs in Form gehalten wurde. Ihre Wege hatten sich bereits zuvor gekreuzt, als es um das Forschungsbudget und unbedeutende Verfahrensfehler auf Augers Seite gegangen war.
Da Silva legte großen Wert darauf, Auger und das Mädchen zu trennen. »Sie bitte hier entlang«, sagte er.
»Ich muss mich um Cassandra kümmern«, protestierte Auger.
Mit sanfter Gewalt drängte Da Silva sie in ein kleines fensterloses Wartezimmer. Hinter ihr wurde die Tür sofort verschlossen. Sie war allein, nur die gepolsterten Wände leisteten ihr Gesellschaft. Auger hämmerte an die Tür, aber niemand kam oder erklärte ihr, was hier vor sich ging. Eine halbe Stunde verstrich, dann eine ganze. Nach einer Weile kochte Auger vor hilfloser Wut. In Gedanken ging sie durch, was sie sagen und auf wen sie losgehen würde, wenn man sie endlich hier herausließ. So etwas war ihr noch nie passiert. Manchmal gab es Verzögerungen wegen Pannen bei der Sterilisierung, aber die Behörden waren unter solchen Umständen immer darauf bedacht gewesen, sie auf dem Laufenden zu halten.
Nach einer weiteren halben Stunde öffnete sich die Tür, und Da Silva schob den parfümierten Kopf durch den Spalt. »Zeit, in die Gänge zu kommen, Auger. Man erwartet Sie.«
Sie brachte ein trotzig spöttisches Lächeln zustande. »Wer, zum Teufel, ist man? Ist Ihnen nicht klar, dass ich zu tun habe?«
»Ihre Arbeit wird noch etwas warten müssen.«
Mürrisch folgte sie Da Silva aus dem Wartezimmer. Er roch nach Lavendel und Zimt. »Ich muss die Zeitung und die Filmbänder holen, damit ich anfangen kann, meinen Fund zu dokumentieren. Das ist wichtig – da draußen warten Tausende darauf, zu erfahren, was diese Zeitung uns mitzuteilen hat. Sie werden sich jetzt schon fragen, warum ich noch keine vorläufige Erklärung abgegeben habe.«
»Ich fürchte, ich kann Ihnen die Bänder nicht aushändigen«, erklärte Da Silva. »Sie sind bereits zur Sicherheitsüberprüfung geschickt worden.«
»Was reden Sie da? Das sind, verdammt nochmal, meine Daten!«
»Es sind keine Daten mehr«, widersprach da Silva. »Jetzt handelt es sich um Beweismittel zur Aufklärung eines Verbrechens. Der Junge ist gestorben.«
Der Schock traf sie wie ein Faustschlag in den Magen. »Nein!«, hauchte sie, als ob ihre Leugnung etwas daran ändern würde.
»Ich fürchte, es ist so.«
Ihre Stimme klang geisterhaft und weit entfernt. »Was ist geschehen?«
»In seinem Anzug war ein Loch. Die Furien haben ihn erwischt.«
Auger erinnerte sich, dass Sebastian über Kopfschmerzen geklagt hatte. Das mussten die winzigen Maschinen gewesen sein, die sein Gehirn überflutet hatten und sich dabei vermehrten und ihr Zerstörungswerk verrichteten.
Der Gedanke verursachte ihr Übelkeit.
»Aber wir haben den Furienzähler überprüft«, sagte sie. »Er stand bei null.«
»Ihre Detektoren waren nicht empfindlich genug für den neuesten mikroskopischen Stamm. Das wäre Ihnen bekannt gewesen, wenn Sie sich die Mühe gemacht hätten, regelmäßig die technischen Rundschreiben zu lesen. Sie hätten diese Möglichkeit mit einbeziehen müssen, als Sie beschlossen haben, nach draußen zu gehen.«
»Aber er kann unmöglich tot sein.«
»Er starb während des Fluges.« Da Silva erwiderte ihren Blick. Vielleicht fragte er sich, wie viel er ihr sagen durfte. »Vollständiger Hirnstammtod.«
»Mein Gott!« Sie holte tief Luft und versuchte, klar zu denken. »Hat es schon jemand seiner …«
»Seiner Familie mitgeteilt? Man hat seinen Angehörigen gesagt, dass es einen Zwischenfall gegeben hat. Sie sind bereits auf dem Weg hierher. Man hofft, dass der Junge zumindest halbwegs in einen Bewusstseinszustand versetzt werden kann, bevor sie eintreffen.«
Offenbar spielte Da Silva mit ihr. »Sie haben gesagt, dass er gestorben ist.«
»Das ist er auch. Glücklicherweise konnte man ihn zurückholen.«
»Mit einem Kopf voller Furien?«
»Man hat ihn mit UR voll gepumpt und die Furien mit dieser wundertätigen Slasher-Medizin rausgespült. Im Moment liegt der Junge noch im Koma. Möglicherweise sind wichtige Teile seines Gehirns irreparabel beschädigt,
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