Ewigkeit
sie ein heißes Bad nehmen und ihre Kleidung wechseln kann.« Er nahm Augers Hand. Seine Finger waren rau, aber behutsam. »Nicht wahr, Liebling?«
»Ich mache mir Sorgen, ob ich morgen noch eine Arbeit haben werde«, sagte Auger. »Der Schaden im Geschäft sieht ziemlich schlimm aus.«
»Um dieses Problem werden wir uns kümmern, wenn es so weit ist.« Floyd wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Angestellten zu. »Hier. Sie waren sehr verständnisvoll. Sind Sie bereit, dies als Zeichen meines Danks anzunehmen?« Wie selbstverständlich hatte er einen Zehn-Franc-Schein aus dem Mantel gezogen, ihn diskret zusammengefaltet und dem Mann in die Brusttasche geschoben.
»Ihren Dank? Wofür? Ich habe nichts für Sie getan.«
»Meiner Frau ist es immer noch etwas peinlich, wie sie aussieht«, sagte Floyd mit gesenkter Stimme, als würden sich die beiden Männer im Vertrauen unterhalten. »Sie wäre Ihnen sehr verbunden, wenn wir den Bahnhof durch den Personalausgang verlassen dürften.«
»Ich kann unmöglich …«
Floyd steckte ihm noch einmal zehn Franc zu. »Ich weiß, dass es höchst unvorschriftsmäßig ist, aber wir wären Ihnen trotzdem sehr dankbar. Trinken Sie etwas auf meine Kosten.«
Der Mann schürzte die Lippen und wog seine Möglichkeiten ab. Dann gelangte er sehr schnell zu einer Entscheidung. »Ein Geschäftsschaden, sagten Sie?«
»Wir hatten gerade neue Ware aus dem Lagerhaus eingeräumt«, sagte Auger.
»Ich hoffe sehr, dass Ihr Arbeitsplatz nicht in Gefahr ist, Madame.« Er öffnete die Tür und bedeutete ihnen, wieder auf den Bahnsteig zu treten. »Hier entlang«, sagte er und führte sie in eine Richtung, die dem öffentlichen Bahnhofseingang gegenüberlag.
»Sie sind ein guter Mensch«, sagte Floyd. »Ich werde Sie nicht so schnell vergessen.«
»Und Sie können sich ganz sicher sein, dass auch ich Sie nicht so schnell vergessen werde, Monsieur Floyd.«
Neunzehn
Es regnete immer noch, als sie auf die Straße traten, doch es waren nur die letzten Tropfen eines kurzen Nachmittagsschauers, und die graue Decke des Himmels war von seltsam geformten Klecksen aus Pastellblau durchsetzt. Nach dem, was ihr unterirdisch widerfahren war, wirkte die Selbstverständlichkeit, mit der sich das profane Stadtleben fortsetzte, der stetige Strom aus Passanten und Fahrzeugen, wie eine Beleidigung auf Auger. Sie wartete, bis der Métro-Angestellte von der Zielfläche verschwunden war und das Tor hinter sich verschlossen hatte, dann wandte sie sich an Floyd.
»Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll«, sagte sie auf Englisch zu ihm.
»Sie könnten damit anfangen, mir zu danken. Ich habe Ihnen da unten aus der Klemme geholfen.«
»Diese Klemme war nicht Ihre Angelegenheit. Was haben Sie dort überhaupt gemacht? Warum haben Sie mir aufgelauert?«
»Ich habe Ihnen nicht aufgelauert«, sagte Floyd. »Ich habe nur zufällig mitbekommen, wie Sie in Schwierigkeiten geraten sind.«
»Sie haben mich zufällig gesehen. Von allen Métro-Stationen der Stadt haben Sie sich zufällig Cardinal Lemoine ausgesucht, um dort Ihren Tag zu verbummeln?«
Floyd zuckte die Achseln. »Nicht ganz.«
Auger wandte sich von ihm ab und hob die Hand, in der vermutlich vergeblichen Hoffnung, ein Taxi zu erwischen.
Angesichts ihres Aussehens war es jedoch wahrscheinlicher, dass ein Taxifahrer Gas gab statt anzuhalten.
»Wohin wollen Sie?«, fragte Floyd in sachlichem Tonfall.
»Irgendwohin. Nur weg von hier. Zu einem Ort, wo keine Gefahr besteht, dass ich von einem neugierigen Mann in einem schäbigen Regenmantel verfolgt werde.«
»Ist das die Art, wie man in Dakota seine Dankbarkeit zum Ausdruck bringt?«
Sie fuhr herum, so schnell, dass sie beinahe das Gleichgewicht verloren hätte. Das Pflaster unter ihren Füßen war schlüpfrig und hatte nach dem Regen die Farbe von Schiefer angenommen. »Ich bin nicht undankbar«, sagte sie und sah ihn mit funkelndem Blick an, »aber meine Dankbarkeit hat ihre Grenzen. Jetzt gehen Sie bitte. Sonst muss ich die Polizei rufen.«
»In Ihrem Zustand? Das würde ich gerne erleben.«
Ein Taxi raste vorbei. Der Fahrer schien es darauf abgesehen zu haben, Auger mit schmutzig braunem Regenwasser zu bespritzen. »Lassen Sie mich einfach in Ruhe.« Sie verzog das Gesicht, als das Wasser die Beine hinab und in die Schuhe lief. »Wir haben unsere geschäftliche Beziehung heute Vormittag beendet. Oder erinnern Sie sich nicht mehr an die nette Abschlusszahlung, die ich Ihnen gegeben
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