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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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um mich von der Wahrheit abzulenken?«
    »Wollen Sie damit sagen, dass es für die Handlungen meiner Schwester eine rationale Erklärung geben könnte?«
    »Miss Auger.« Das Vornamenintermezzo mit Verity und Wendell war inzwischen passe. »Ich habe Sie vorhin aus einem Métro-Tunnel klettern sehen. Allmählich bin ich bereit, alles zu glauben, einschließlich der Möglichkeit, dass Sie beide gar keine Schwestern sind, sondern Spionagekollegen.«
    »Also kommen wir jetzt auf den Punkt«, sagte sie und verdrehte ungläubig die Augen.
    »Schauen wir uns doch einfach mal die Fakten an«, fuhr Floyd unbeirrt fort. »Susan White hat offensichtlich nicht auf eigene Faust gearbeitet. Sie muss einen Komplizen gehabt haben, mit dem sie sich in der Station Cardinal Lemoine getroffen hat. Dieser Komplize hat den Koffer ausgetauscht oder geleert und den Inhalt an sich genommen. Meine Vermutung geht dahin, dass sich dieser Komplize dann in denselben Tunnel begeben hat, aus dem Sie soeben gekommen sind. Dort drinnen gibt es offenkundig etwas, das für Sie von großer Bedeutung ist.«
    »Weiter«, sagte in spöttischem Tonfall. »Erzählen Sie den Rest Ihrer grotesken Geschichte.«
    »Es ist noch keine vollständige Geschichte, sondern bislang nur der Anfang.«
    »Ich würde trotzdem gerne hören, welche Theorie Sie sich zusammengesponnen haben.«
    »Mein Partner hat in Susan Whites Zimmer etwas Merkwürdiges gefunden. Das Radio ist umgebaut worden, wahrscheinlich von Susan selbst. Es sieht aus, als hätte sie damit Anweisungen empfangen oder möglicherweise die Kommunikation fremder Spione abgehört.«
    »Aha! Jetzt haben wir schon zwei verschiedene Gruppen von Spionen, wie? Die Geschichte wird immer besser, wirklich!«
    »Leider konnte Custine den Code nicht knacken. Wie es scheint, waren seine Bemühungen ohnehin zum Scheitern verurteilt, denn Susan hat eine Enigma-Maschine benutzt.«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass Sie wissen, wovon Sie reden, aber …«
    »Das ist eine sehr komplexe Entzifferungsmaschine. Was nahe legt, dass sie als Spionin gearbeitet hat. Womit sich nun fragt, als was Sie arbeiten.«
    »Das wird ja immer absurder!«
    »Nicht absurder als jemand, der in einem Métro-Tunnel herumkriecht.«
    Eine ganze Weile sagte Auger gar nichts. Floyd nahm den Boulevard Garibaldi, bog am Place Cambronne auf die Emile Zola ab und fuhr nun direkt auf Augers Hotel zu.
    »Hören Sie«, sagte sie, »ich kann nicht von Ihnen erwarten, dass Sie es verstehen, aber alles, was ich Ihnen über meine Schwester gesagt habe, ist die Wahrheit. Wahr ist allerdings auch, dass sie irgendeine Fixierung auf die Station Cardinal Lemoine hatte. Hatte ich Ihnen nicht gesagt, dass Susan glaubte, von irgendwelchen Mächten verfolgt zu werden?«
    »Mag sein«, räumte er ein.
    »Ich habe keine Erklärung für das Radio oder diese Maschine, die Sie erwähnten … aber ich weiß, dass man ziemlich viele merkwürdige Signale empfangen kann, wenn man heutzutage Radio hört. Und ich habe keine Ahnung, wo sie diese Maschine gefunden hat? Wenn ich Sie richtig verstanden habe, kann man sich eine kaufen, wenn man es darauf anlegt.«
    »Kommen Sie auf den Punkt, Miss Auger.«
    »Der Punkt ist der, dass meine Schwester sehr wahrscheinlich einen dieser merkwürdigen Radiosender empfangen und ihn in ihre private Verschwörungstheorie eingebaut hat. Was den Tunnel betrifft … nun, ich kann nicht abstreiten, dass sie dachte, dort unten würde sich etwas von Bedeutung befinden. Sie erwähnte es mehr als nur einmal auf ihren Postkarten. Außerdem erwähnte sie, dass sie dort etwas sehr Wertvolles versteckt hätte. Ob es wirklich so war, wusste ich natürlich nicht, aber mir war klar, dass ich Paris nicht verlassen kann, ohne mich vergewissert zu haben.«
    »Und Sie sind nicht auf die Idee gekommen, dass es vielleicht recht gefährlich sein könnte?«
    »Natürlich wusste ich, dass es gefährlich ist. Und natürlich konnte ich dem Mann im Bahnhof nicht sagen, was ich dort getan habe.«
    Floyds Hände klammerten sich fester um das Lenkrad. »Und das soll alles gewesen sein? Sie haben nur ein paar unerledigte Dinge für Ihre Schwester aufgeräumt?«
    »Ja«, sagte sie mit Nachdruck.
    »Das erklärt immer noch nicht, warum es zwei Todesfälle gegeben hat. Oder haben Sie auch dafür eine ganz einfache Erklärung?«
    »Wie Sie selbst bereits sagten, hatte Blanchard vermutlich ein schlechtes Gewissen wegen dem, was mit Susan geschehen ist. Vielleicht war ihr Tod doch

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