Ewigkeit
wir uns nicht die Mühe gemacht, zusätzliche Behälter zu schaffen.« Sie deutete auf die hintersten zwei Särge, die direkt vor der Wand standen. »In diesen beiden liegen du und dein Begleiter.«
»Moment …«, setzte Auger an.
»Es besteht kein Grund zur Panik«, sagte Cassandra. »Kommt näher und schaut hinein. Ihr werdet sehen, dass ihr völlig unversehrt seid.«
Auger blickte durch den durchsichtigen Deckel des ersten Behälters. Darin schwamm, vom gleichen blauen Gel wie die Frau umhüllt, der schlafende Floyd. Er hatte die Augen geschlossen, und sein Gesicht war eine reglose Maske der Gelassenheit. Sie trat zur Seite, damit auch er sich betrachten konnte, dann ging sie zu ihrem eigenen Körper im zweiten Behälter hinüber.
»Warum kommt es mir so vor, als hätte sich plötzlich alles in einen bösen Traum verwandelt?«, fragte Floyd.
»Es ist alles in Ordnung«, sagte Auger und griff nach seiner Hand, um ihn zu beschwichtigen, obwohl sie selbst etwas Trost nötig gehabt hätte. Ganz gleich, wie sehr sie sich Sorgen machte, sie konnte sich nicht einmal ansatzweise vorstellen, was Floyd empfinden mochte. »Nicht wahr, Cassandra?«
»Ich wollte euch nicht gleich nach dem Aufwachen beunruhigen«, sagte die Slasherin, »da ich weiß, was Stoker von unseren Maschinen halten …«
»Sie sagt die Wahrheit«, wandte sich Auger an Floyd. »Wir befinden uns in einem Raumschiff, und wir wurden über dem Mars gerettet. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dieser Teil der Geschichte stimmt. Aber eigentlich sind wir noch nicht aufgewacht.«
»Ich fühle mich ziemlich wach für jemanden, der eigentlich gar nicht wach ist.«
»Du bist bei vollem Bewusstsein«, sagte sie. »Aber die Maschinen gaukeln deinem Gehirn vor, dass du gerade durch das Schiff spazierst. Alles, was du siehst oder fühlst, ist eine Täuschung. In Wirklichkeit liegst du immer noch in diesem Tank.«
»Das ist die einzige Möglichkeit, wie wir euch am Leben erhalten können«, erklärte Cassandra mit offenkundiger Besorgnis. »Die Beschleunigung hätte uns alle längst getötet.«
»Also bist du …?« Floyd wusste nicht, wie er seine Frage in Worte fassen sollte.
»Ich liege in einem anderen Behälter, genauso wie alle meine Kollegen, in einem anderen Raum in diesem Schiff. Es tut mir Leid, dass diese kleine Notlüge nötig war, aber alles andere, was ich gesagt habe, entspricht der Wahrheit.«
»Alles?«, hakte Auger nach.
Cassandra blickte auf eine Wand und ließ ein dreidimensionales Gitter entstehen, in dem sich eine winzige Darstellung ihres Schiffes bewegte. Es flog extreme Kurven und Schlenker, und bei jeder Richtungsänderung bog und verzerrte sich die flexible Hülle. »Das ist unsere Flugbahn in Echtzeit«, sagte Cassandra. »Ihr habt eine Ahnung davon bekommen, als ich euch das Shuttle gezeigt habe. Ich hätte die Ansicht manipulieren können, was mich keine besondere Mühe gekostet hätte, aber ich habe mich entschieden, es nicht zu tun. Ihr wärt früher oder später sowieso von allein darauf gekommen.«
»Ist mit uns wirklich alles in Ordnung?«, sagte Auger.
»Auf jeden Fall«, sagte Cassandra. »Allerdings ist der Heilungsprozess noch im Gange. Wenn wir Tanglewood erreicht haben, werdet ihr beiden wieder so gut wie neu sein.«
»Wenn wir es bis dorthin schaffen«, sagte sie.
Cassandra lächelte. »Versuchen wir, die Sache optimistisch zu sehen, ja? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es wenig Sinn hat, sich Sorgen um Dinge zu machen, auf die man keinen Einfluss hat.«
»Auch nicht um den Tod?«
»Ganz besonders nicht um den Tod.«
Dreiunddreißig
Auger pellte sich gerade durch eine Orange, als Cassandra wieder auftauchte. Sie trat durch einen Vorhang, der sich in einer imaginären Brise bewegte.
Die Slasherin in Gestalt eines Mädchens ließ aus dem Nichts einen Stuhl entstehen und nahm darauf Platz. »Wie fühlst du dich?«
»Das ist das Köstliche, was ich jemals gegessen habe«, sagte Auger.
»Das ist das Köstlichste, was du niemals gegessen hast«, korrigierte Cassandra sie mit einem amüsierten Lächeln. »Was natürlich unfair ist. Wie könnte reale Nahrung mit einer direkten Stimulation des Geschmackszentrums konkurrieren?«
Die Erinnerung, dass das Obst bloße Phantasie war, genügte, um ihr den Appetit restlos zu verderben. »Ist es für dich jeden Tag so?«, fragte Auger. Neben ihr ließ sich Floyd nicht beirren und machte sich weiter über eine Weintraube her.
»Mehr oder weniger.«
»Ich
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